Ludwigshafen Löchrige Bahn, undichtes Dach

Talk im Turm: Elke Koser vom ABC Ludwigshafen im Gespräch mit Redakteur Michael Schmid.
Talk im Turm: Elke Koser vom ABC Ludwigshafen im Gespräch mit Redakteur Michael Schmid.
Kein Ort für Pfalzmeisterschaften

Auf einen Sprung vorbeigekommen ist Elke Koser. Die 50-Jährige ist seit einem Jahr Vorsitzende des ABC Ludwigshafen. Die Leichtathleten des Vereins nutzen fürs Training das Südwest-Stadion und die benachbarte Sporthalle. Ein Problem dabei: die zigmal geflickte Tartanbahn im Stadion. An manchen Stellen gibt es Hohlräume unter der Bahn, die Sprinter treten in Löcher. „Wir können deshalb leider keine Wettkämpfe machen“, bedauert Koser. Der ABC könne mit dieser Bahn beispielsweise keine Pfalzmeisterschaften ausrichten. Auch Stabhochsprung-Wettbewerbe im Freien seien nicht möglich. Dabei stellt der ABC mit Lisa Ryzih derzeit Deutschlands beste Stabhochspringerin. Die Trainingshalle habe eine begrenzte Zuschauerkapazität, sodass auch dort keine Großveranstaltungen möglich seien. „Aber wir sind sehr glücklich, dass es diese Halle gibt, dafür sind wir der Stadt dankbar“, sagt Koser. Die Trainingsbedingungen seien insofern gut. Eine neue Tartanbahn im Stadion würde eine sechsstellige Summe kosten – Geld, das die Stadt nicht hat, weiß auch die Vereinschefin. Sie stammt aus Nordrhein-Westfalen, ist Bau-Chemikerin an der Hochschule in Karlsruhe und erstellt Gutachten über Baustoffe von Gebäuden. Das Südwest-Stadion mit seinen bröckelnden Zuschauerrängen wäre ein gutes Studienobjekt für ihre Studenten, meint die ehemalige Leichtathletin lachend. Nach einem Jahr an der Spitze des ABC zieht sie eine positive Bilanz: „Wir haben einen tollen Vorstand. Die Arbeit macht Spaß und wird auf viele Schultern verteilt“, sagt Koser. Ansonsten wäre es schwer, Job und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen. Schwimmen üben „Kinder müssen nicht nur Schwimmen lernen“, mahnt Ansgar Hohn. Nach dem Schwimmkurs müsse auch regelmäßig geübt werden, fordert der Vize-Vorsitzende der DLRG Ludwigshafen. Der 37-Jährige beobachtet, dass immer weniger Eltern regelmäßig mit ihren Kindern ins Hallenbad gehen. Das Hallenbad Süd findet Hohn attraktiv, es sei ein gutes Sportbad. Familien mit Kindern bräuchten auch heutzutage nicht unbedingt ein Spaßbad, glaubt er. Aber ein Hallenbad reiche in Ludwigshafen nicht aus. Vor allem die Schulen und Vereine könnten ein zweites Sportbad mit sechs Bahnen und einem Nichtschwimmerbecken gebrauchen. Sanierung abgeschlossen Ludwigshafens Bäderchef Wolfgang Köllner ist froh, dass nun auch der letzte Abschnitt der Sanierung des Freibads am Willersinnweiher nahezu abgeschlossen ist. Nach seinem Urlaub auf Korfu macht er sich gerade ein Bild, wo noch nachgebessert werden muss. Der 55-Jährige kennt die Rufe von Vereinen und Schulen nach einem zusätzlichen Hallenbad in Ludwigshafen. Pläne dafür gibt es indes keine bei der Verwaltung. Köllner ist vielmehr froh darüber, dass im Hallenbad Süd die Technik auf dem neusten Stand ist und über die Jahrzehnte immer wieder ins Gebäude investiert wurde. Er weist darauf hin, dass die Nutzung der Ludwigshafener Bäder für die hiesigen Vereine kostenfrei sei. In Koblenz dagegen, so hat er kürzlich erfahren, muss einer der Wassersportvereine dafür 20.000 Euro an die Stadt zahlen. Das neue Bad kommt an Frank Fischer, Vorsitzender des Ludwigshafener Schwimmvereins, findet das neue Bad super. Der 52-Jährige ist froh, endlich eine 50-Meter-Bahn zu haben. „Wir sind zufrieden.“ Bislang habe der Verein noch nicht im neuen Bad trainiert, weil derzeit Sommerferien sind und der Besucherstrom zu groß sei. Daher üben die Schwimmer im Weiher. Ein neues Bad hätte sportlich gesehen wenig Auswirkungen für den LSV. „Uns bringt das keinen großen Vorteil. Die Trainingsmöglichkeiten sind momentan gut.“ Mit aktuell 2250 Mitgliedern ist der LSV der derzeit neungrößte Sportverein in der Pfalz. Von der Umbauphase habe der LSV profitiert. Viele Leute seien auf die Anlage gekommen und seien begeistert von dem Ambiente gewesen. „Einige sind daraufhin Mitglied bei uns geworden“, erzählt Fischer. Ein dickes Lob für die Verwaltung kommt von Gerda Arnold. „Das Familienbad am Willersinnweiher ist wirklich wunderschön geworden“, sagt die 86-Jährige aus der Innenstadt. Das Bad sei mit dem Bus gut zu erreichen. „Ich wollte mir das einfach mal ansehen“, erzählt sie. Aber ihr fehlt das Hallenbad Nord als Alternative. „An der Blies fühle ich mich nicht wohl, weil es dort sehr steil ins Wasser geht. Das Willersinn-Freibad ist zwar schön, aber die Fahrt ist mir zu weit. Und ich bin auch noch in der BASF-Badegesellschaft, aber dort sind mir wiederum zu wenig Leute.“ Bäderzuschuss viel zu hoch Seit Jahren kritisiert Rainer Metz, dass in Ludwigshafen ein Bäderkonzept fehlt. Nach Ansicht des Chefs der FWG-Stadtratsfraktion könnte die Bäderlandschaft in der Stadt viel attraktiver sein, wenn sich die Verwaltung ein Beispiel an anderen Kommunen nehmen würde. Sein Blick richtet sich dabei nach Bad Dürkheim und Speyer. Knapp zwei Millionen Euro gebe die Chemiestadt derzeit für den Betrieb des alten Hallenbads Süd, des Willersinn-Freibads und des Oggersheimer Hallenbads aus, das nur zeitweise geöffnet sei. „Zu viel Geld“, beklagt der 59-Jährige. Die Zuschusshöhe sei mit Blick auf das Bäderangebot ein Skandal. Der Friesenheimer hofft, dass die vielen Möglichkeiten der Badfinanzierung, die in anderen Kommunen längst erfolgreich umgesetzt werden, auch in Ludwigshafen nach der OB-Wahl am 24. September endlich geprüft werden. Die SPD-Kandidatin Jutta Steinruck jedenfalls hat das der FWG versprochen. Glanzvolle Zeiten im Stadion „Wenn ich das Südwest-Stadion sehe, kriege ich Tränen in die Augen“, sagt Uwe Vogel. Der RHEINPFALZ-Leser erinnert sich noch gut an glanzvollere Zeiten des Stadions. Als Kind ist er dort bei den Bundesjugendspielen so weit gesprungen, „dass die Grube zu klein war“, erinnert er sich. Es sei klar, dass die Stadt zu wenig Geld habe. Dennoch findet Vogel, „dass man versuchen sollte, etwas aus der Anlage zu machen“. Er plädiert dafür, Ludwigshafener Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen, allen voran die BASF. Vogel hofft, dass der oder die neue OB etwas an der Situation verbessert. Denn: „Wenn die Anlage aufgewertet wird, kommen ja auch wieder mehr Leute rein“, sagt er. Auch der Zustand der Eberthalle sei katastrophal. Die Halle zu sanieren, hält er für keine gute Idee: „Das wird ein Millionengrab.“ Ein Neubau an gleicher Stelle sei die bessere Option. Auch hier ist seine Meinung: Sponsoren könnten einen finanziellen Beitrag leisten. Für Eberthallen-Sanierung „Wir verfolgen mit großem Interesse, wie sich die Eulen entwickeln“, berichtet Helmut Hofscheuer aus Friesenheim, der mit seiner Frau Eva zu Gast ist. Die 60-Jährige war bis vor zwei Jahren Schriftführerin in der TSG. „Wir freuen uns, dass die Handballer nun erstklassig spielen und hoffen, dass es für längere Zeit ist“, sagt Helmut Hofscheuer. Für ihn ist aber auch klar: Wenn sich die Eulen in der Liga etablieren, könne die Eberthalle in ihrem jetzigen Zustand nicht weiter als Spielstätte fungieren. Die Stadt müsse überlegen, was sinnvoller sei: die Sanierung der Halle oder ein Neubau. „Man kann sich ja nicht darauf verlassen, dass die Mannschaft wieder absteigt“, sagt der 61-Jährige, der in seiner Jugend selbst bei der TSG gespielt hat. Er würde es begrüßen, wenn die Halle, die zu Fuß zehn Minuten von seinem Zuhause entfernt liegt, saniert wird: „Die Atmosphäre bei den Spielen ist toll, vor allem wegen der Nähe zu den Zuschauern. Die Halle ist in die Jahre gekommen, hat aber ihren Charme.“ Auch die Situation der Schwimmbäder bereitet ihm Kopfzerbrechen: „Ein Hallenbad ist zu wenig für eine Stadt wie Ludwigshafen.“ Er findet es traurig, dass das Hallenbad Nord geschlossen wurde. „Es könnte hier sportlich einiges besser sein, auch weil sich die Stadt selbst als Sportstadt bezeichnet“, bilanziert Hofscheuer. Sorge um Hallenbad Süd „Wir machen täglich drei Kreuze, damit im Hallenbad Süd nichts Gravierendes passiert“, sagt Volker Becker (51), Vize-Vorsitzender des WSV Vorwärts. Der 420 Mitglieder starke Verein ist für seine Wasserballer bekannt, die seit 2008 in der Zweiten Bundesliga spielen. Bis zum Ende der abgelaufenen Saison war Becker Co-Trainer des Zweitligateams, in dem er selbst noch bis vor zwei Jahren aktiv mitgespielt hatte und auch in einigen Spielen aushalf. Cheftrainer war Vereinschef Uwe Dessloch, der ebenfalls von seinem Traineramt zurücktrat, um sich wie Becker stärker der Vorstandsarbeit zu widmen. „In der Jugend können wir, bis zur Altersklasse U13, ja auch in Oggersheim spielen, aber für alles andere brauchen wir ein größeres Schwimmbecken. Ich wüsste keinen Plan B für das Hallenbad Süd“, sagt Becker. Schließlich sind neben der Zweitliga-Truppe noch weitere 100 Aktive des Vereins auf regelmäßige Wasser- und Trainingszeiten angewiesen. Becker findet die Vorgehensweise der Verwaltung gut, das Hallenbad nicht für eine Großsanierung, sondern jeweils nur in einzelnen Abschnitten für wenige Wochen zu schließen. „Ansonsten wüssten wir nicht, was wir machen sollen“, sagt er. Der Verein lege auch selbst mit Hand an und habe etwa im Hallenbad Oggersheim beim Austausch der Beleuchtung geholfen. Momentan spielt sich das Vereinsleben in weiten Teilen auf dem Freibadgelände am Willersinnweiher ab. „Am 12. August feiern wir dort unser Sommerfest. Ab 11 Uhr spielen wir ein Senioren-Wasserball-Turnier, ab 19 Uhr feiern wir eine Party.“ Bäderlandschaft ein Trauerspiel Hedda Ziemer, 77, treibt schon ihr ganzes Leben lang Sport. „Vor 15 Jahren habe ich noch das goldene Sportabzeichen abgelegt“, berichtet sie. Die Rentnerin bedauert, was aus der Sportlandschaft in Ludwigshafen geworden ist. „Etwas richtig Gutes ist leider nicht mehr dabei. Die Bäderlandschaft ist ein Trauerspiel. Das Hallenbad Nord fehlt an allen Ecken und Enden. Und zum Willersinn-Freibad ist für mich aus der Innenstadt ohne Auto der Weg zu weit.“ Besonders augenfällig sei der Zerfall des Südwest-Stadions, auch wenn sie einräumt, dass die Sportanlage selbst noch in Schuss ist. „Das Interesse an Sport ist insgesamt nicht mehr so stark vorhanden“, vermutet sie. Es regnet in die Halle Marcus Muth von den VTV Mundenheim nutzt die Sommerredaktion, um das Augenmerk auf die Tribünen-Sporthalle im Schulzentrum zu richten. „Ich denke, damit sind wir aktuell das Schlusslicht bei den Ludwigshafener Sporthallen“, sagt der 46-Jährige. Besonders pikant: Bis zum Frühjahr hatten die Mundenheimer als Handball-Drittligist Gäste aus dem gesamten süddeutschen Raum in der Halle zu Gast, gehen im nächsten Jahr in der Oberliga an den Start. Spieler und Zuschauer aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland sehen den Zustand der Spielstätte. „Ich schätze mal, dass die Hallendecke schon seit knapp sieben Jahren offensteht, aber es regnet noch immer herein. Das einzig Gute ist, dass die undichte Stelle ganz knapp neben dem Spielfeld liegt.“ Dabei sei die Handballabteilung des Vereins bereit, sich zu engagieren. „Wir kaufen regelmäßig neue Toilettendeckel, streichen die Kabinen und den Vorraum. Aber die Decke können wir nicht beheben.“ Er erkennt an, dass die Stadt nicht untätig ist. „Wir hatten bis vor zwei Jahren ab und an Schiedsrichter, die ein Spiel nicht anpfeifen wollten, weil 50 Prozent der Deckenbeleuchtung defekt war. Die wurde mittlerweile komplett erneuert.“ Das größte Problem sei der Hallenboden. Nicht allein ein städtisches Problem, so Muth. „Wir verschmutzen den Boden mit unserem Harz nur. Aber im Schulbetrieb, wenn die Tore in der aufgeteilten Halle hin und her gezogen werden, wird der Boden nicht verschmutzt, sondern zerstört.“ Die Hallensituation ist ein rotes Tuch für den VTV-Mann. „Mit der Hallensperrung in den Sommerferien haben wir uns ja arrangiert, auch wenn es aus meiner Sicht nur ein Zeichen für fehlende Koordination ist, gleichzeitig alle Sporthallen der Stadt für drei Wochen für eine Grundreinigung zu schließen. Aber mittlerweile haben wir auch ein Hallenverbot in den Winterferien. Das ist für uns ein extremes Problem. Schließlich spielen wir bis kurz vor Weihnachten, Mitte Januar geht die Runde weiter. Dazwischen haben wir keine Spiel- und Trainingsmöglichkeit. Das kann es doch wirklich nicht sein“, schimpft der VTV-Verantwortliche.

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