Rhein-Pfalz Kreis Korruption und Kuppelei

Einmal wurde im Carl-Bosch-Haus geprobt. Denn die jungen Schauspieler müssen mit der Bühne in Maxdorf vertraut sein.
Einmal wurde im Carl-Bosch-Haus geprobt. Denn die jungen Schauspieler müssen mit der Bühne in Maxdorf vertraut sein.

«Maxdorf.»Windige Geschäfte in der Milchwirtschaft, Zoff unter Familien und ein verpeilter Agent. Mit ihrem selbst geschriebenen Stück „Die gestreckte Milch“ gehört die Amateurtheatergruppe Dauerstrom, die Jugendgruppe des Theaters in der Kurve in Neustadt, zu den diesjährigen Schappo-Preisträgern. Heute Abend zeigen die Jugendlichen ihr preisgekröntes Stück im Carl-Bosch-Haus.

„Ich habe zwei Töchter, eine kannst du haben, die andere ist zu klug“, meint Scampi Spaghetti (Lennart Lube). Der Milchbauer macht zwielichtige Geschäfte mit seiner Geliebten, die ihre Sojamilch mit Kuhmilch strecken will – um somit mehr Geld zu erwirtschaften. Ihr veganer Sohn Holger (Jakob Fecht) soll davon natürlich nichts mitbekommen, dafür aber Spaghettis mehr als naive Tochter Luise (Constanze Schäffer) heiraten. Von den Verkupplungsplänen erfährt der Sohnemann am heimischen Frühstückstisch. „Noch schnell den Koffer auf die Bühne! Und wo ist die Kaffeetasse?“, ertönen die Regieanweisungen von Hedda Brockmeyer im Saal des Maxdorfer Carl-Bosch-Hauses. Beide Requisiten sind sofort zur Hand und werden genau da platziert, wo sie gebraucht werden. Die Jugendlichen sind ein eingespieltes Team. Blitzschnell werden bei der Probe Tische und Stühle zwischen den einzelnen Szenen an die richtigen Stellen gebracht. Ihr aus improvisierten Szenen entstandenes Theaterstück haben sie zum ersten Mal im vergangenen Jahr auf die Bühne gebracht. Leiterin Brockmeyer, die die Gruppe vor gut sechs Jahren ins Leben gerufen hat, lässt den jungen Darstellern dabei jeglichen Freiraum: „Sie haben improvisiert, Szenen ausprobiert und selbst geschaut, was zusammen passt und was nicht.“ Entstanden ist ein Stück, das sich mit Korruption, Familienfehden und hippen Ernährungstrends beschäftigt. Verpackt sind diese in unterhaltsame Dialoge, die von leicht überspitzten Figuren zum Besten gegeben werden. „Der Humor ist schon sehr speziell“, findet Constanze Schäffer, die die herrlich naive Tussitochter der Familie Spaghetti mimt. Kollege Ducnam Trindho, der als verpeilter Agent, der Holgers Mutter beschatten soll, mehr als einen Lacher auf seiner Seite haben dürfte, pflichtet ihr nickend bei. Immerhin sorgt er mit allerlei kuriosen Ausreden, die sein plötzliches Erscheinen an einem Ort erklären sollen, für eine ordentliche Portion Humor. Doch genau diese spezielle Mischung aus Witz und ernsten Themen hat laut Paul Platz, Leiter des Kulturbüros des Rhein-Pfalz-Kreises, die Jury überzeugt. „Das ist schon sehr professionell, was die Jugendlichen da abliefern. Zudem haben sie alles selbst geschrieben und die Musik ausgesucht, da kann man schon sagen: Chapeau“, meint er. Von dem Amateurtheaterpreis hat die Jugendgruppe über einen Schauspielkollegen von Hedda Brockmeyer erfahren. Also wurde schnell das Stück auf Video eingespielt und die Bewerbung abgeschickt. „Wir haben nicht damit gerechnet, auch einen Preis zu gewinnen“, ist sich das Ensemble einig. Uneinigkeit herrscht noch, was genau mit dem Preisgeld in Höhe von 2000 Euro geschehen soll. „Wir möchten auf jeden Fall T-Shirts drucken lassen“, erzählt Jakob Fecht. Eine gemeinsame Freizeit, bei der Schauspiel-Workshops angeboten werden, steht auch auf dem Plan. „Uns fällt da sicher was Gutes ein“, meint Till Lesk, der im Stück als Spaghetti-Sohn 0815 seinen Vater zur Weißglut treibt. Daher darf Lennart Lube seinen Unmut als genervter Vater oft herrlich laut kundtun. So auch beim großen Finale, dem Familienessen, bei dem die bevorstehende Vermählung seiner Tochter mit dem naturverbundenen Holger gefeiert werden soll. Denn dort kommt es nicht nur zu spitzzüngigen Wortgefechten, sondern so manch überraschendes Ereignis trägt zu einem dramatischen Showdown bei.

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