Ludwigshafen Rebellische Lieder

Ansteckende Energie: Ansa Sauermann in Mannheim.
Ansteckende Energie: Ansa Sauermann in Mannheim.

Ansa Sauermann – ein Name, den man sich merken sollte. Auf der „Sommerbühne“ der Alten Feuerwache in Mannheim hat der junge Künstler aus Dresden mit rebellischen Liedern verzaubert, die nicht nur wegen ihrer kritischen Texte im Ohr bleiben, sondern auch dank einem oft eingängigen Pop-Rock-Sound. Dabei schafft es der Singer und Songwriter, nicht auf den Mainstream-Zug aufzuspringen, sondern einen eigenen Stil zu schaffen.

Rebellisch wirkt nicht nur der junge Mann aus Dresden, sondern auch sein Instrument. „Meine Gitarre entwickelt ein Eigenleben“, stellte der Singer/Songwriter bereits nach dem ersten Lied fest, bevor sich daranmachte, die Saiten zu stimmen. Es ist das zweite Mal, dass Ansa Sauermann in der Quadratestadt zu Gast ist. Im März bestritt er das Vorprogramm bei dem Konzert der Wiener Kultband Wanda. Auf der „Sommerbühne“, die angesichts eines der Jahreszeit nicht angemessenen Wetters ins Innere der Alten Feuerwache verlegt wurde, durfte er nun zum ersten Mal als Hauptact fungieren und riss mit seinem ansteckenden Pop-Rock-Sound die Anwesenden sofort mit. Dabei sind seine Texte oft nicht so fröhlich, wie es die meist poppigen Klanggewänder vermuten lassen. Statt über Liebe, Freude und Eierkuchen zu singen, hat es sich Ansa Sauermann zur Aufgabe gemacht, sein Leben und die Welt kritisch zu beäugen. Offen und schonungslos setzt er sich mit den Problemen seines Lebens und seiner Generation auseinander. So scheut er sich auch nicht, seine in Verruf geratene Heimatstadt mit einem Protestsong wachzurütteln: „Das ist unser Statement zu Dresden“, kündigt er das Lied „Tal der Ahnungslosen“ an. Darin schreit er sich seine Wut zu aggressiv aufeinanderfolgenden Akkorden von der Seele. Gemeinsam mit seiner Band liefert er einen modernen und druckvollen Sound ab, der zu überzeugen weiß, und erinnert damit manchmal an Songwriter wie Maxim, Tim Bendzko oder Clueso. Einige Lieder haben durchaus das Potenzial zum Hit und Ohrwurm, ohne den Mainstream zu bedienen. Stattdessen überrascht Ansa Sauermann mal mit einem 70er-Jahre-Orgelsound, verzerrten E-Gitarrenklängen und manchmal auch verstimmt klingenden Klaviertönen. Ende dieser Woche veröffentlicht er sein Debütalbum „Weiße Liebe“. Dann wird sich zeigen, ob er sich in der Musikszene etablieren kann. Das Handwerkszeug bringt er jedenfalls mit, zudem eine Menge Ehrlichkeit und eine ansteckende Energie, die mühelos von der Bühne aufs Publikum überspringt. Nur allzu gerne folgen die Besucher seiner Aufforderung zu tanzen und hüpfen gemeinsam mit ihm zu dem dancelastigen, von Elektroklängen durchzogenen Sound munter auf und ab. Eine lange Reise hat Ansa Sauermann hinter sich gebracht, eine musikalische Reise, die ihn am Ende zu sich selbst und auf die Bühnen Deutschlands geführt hat. Eine Reise, die wie „sieben Leben“ anmutet, auf der er vergebens auf Züge gewartet und Fehler gemacht hat, die Beziehungen beendet haben. Doch all dieser Hoffnungslosigkeit wohnt auch ein Funke Hoffnung inne, die Hoffnung, dass diese Erfahrungen im Leben weiterbringen. Daher ist seine Reise noch nicht zu Ende, sie fängt gerade erst an. Das zeigte auch der lautstarke Applaus der Zuschauer, die den jungen Musiker aus Dresden mit der Zuversicht entließen, ihn auf seiner Tour im Oktober vielleicht wieder in Mannheim begrüßen zu können.

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