Ludwigshafen Plötzlich Majestät

Der König und sein Diener: Sebastian Schmitz und Bärbel Maier.
Der König und sein Diener: Sebastian Schmitz und Bärbel Maier.

„Luis der Erste, König der Schafe“ ist ein Kinderbuch von Olivier Tallec, eigentlich eine politische Fabel. Sie führt anschaulich vor, wie man auf der Schafswiese der Größte ist, nach den immer gleichen Regeln, die schon in der Kita eingeübt werden. Die Kitz Theaterkumpanei hat daraus ein lustiges Spiel mit tieferer Bedeutung gemacht, für Kinder ab vier Jahren und ihre Eltern ein rundum gelungenes Vergnügen.

Die Bühne ist mit textilen grünen Objekten übersät. Ein weißes (Sebastian Schmitz) und ein braunes Schaf (Bärbel Maier) im handgemachten Stricklook ziehen blökend zwischen Kuschelschäfchen umher. Der Wind weht ein „blaues Zackending“ herbei. Was ist das, denkt das weiße Schaf, eine Krone? Es setzt sie auf, richtet sich aus gebückter Schafshaltung kerzengerade auf. Der gewöhnliche Schafsbock Luis in Strickhosen und mit lustig abstehenden Ohren ist nun Ludwig der Erste, König der Schafe. Wie sich ein König benimmt, was er macht, was er haben muss, hat Luis schnell drauf. Er steht über den anderen und demonstriert Majestät: Er steigt auf den zentralen grünen Hügel. Noch höher: Das braune Schaf muss ihm einen Thron auftürmen, denn es ist jetzt der Diener. Der König braucht ein königliches Bett. Er stopft den zartesten Salat in sich hinein. Der Diener rennt, um ihm alles recht zu machen, wie im uralten Kinderspiel von König und Diener. Der König bewundert sich im Spiegel und setzt sich in beeindruckende Positur. Natürlich muss ein König auch etwas tun: Eine Rede halten, ausländische Diplomaten empfangen. Er braucht Vergnügen; bei einer königlichen Jagd muss der Diener den Löwen spielen. Das Kuschel-Schafsvolk auf der Bühne lässt alles passiv über sich ergehen. Das angesprochene Volk im Zuschauerraum geht aktiv mit. Nach dem turbulenten Jagdvergnügen hat der König Lust auf Kultur. Nun kommt der textile Kram auf der Bühne zum Einsatz. Der Diener baut daraus einen königlichen Garten, in dem alles hübsch und aufgeräumt ist. Das gefällt dem König. Aber im Diener regt sich Widerspruch: zu viel Rennerei, zu viel Schikane, zu viele Drohgebärden. Er singt ein revolutionäres Lied. Das gefällt dem König nicht. Widerspruch ist verboten. Der Diener wird gefeuert. Der König lässt sich von einer ausgewählten Schafsgarde bewachen. Auch deren Mitglieder werden nach und nach gefeuert, weil sie zu laut oder zu leise blöken. Der König ist nun sehr allein und es kommt, wie es kommen muss: Die vom Zufall zugespielte Krone ist plötzlich weg. Der König ist wieder das gewöhnliche Schaf Luis, wird jetzt aber von allen gemieden. Unter Peer Dammingers Regie ist ein dynamischer Spielfluss entstanden. Sebastian Schmitz spielt vergnüglich die königlichen Allüren und Gefühlsumschwünge. Bärbel Maier hetzt als armes Schaf herum und kommt immer mehr zu Wort. Sie hat den Kinderbuchtext dramatisiert und die Botschaft der Fabel in griffige Sätze gepackt. Deren formelhafte Prägnanz ist eine optimale Spielvorlage und ein sprachlicher Genuss. Termine und Karten Weitere Vorstellungen im Theaterladen in Ludwigshafen, Rheingönheimer Straße 110, heute um 9 und 10.30 Uhr; am 7. und 8. September um 9.15 und 10.45 Uhr, am 9. September um 16 Uhr. Karten unter 0621/65056444 oder 0173/3640590.

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