Ludwigshafen In der Region verankert

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Nordhorn. Es war ein Schock für die Fans der HSG Nordhorn-Lingen, als Geschäftsführer Gerhard Blömers im März verkündet hat, dass dem Handball-Zweitligisten rund 160.000 Euro fehlen, um die Saison zu Ende spielen zu können. Außerdem klaffte im Etat für die neue Spielzeit ein Loch von 200.000 Euro. Heute spielt die HSG bei der TSG Friesenheim (19 Uhr, Eberthalle).

Es drohte wieder einmal der finanzielle Kollaps des Spitzenhandballs in der Grafschaft Bentheim – wie zuletzt im Frühjahr 2013. Oder wie in der Erstliga-Saison 2008/09, kurz nachdem das mit Nationalspielern wie Holger Glandorf gespickte HSG-Team den wohl größten Erfolg der knapp 40-jährigen Vereinsgeschichte gefeiert hatte: den Gewinn des EHC-Cups im Finale gegen Kopenhagen. Im Gegensatz zu heute schafften die HSG-Verantwortlichen um den langjährigen Macher Bernd Rigterink damals die Rettung nicht. Nach Insolvenz und Zwangsabstieg im Jahr 2009 treten die Handballer unter dem Namen HSG Nordhorn-Lingen in der 2. Liga an und gehören trotz weiterhin nicht optimaler wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu den Schwergewichten der Spielklasse. Seit die Liga eingleisig ist, war die Truppe von Heiner Bültmann, der das Team nach dem Abstieg 2009 übernahm, in der Abschlusstabelle nie schlechter als Zehnter. In diesem Jahr kämpfte sie sich trotz großer Verletzungssorgen bis auf den siebten Platz vor. Mit Jens Wiese (29) trägt einer der Jahr für Jahr treffsichersten Rückraum-Schützen der 2. Liga das rote HSG-Trikot. Im Tor steht Björn Buhrmester, einer der Besten seines Fachs. Ein großer Trumpf des Teams ist aber die große Kontinuität im Kader. Die beiden Ostwestfalen Wiese und Buhrmester sind zwei Beispiele: Der eine kam 2011 aus der 3. Liga zur HSG und hat vor einem Jahr erst seinen Vertrag vorzeitig bis 2019 verlängert, der andere spielt seit der ersten Zweitligasaison 2009/10 ununterbrochen in Nordhorn und hat sich bis 2020 an die HSG gebunden. Beide könnten woanders mehr Geld verdienen. Überhaupt ist die Truppe in der Region verankert wie nur wenige Teams im Profisport: Regisseur Alex Terwolbeck etwa hat als Fünfjähriger bei der HSG mit Handball begonnen, noch nie für einen anderen Verein gespielt und lebt seinen Traum. Matthias Poll ist ebenfalls ein HSG-Urgestein, Luca de Boer und der wegen eines Kreuzbandrisses fehlende Lutz Heiny stammen wie Trainer Bültmann aus dem keine 20 Kilometer entfernten Schüttorf. Der Niederländer Nicky Verjans (29) und der Tscheche Pavel Mickal (33) kamen vor mehr als einem Jahrzehnt in die Grafschaft, haben hier Familien gegründet und Häuser gekauft. Trotz aller Geldsorgen haben sie bei der HSG die Hoffnung auf eine erneute Rückkehr in die Bundesliga nicht aufgegeben.

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