Ludwigshafen Spiel voller Spannkraft

Einmal im Jahr gibt es im Schlossgarten von Fußgönheim ein Konzert mit Barockmusik, eine Referenz an die Zeit der Erbauung des Hallbergschen Schlosses um 1730. Wegen des so gar nicht sommerlichen Wetters musste die Veranstaltung in diesem Jahr in die Schlosskirche verlegt werden. Reizvoll war sie deswegen nicht minder.

Zum wiederholten Male wurde das Konzert von dem renommierten Münchener Barockensemble L`arpa festante bestritten. Während das Programm sonst stets recht gemischt war, im letzten Jahr etwa mit Werken aus fünf europäischen Ländern, stand diesmal ein einziger Komponist im Mittelpunkt, und auch nur ein zeitlich eng begrenzter Aspekt seines Schaffens: Georg Friedrich Händel und sein Aufenthalt in Rom. Interessant und spannend war der Abend gleichwohl. Dass das Konzert in der Schlosskirche stattfinden musste, war kein Nachteil. So schön das Ambiente eines Konzerts im Freien vor malerischer Kulisse ist, die Klänge verlieren sich dabei allzu oft in der Luft. Der zarte Klang einer Theorbe etwa, wie sie bei L`arpa festante von Toshinori Ozaki gespielt wird, würde sich im Freien völlig verflüchtigen. Musikalisch ergibt eine Aufführung im geschlossenen Raum schon mehr Sinn. Das Orchester ist eines der ältesten deutschen Spezialensembles für Alte Musik. 1983 gegründet, steht es seit fast 35 Jahren für höchste stilistische Kompetenz, für Spielfreude, für ein konturenscharfes, von der historisch informierten Aufführungspraxis bestimmtes Spiel voller Spannkraft. Ende des Jahres 1706 ging der einundzwanzigjährige Händel für zwei Jahre nach Rom, um bei den großen Meistern zu lernen. Händel wurde als Komponist und Cembalist in Rom bald enthusiastisch gefeiert, fand Mäzene in Person wohlhabender Marchesi und Kardinäle. Er erhielt jede Menge lukrativer Aufträge und, wie der den Abend moderierende Sänger Andreas Pehl erzählte, ein Budget für seine Verpflegung, das dem Bühnenhonorar eine Operndiva entsprach. So wurde der Romaufenthalt zu einer glücklichen Zeit, was sich auch in den Kompositionen niederschlug, in Stücken, die zwar von römischen Vorbildern wie Arcangelo Corelli beeinflusst, aber von jugendlicher Frische und großer Originalität waren. So in der Sonata à cinque, einem Violinkonzert mit virtuosen Soli des Konzertmeisters Christoph Hesse, oder in einer dreisätzigen Sinfonia B-Dur. Kern des Programms waren zwei Kantaten. „Amarilli vezzosa“ oder „Il duello amoroso“, eine der damals vom römischen Adel gepflegten Schäferidyllen, trugen Altus Andreas Pehl und die Sopranistin Monika Mauch vor, zwei ideale Sänger für barocke Vokalmusik, die aufs Beste miteinander harmonierten und die nötige Flexibilität, Schlankheit, Geläufigkeit und Phrasierungskunst an den Tag legten, um den Affektgehalt der Musik auszudrücken. Musikalisch interessanter noch war die Kantate „O come chiare e belle“, die aus Anlass eines Feldzuges des Kaisers Joseph I. gegen Papst Clemens XI. entstand. Die Göttin Gloria fordert die Stadt Rom auf, Widerstand zu leisten und Rom zu altem Ruhm zurückzubringen. Zu den genannten Ausführenden gesellte sich hier in gleicher Qualität noch die Sopranistin Maria Weber. Zum Schluss setzt Händel als Klangkrone eine Trompete ein, meisterhaft gespielt von Jens Jourdan.

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