Ludwigshafen Rohrpost und Hybrid-OP

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Eine erstmals von den Ingenieurkammern Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gemeinsam veranstaltete Pressereise hat am Samstag zu „Meilensteinen der Ingenieurbaukunst“ in beiden Bundesländern geführt. Auch auf dem Programm: eine Besichtigung des kürzlich eingeweihten Herzzentrums des Klinikums Ludwigshafen.

„Es ist hier alles etwas kleiner als im Neubau der Kunsthalle Mannheim, die wir eben besichtigt haben. Dort gab es aber eine 50 Millionen Euro-Spende, hier hat das Klinikum keine Förderung bekommen und bezahlt alles selbst“, stimmte Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz die Gäste auf ihren Besuch im neuen Gebäude ein. Aufgabe sei gewesen, trotz begrenzten Budgets ein modernes Herzzentrum mit bundesweitem Ruf zu bauen, sagte die Diplomingenieurin. Als Leiterin eines Planungsbüros für Gebäudetechnik war Katzschmann selbst mit ihrem Unternehmen maßgeblich an der technischen Ausstattung des neuen Herzzentrums beteiligt. „Das Gesamtbudget lag bei 40 Millionen Euro, wir haben hier eine Punktlandung hinbekommen“, berichtet Harald Venus, Geschäftsbereichsleiter für Infrastruktur am Klinikum. In die technische Ausstattung waren dabei rund 17 Millionen Euro geflossen. Das Haus bietet dafür auf 4800 Quadratmetern Nutzfläche drei herzchirurgische OP-Säle und einen „Hybrid-OP“, der auch als Herzkatheterlabor dienen kann. „Wenn es mit einem Katheter ein Problem gibt, können die Ärzte hier nahtlos mit der OP weitermachen“, nennt Venus den Vorteil. Zur Verfügung stehen der Herzklinik moderne bildgebende Geräte, etwa eine Angiografieanlage zur Darstellung von Gefäßen, Computertomografen und Magnetresonanztomografen. Gemäß den Sicherheitsvorschriften im Krankenhausbau mussten drei separate Stromversorgungen installiert werden. Erforderlich ist dazu eine umfangreiche Haustechnik für Wasser, Abwasser, Heizung sowie Kälte für die Klimatisierung, da OP-Räume immer auf konstanter Temperatur gehalten werden müssen. Eine besondere Herausforderung aufgrund der geforderten Hygiene stellte die Lüftungsanlage dar. „Die Luft wird über ein 18 Quadratmeter großes Deckenfeld keimfrei in den OP eingebracht“, erklärt Venus. Da sich die alten OP-Tische bis 128 Kilogramm in Einzelfällen als zu schwach erwiesen hätten, sind die neuen für Gewichte von 180 bis 350 Kilogramm ausgelegt. Stolz ist der Infrastrukturchef auch auf das neue „Heal-Well“-Beleuchtungskonzept in den Krankenzimmern. „Studien haben gezeigt, dass Patienten schneller genesen, wenn sie einen Tag-Nacht-Rhythmus erleben“, berichtet Venus. In den Stationszimmern simuliert daher eine Leuchtfläche an der Decke das Zu- und Abnehmen des Tageslichts. Eine Lichtleiste ändert analog dazu ihre Farbe von bläulich am Tag zu gelb am Abend. In den Räumen der 20 Intensivbetten wurde modernste Informations- und Kommunikationstechnik installiert. „Eine Renaissance erlebt die gute alte Rohrpostanlage“, verweist der Klinik-Manager auf einen Kasten an der Wand. Gut verpackt in eine Transportkapsel gelangt eine Blutprobe damit in kaum zwei Minuten ins Klinikumslabor. Nach dem Rundgang zeigten sich die teilnehmenden Ingenieure und Vertreter der Fachpresse beeindruckt von den Lösungen der technischen Einzelfragen.

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