Ludwigshafen Plötzlich liegt der Künstler leblos am Boden

Anja Reich, Marie-Louise Mott und Edgar Wetzel (von links).
Anja Reich, Marie-Louise Mott und Edgar Wetzel (von links).

Im Februar hat der „Tatort“ die Hemshofschachtel bundesweit ins Gespräch gebracht. Daraufhin hat Marie-Louise Motts Mundartbühne selbst eine Krimikomödie inszeniert. Nun wurde „Adelheid und ihre Kurschatten“ von Rüdiger Kramer uraufgeführt.

Die Kur-Krimikomödie nimmt deutlich Bezug aufs Fernsehen, wenn gleich am Anfang die Titelmelodie der „Schwarzwaldklinik“ ertönt, gefolgt von bekannten musikalischen Intros zu TV-Krimiserien wie „Der Kommissar“, „Derrick“ oder – selbstverständlich – zum „Tatort“. „Babbeldasch“, der jüngste Ludwigshafener „Tatort“, spielte ja in der Hemshofschachtel, beschäftigte nahezu das gesamte Ensemble des Theaters und machte die Bühne über die Region hinaus bekannt. Die „Bild“-Zeitung hatte vor der Erstausstrahlung des umstrittenen, weil improvisierten und mundartlichen Krimis eigens eine nachdrückliche „Einschaltwarnung“ ausgesprochen („Dieser Tatort ist ein Verbrechen!“), während andere, wohlwollendere Medien durchaus auch lobende Worte fanden. „Ich wollte ursprünglich eine komplette Persiflage auf den ,Tatort’ schreiben“, erklärt der Dirmsteiner Bühnenautor Rüdiger Kramer, dem „Babbeldasch“ nicht gefallen hat. Schließlich hat er sich aber anders besonnen. Sein „Adelheid und ihre Kurschatten“ spielt in einer Bad Dürkheimer Klinik. Im Zentrum des Bühnenbildes steht ein Trinkbrunnen, der eher aussieht wie ein Kamin. „Drei Liter täglich trinken“ steht als Hinweis darüber, was nur schwerlich zu bewerkstelligen sein dürfte angesichts des dünnen Rinnsals, das aus dem Hahn kommt. Die Patientinnen Adelheid Kempinski (Marie-Louise Mott) und Waltraut Fink (Anja Reich) hätten ohnehin lieber Wein. Das Wasser ist überhaupt nicht nach ihrem Geschmack. Es schmecke vor allem nach Schwefel, meint angewidert auch Erwin Klotz (Edgar Wetzel), ein Patient und Kommissar der Kripo Ludwigshafen. Heimlich und gewitzt lässt Adelheid also eine zweite Zuleitung anbringen, in der Wein statt Wasser fließt. Nur sie kennt das Signal, mit dem sie bestimmen kann, was der Brunnen freigibt. Neben dem Wein sind Adelheid und Waltraut vor allem auf Männer aus. Auf Mitpatienten, denn der Arzt Dr. Josef Pfau (Jens Kalbfuss) scheint schon an Schwester Tanja Rosenstolz (Jasmin Bachmann) vergeben, die sich nur zu gern von ihm behandeln lässt. Julio Schmidt (Axel Seban), ein Sänger spanischer Abstammung, könnte da von Interesse sein, der schräge Künstler Gunther von Blech (Andreas Assanoff, der auch Regie führte) eher nicht. „Was babbelt der für Zeug?“ fragt sich auch die Patientin Sylvia Jung (Tanja Hoecker), die von Adelheid zur Antwort erhält: „Blech, und der Name ist Programm.“ Blech, tatsächlich mehr nerviger Trottel denn wahrer Künstler, bringt die Kunst ins Spiel und den Tod. Erst unmittelbar vor der Pause wird Kramers Komödie zum Krimi, wenn von Blech urplötzlich leblos am Boden liegt und Hobby-Kriminalistin Adelheid haarscharf kombiniert: „Liegt der Künstler tot im Zimmer, dann lebt er nimmer.“ Marie-Louise Mott sorgt für den Lacher des Abends, wenn sie im unvorteilhaften Müllsack, mit Duschhaube und Haushaltshandschuhen erscheint, um am Tatort Spuren zu sichern. „Ich hab’ keine Zeit, mir einen Schutzanzug à la Odenthal zu besorgen“, erklärt sie. Überhaupt steht und fällt die Posse mit dem comicartigen Spiel der Prinzipalin und ewigen Hauptdarstellerin dieses Theaters, die zwei Tage vor der Premiere ihren 70. Geburtstag gefeiert hat.

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