Ludwigshafen Spannende Zeiten fürs Geburtstagskind

Eingang zum Klinikum: Ecke Hohenzollern-/Bremserstraße, direkt auf der Grenze der Stadtteile Nord und Friesenheim.
Eingang zum Klinikum: Ecke Hohenzollern-/Bremserstraße, direkt auf der Grenze der Stadtteile Nord und Friesenheim.

„Einfach nur spannend.“ So beschreibt Hans-Friedrich Günther (61) seine bisherige Zeit in Ludwigshafen. Er habe seinen Wechsel aus Hamburg noch keinen Tag bereut und freue sich auf die kommenden Jahre. Dabei werde es in ähnlich hoher Schlagzahl wie bisher weitergehen. Denn kaum ist das neue Herzzentrum so richtig in Betrieb, richten sich die Blicke schon auf die nächsten Baupläne. Im nächsten Jahr steht für fünf Millionen Euro der Umbau der Notaufnahme an. Danach kommt ein ganz dicker Brocken: die Sanierung des großen Bettenhauses (Haus B). „Da haben wir zum Teil noch Etagenklos und Drei-Bett-Zimmer, das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Günther. Verknüpft wird die Sanierung mit dem Abriss des Hauses D, in dem die Onkologie zu finden ist. „Da kommt dann das neue große Bettenhaus hin“, sagt Günther. Noch laufen die Verhandlungen mit dem Land. Und schon steckt man mitten in seinem Arbeitsalltag. Als Herr der Zahlen – der Umsatz 2015 lag bei 258 Millionen Euro – muss Günther schauen, dass die städtische Tochter Klinikum vernünftig wirtschaftet und nach Möglichkeit jedes Jahr auch ein paar Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Er wisse, sagt Günther, dass nach der reinen Lehre ein Krankenhaus nicht dazu da sei, Geld zu verdienen. Doch das sei leider Wunschdenken, „denn die staatlichen Fördermittel reichen nicht, also müssen wir selbst Geld verdienen, um zu investieren. Moderne Geräte kosten Millionen“. Günther erwartet, dass der Medizin in den nächsten Jahren eine Revolution bevorsteht. Zum einen, weil die neuen Techniken eine bessere Behandlung ermöglichen – etwa in der Chirurgie. Zum anderen aufgrund der Digitalisierung. Deshalb habe er mit dem Universitätsklinikum Mannheim den Aufbau einer gemeinsamen IT-Abteilung für beide Häuser angeschoben. Sein Ziel sei, dass Ärzte und Pflegekräfte künftig noch mehr Daten über die Patienten haben und jederzeit auf diese zugreifen können. „Dann können wir besser behandeln und Abläufe optimieren.“ Damit seine Mitarbeiter hier Schritt halten können und das Klinikum als Arbeitgeber attraktiv bleibt, setzt Günther auf Aus- und Weiterbildung. „Wir brauchen qualifizierte Leute, also bilden wir sie am besten selbst aus.“ Mit Blick auf die medizinischen Angebote ist der Geschäftsführer für Schwerpunkte. „Wir dürfen uns nicht verzetteln“, warnt er. Folglich solle etwa die Unfallmedizin komplett von der BG Klinik übernommen werden. „Das ist deren Kernkompetenz. Diese Kooperation ist heute schon gelebte Realität.“ Das Klinikum wiederum wolle seine Stärken weiter ausbauen. Günther nennt die Stichworte Schlaganfall- und Herzmedizin sowie die Behandlung von Krebs. Wöchentliche Tumorkonferenzen quer durch die Fachbereiche seien fest etabliert. „Wir brauchen solche Strukturen, denn wir müssen die Patienten überzeugen.“ Was Günther sehr schätzt, ist das politische Klima. „Das Klinikum ist Teil der Stadt und kein Zankapfel.“ Diese Akzeptanz helfe sehr und „verpflichtet uns, dass wir jeden Tag einen guten Job machen“. Prägend für das Haus sei zudem die enge Bindung an die BASF. „Wir machen vieles zusammen, üben auch gemeinsam verschiedene Katastrophenszenarien.“ Mit dem Standort Bremserstraße ist der Geschäftsführer einverstanden: „Wir sind gut angebunden und haben überall hin kurze Wege.“ Ein Dauerthema sei das Sanieren und Bauen, wie Günther beim Blick in die Historie erkennt: Am Anfang gab es 48 Betten in einem umgebauten Gasthof. Das erste richtige Hospital, das am 2. November 1892 an der Bremserstraße eingeweiht wurde, hatte 70 Betten. „Wenn man sieht, was daraus bis heute geworden ist, ist das schon sehr spannend.“

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x