Ludwigshafen Liebe zum Handball neu entdeckt

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Ketsch. Fußballerin wäre sie gerne geworden, auf den Kreuzbandriss vor zwei Jahren hätte sie gerne verzichtet, viele Pfälzer Vereine haben sie geprägt: Die Karriere der Handballerin Yvonne Rolland aus Dannstadt-Schauernheim, die mit den Kurpfalz Bären der TSG Ketsch in der Zweiten Liga spielt, hält viele Facetten bereit.

Die Geschichte über Yvonne Rolland könnte auch damit beginnen, dass sie vielleicht auch eine hochklassig spielende Fußballerin sein könnte. Die Geschichte über Yvonne Rolland könnte auch damit beginnen, wie prägend ihre Jugendzeit in Pfälzer Vereinen für ihre weitere (und erfolgreiche) Karriere war. Die Geschichte über Yvonne Rolland beginnt dann aber doch mit der Geschichte über den schweren Weg zurück nach dem Kreuzbandriss Ende 2014. Weil das Interview einem das Gefühl vermittelt hat, dass die 30-Jährige ohne diese Erfahrungen nicht dieselbe Spielerin wäre. Und vielleicht auch nicht ganz derselbe Mensch. Im November 2014 verletzte sich Rolland in einem Punktspiel der Kurpfalzbären ohne Fremdeinwirkung am Kreuzband, im Dezember folgte die Operation. Ein Karriereende war, wenn man sie richtig versteht, durchaus eine Option. In der Vorbereitung auf die Saison 2015/16 war sie wieder fit. Oder besser gesagt, so fit, wie man ein paar Monate nach einer solchen Operation eben sein kann. Es war keine einfache Spielzeit für Rolland, die sich in den sechs Jahren zuvor in Ketsch – zum Teil in der Zweiten, zum Teil in der dritten Liga - zur Leistungsträgerin entwickelt hatte. Ihren Stammplatz konnte sich die Spielmacherin jedenfalls erst zu Beginn der aktuellen Runden zurückholen. Sie spricht überraschend abgeklärt über die für sie alles andere als einfache Zeit – so als sei das alles nicht ein paar Monate, sondern schon etliche Jahre her. Vielleicht liegt das an ihrem Naturell. Vielleicht liegt das daran, dass man nach zweieinhalb Jahrzehnten in seiner Sportart („Der Tag des Laufbahnendes kommt jedenfalls immer näher“) schon viel erlebt hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie als Fachliche Leiterin des Schwetzinger Therapiezentrums Pfitzenmeier täglich mit Leuten zu tun hat, die Verletzungen, Erkrankungen oder ähnliches hinter sich haben. Rolland hat sich jedenfalls ihre Gedanken gemacht, wie sie sich aus der schwierigen Phase kämpfen kann. Was folgte, ist fast so etwas wie eine zweite Karriere. Zumindest aber ein Karriereteil, in dem sie erst einmal lernen musste, dass man auch mal Dinge verändern, Neues ausprobieren, sich weiterentwickeln muss, um voranzukommen. „Ich bin fitter als vorher und fühle mich jünger, als ich bin“, sagt Rolland. Sie findet: „Ich habe die Liebe zum Handball noch einmal neu entdeckt.“ Es klingt, als wolle sie noch ein paar Jahre spielen. Eine definitive Aussage dazu gibt es von ihr nicht. Man hört aber heraus, dass sie ihre Schwester, die in der Lebens- und Familienplanung ein bisschen weiter ist, durchaus manchmal beneidet. Ihre Karriere begann die gebürtige Dannstadt-Schauernheimerin als Fünfjährige in Oggersheim. Zuvor versuchte sie sich, mehr schlecht als recht, als Kunstturnerin – worüber sie heute selbst lachen muss. Von Oggersheim wechselte sie nach der E-Jugend zum TV Ruchheim, wo sie mit der C-Jugend 1998 Südwestdeutsche Meisterin wurde. Beide Stationen haben sie sehr geprägt. Sehr geprägt, weil sie lernte, wie wichtig der Leistungsgedanke ist, wenn man etwas erreichen will. „Hätte ich das dort nicht gelernt, würde ich jetzt wohl nicht in der Zweiten Liga spielen“, sagt Rolland. In dieser Phase ihrer Entwicklung merkte sie zum ersten Mal, dass sie mal das Niveau erreichen kann, um in einer höheren Liga aktiv zu sein. „Da war dann der Traum da, irgendwann einmal erfolgreich Handball zu spielen“, sagt sie. Trotz Anfragen aus Ketsch ging sie erst zur TSG Friesenheim und dann zum damaligen Regionalligisten TV Dudenhofen. Beim TVD musste sie erstmals erfahren, dass auch Niederlagen zum Sport gehören. „Das war wichtig für meine Entwicklung.“ Ins Badische wechselte Rolland erst, als sie ihre Ausbildung abgeschlossen hatte. Zu spät, um noch mehr zu erreichen? „Ich bin den Schritt damals nicht gegangen, sodass ich nun nicht sagen kann, was möglich gewesen wäre“, sagt Rolland. Yvonne Rolland wäre als kleines Mädchen übrigens lieber Fußballerin als Handballerin geworden. Doch ihr Vater war dagegen. Der Sport sei zu körperbetont. „Ich habe die Entscheidung nicht nachvollziehen können und mich oft darüber aufgeregt“, erzählt Rolland. Sie ist stolz auf das, was sie als Handballerin erreicht hat. Aber sie weiß natürlich auch, dass der Frauen-Fußball gegenüber dem Frauen-Handball einen deutlich höheren Stellenwert besitzt. „Wenn ich Fußballspiele anschaue, frage ich mich schon oftmals, ob ich da nicht auch mithalten könnte“, sagt Rolland. Vielleicht ist es auch das Schöne am Leben, dass solche Fragen wohl niemals beantwortet werden, man aber immer wieder darüber nachdenkt …

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