Rhein-Pfalz Kreis Lichtblicke in zartgrünen Kitteln

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Ludwigshafen. Seit der Gründung der Ökumenischen Krankenhaushilfe im St. Marien- und Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen vor rund 13 Jahren ist Heide Endres dort ehrenamtlich aktiv gewesen. Im September 2010 übernahm die heute 75-jährige Mutterstadterin die Leitung. Diese hat sie nun an Irene Seiler aus Dannstadt-Schauernheim übergeben. Beide Frauen verbindet der Einsatz für die Patienten.

Im Marienkrankenhaus kennt man sie als Grüne Damen oder Herren, auch wenn auf ihren Kitteln nur zarte grüne Streifen zu sehen sind. Grün ist auch die Farbe der Hoffnung. Und da die Ehrenamtlichen für viele Patienten einen Lichtblick im Krankenhausalltag bedeuten, passt der Begriff umso besser. 29 Frauen und vier Männer zwischen 47 und 85 Jahren gehören derzeit zum Team. Sie besuchen Patienten am Krankenbett, erledigen kleine Besorgungen, stehen in der Notaufnahme als Ansprechpartner zur Verfügung. Pflegerische Aufgaben übernehmen sie nicht. Heide Endres war von Anfang an dabei. Ausschlaggebend waren für sie mehrere Krankenhausaufenthalte ihrer Mutter im Sommer 2003. „Da haben wir gesehen, dass es nicht schlecht wäre, wenn es für die Patienten noch mehr Unterstützung gäbe“, erinnert sich die 75-Jährige. Als sie dann von den Plänen für die Ökumenische Krankenhaushilfe erfuhr, waren sie und ihr Mann gleich überzeugt. Zumal Endres in der Nachbarschaft der Klinik aufgewachsen ist. „Das Marienkrankenhaus ist mein Krankenhaus“, betont sie. „Am Anfang waren wir gar nicht so arg beliebt“, verrät die Seniorin und erklärt, dass manche Mitarbeiter zunächst gedacht hätten, sie sollten durch die Grünen Damen beobachtet werden. Aber diese Skepsis sei schnell gewichen und die Hilfe dankbar angenommen worden. Der Einsatz im Krankenhaus fordert die Mitarbeiter. Das weiß Heide Endres aus Erfahrung. „Wir brauchen vor allem psychisch starke Menschen“, sagt sie. Wenn etwa ein Patient gerade eine niederschmetternde Diagnose bekommen habe, müsse man belastbar sein. „Oder wenn Sie zu einem Sterbenden kommen“, ergänzt die 75-Jährige. Sie hat auch schon erlebt, dass Patienten ausfallend wurden. „Ein Patient wollte ein Stück Schwarzwälder Torte haben. Aber wir sind verpflichtet, auf der Station nachzufragen, ob das erlaubt ist. Und er war Diabetiker“, schildert die Grüne Dame einen Fall. Das „Nein“ habe den Mann verärgert. „So etwas berührt uns nicht“, sagt Endres. „Das muss abprallen“, weiß auch Irene Seiler. Seit fünf Jahren gehört sie zum Team und ist jeden Donnerstagvormittag auf mehreren Stationen unterwegs. Nachdem sie 2012 ihre Arbeit als selbstständige Fußpflegerin aufgegeben hatte, suchte sie eine neue Aufgabe. Die Grünen Damen kannte sie aus Heidelberg, wo ihr mittlerweile verstorbener Mann lange behandelt wurde. „Der Umgang mit den Menschen, wie ich ihn aus meinem Beruf gewöhnt war, hat mir gefehlt, und das ist hier auch das Wichtigste“, erklärt die 72-Jährige. Schon seit zwei Jahren hat sie Heide Endres in der Organisation der Ökumenischen Krankenhaushilfe unterstützt. Jetzt hat sie die Leitung übernommen und ist weiter im Besuchsdienst aktiv. „Sportlich muss man sein“, erklärt sie und lacht. Denn die Wege führen kreuz und quer durchs Haus. Etwa wenn die Grünen Damen für einen Patienten eine Zeitschrift oder Nachschub an Zahnpasta besorgen oder einen Schlafanzug und Hausschuhe aus der Kleiderkammer holen. Seiler hält sich nicht nur mit Wandern fit, sondern geht auch regelmäßig zum Spinning ins Fitness-Studio. Die Arbeit im Krankenhaus bezeichnet sie als „erfüllende Aufgabe“. Sie und Heide Endres haben in den vergangenen Jahren vor allem Dankbarkeit erfahren. „Es gibt einem mehr als man selbst geben kann“, sagt Endres. Man werde dankbarer und bescheidener. Und es gebe viel zu lachen. „Ach Gott, Sie kommen von den Grünen“ habe sie von einem Patienten zu hören bekommen, erzählt Seiler. Und es sei nicht das einzige Mal gewesen, dass sie für eine Vertreterin der Partei gehalten worden sei. Altersbedingt scheiden Ehrenamtliche immer wieder mal aus, und so muss auch Seiler sich regelmäßig um Nachwuchs bemühen. Doch nicht Jeder ist für die Aufgabe geeignet, stellte Heide Endres häufig fest. Manchen Interessierten fehle es an der richtigen Einstellung. Denn die Grünen Damen sind für alle Patienten da, „unabhängig von Alter, Religion, Geschlecht oder Hautfarbe“, sagt die ehemalige Lehrerin und Regierungsschuldirektorin. Wer bestimmte Gruppen meiden wolle, sei falsch. Mit 75 aufzuhören, das Alter hatte sich Endres von vornherein als Grenze für ihr Engagement gesetzt. Zudem gebe es in ihrem Umfeld nun mehr Menschen, die ihre Hilfe benötigten. Dennoch, ein Projekt hat sich die begeisterte Pilgerin fest vorgenommen: „Wir fangen jetzt wieder an, den Jakobsweg zu laufen“, sagt sie. Training dafür hatte sie durch die langen Wege im Krankenhaus mehr als genug. Noch Fragen? Sekretariat des Personalmanagements unter Telefon 0621/5501-2755 oder per E-Mail an: personalmanagement@st-marienkrankenhaus.de.

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