Rhein-Pfalz Kreis Sogar Nils Nager geht in die Knie

Was bewegt die Menschen in Maxdorf? Elke Fickler und Rudi Ellenberger haben mit Sven Wenzel (links) und Markus Müller darüber ge
Was bewegt die Menschen in Maxdorf? Elke Fickler und Rudi Ellenberger haben mit Sven Wenzel (links) und Markus Müller darüber gesprochen – trotz großer Hitze.

«Maxdorf.» Allzu viel Redebedarf haben die Maxdorfer nicht. Zumindest gestern nicht, als unsere Redaktion vor Ort an der RV Bank in der Hauptstraße Station macht. Das könnte am Wetter liegen – 30 Grad und mehr, wenig Schatten. Doch denen, die gekommen sind, brennt besonders ein Thema unter den Nägeln.

Eins. Zwei. Drei. Und gefühlt sind gerade mal 30 Sekunden vergangen. Schon kommt der nächste Lastwagen angefahren. Es ist laut in der Maxdorfer Hauptstraße, stickig, heiß. Die Autos zwängen sich schon am Vormittag durch das Spalier der Parkenden, manche wenden gar. Das sieht mitunter abenteuerlich aus, was die Lenkradakrobaten da vollführen – und ist auch gefährlich, sagt Walter Sander, als er an den RHEINPFALZ-Stand an der RV Bank kommt. Teilweise empfindet der 62-Jährige die Situation als zu bedrohlich, um sich noch mit dem Fahrrad auf die Straße zu trauen. Zu den morgendlichen und abendlichen Stoßzeiten sei es besonders schlimm. Den Grund für die vielen Autos hat Sander genauso wie Rudi Ellenberger schnell ausgemacht – die große Baustelle, drüben „Am Römig“. Zum Frankenthaler Industriegebiet und dessen Erweiterung, in dem sich unter anderem Amazon ansiedeln wird, hat Ellenberger eine klare Meinung. Es ärgert ihn, der sonst so freundliche 64-Jährige redet sich gar ein wenig in Rage: „Obwohl das uns Maxdorfer eher betrifft als die Frankenthaler, können wir das Verfahren nicht wirklich beeinflussen“, sagt er. Ellenberger zeigt zur Hauptstraße, er schüttelt den Kopf. „Richtig wäre gewesen, die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, direkt an die A 61 anzubinden“, sagt er, „und die Kosten nach dem Verursacherprinzip auf eben diese Firmen umzulegen.“ Stattdessen werde nun die Kreuzung der beiden Landstraßen umgebaut. „Und die Allgemeinheit muss zahlen“, sagt Ellenberger. Er findet, es hätte viel früher offengelegt werden müssen, wer in dem Gebiet was baut und welche Auswirkungen das auf die Anwohner hat. Das gelte für Industriegebiete ganz allgemein. „Solche großen Logistikkonzerne bringen zwar Arbeitsplätze, aber sie verdrängen auch kleine, regionale Anbieter und vernichten indirekt auch Jobs“, sagt er. Dem kann sich Elke Fickler nur anschließen. Die Maxdorferin huscht unter das Zelt, sucht ein wenig Schatten. Aber sie trinkt gestern Vormittag einen Kaffee – so ziemlich als einzige, alle anderen setzen bei 30 Grad und mehr auf Wasser. Eine kleine Erfrischung tut gut. Bei der Hitze geht sogar RHEINPFALZ-Maskottchen Nils Nager in die Knie, zumindest schmelzen die bunten Biber-Gummibärchen schnell zu einem großen Klumpen zusammen. Neben dem Verkehr in der Hauptstraße hat Fickler noch ein anderes Anliegen mitgebracht, die Parksituation vor ihrer Haustür in der Birkenstraße. Alle Anwohner hätten einen privaten Stellplatz, „trotzdem ist die ganze Straße zugeparkt“, sagt sie. Vor allem ein Wohnwagen, der oft über Wochen hinweg dort stehe, ist für sie ein Ärgernis. Aber zurück zur Hauptstraße. „Die wollen sie ja auch umgestalten“, sagt Fickler, „irgendwann.“ Alle lachen. Zum Glück hat das Werner Baumann (CDU) nicht gehört. Der Maxdorfer Ortsbürgermeister stattet der Redaktion vor Ort erst später einen kurzen Besuch ab. Eine Antwort hat er trotzdem parat: „Der Landesbetrieb Mobilität sagt, die Substanz der Hauptstraße ist nicht so schlecht, dass sie komplett erneuert werden muss.“ Was kaputt sei, sind die Bürgersteige – und die Infrastruktur. „Die Versorger warten schon darauf, dass gebaut wird. Die Umgestaltung der Hauptstraße ist im aktuellen Doppelhaushalt der Gemeinde berücksichtigt. Es werde schnell geschimpft, sagt Baumann, über Verkehr sowieso. Aber er muss zugeben: „Wir haben aktuell sehr viel Verkehr in der Hauptstraße.“ Das sei nicht strukturell bedingt und pendele sich wieder ein. Aber, sagt er, ein paar Lastwagen, die fahren ja in jedem Dorf. Eins. Zwei. Drei.

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