Ludwigshafen „Ich will schnellste deutsche Läuferin werden“

Fabienne Amrhein hat den Halbmarathon in Wien gewonnen, war aber dennoch enttäuscht.
Fabienne Amrhein hat den Halbmarathon in Wien gewonnen, war aber dennoch enttäuscht.
Frau Amrhein, heute geht es gegen schnelle internationale Konkurrenz …

Ich will versuchen, vorne mitzulaufen. Zumindest die ersten Runden. Die Afrikanerinnen gehen die ersten Runden ja meistens etwas langsamer an und steigern sich dann. Daher könnte das klappen. Und ich will die schnellste deutsche Läuferin werden und Melina Tränkle besiegen. Sie starten das dritte Mal in Folge beim Stadtlauf, waren zweimal beim Frauenlauf dabei. Sie scheinen gerne in Ludwigshafen zu laufen. Auf jeden Fall. Bevor ich alleine in den Wald gehe zum Trainieren, starte ich lieber bei einem Wettkampf. Ich könnte nie im Training in dem gleichen Tempo laufen wie beim Wettkampf. Zudem sind Wettkämpfe in Ludwigshafen für Sie ja zumindest ein halbes Heimspiel. Das stimmt, es kommen viel mehr Leute, um mich anzufeuern. Meine Eltern werden da sein, mein Opa vielleicht. Und ich kenne ja auch viele Sportler, die später beim Volkslauf dabei sind. Da schauen Sie dann auch zu? Ja, da feuere ich dann an. In zwei Wochen stehen die deutschen Meisterschaften an. Viele nationale Topläuferinnen haben deshalb für Ludwigshafen abgesagt. Warum sind Sie dabei? Ich habe dieses Jahr noch nicht so viele Rennen gemacht, daher ist es noch mal ein guter Test vor den deutschen Meisterschaften. Zudem ist der Lauf in der Region, ich habe also keine lange Anfahrt. Und mein Saisonhöhepunkt, die Universiade in Taipeh, ist ja erst im August. Hört sich an, als seien die deutschen Meisterschaften nicht so wichtig für Sie … Die deutschen Meisterschaften sind nicht der wichtigste, aber ein wichtiger Wettkampf. Sie haben ein Frühjahr mit Aufs und Abs erlebt. Erst haben Sie in Wien den Halbmarathon gewonnen, die Norm für die Universiade aber verpasst. Zwei Wochen später hat es in Mainz dann doch noch mit der Qualifikation geklappt. Nach dem Lauf in Wien war ich sehr enttäuscht. Es haben mir zwar sehr viele Menschen zu meiner Leistung gratuliert, aber das hat mich noch mehr geärgert. Wichtig war, dass ich den Kopf nicht in den Sand gesteckt habe. Wie schwer war es, das Verpassen der Norm innerhalb von zwei Wochen wegzustecken? Ich habe Mainz als zweite Chance gesehen. Mir ist bewusst geworden, wie schwer es ist, die Zeit von 1:13:30 Stunden zu unterbieten und dass es okay ist, wenn es nicht klappt. Ich habe letztendlich gemerkt, dass ich das Unterfangen sehr optimistisch angegangen bin. In Mainz lief dann alles nach Plan. Bis Kilometer 18. Die Strecke war sehr rutschig, weil es nass war. Ich bin dann weggerutscht. Zwei Marathonläufer haben mir glücklicherweise aufgeholfen, so habe ich nur zehn oder 15 Sekunden verloren. In dem Moment des Sturzes war mir gar nicht so bewusst, was hätte passieren können. Das ist mir erst später bewusst geworden. Im Nachhinein muss man sagen, ich hatte noch mal Glück im Unglück. Bei der Universiade geht es nicht um eine schnelle Zeit, sondern um die Platzierung. Was wollen Sie erreichen? Wenn man sich die Zeiten der vergangenen Universiaden anschaut, dann dürfte ich mich mit meiner Zeit schon weit vorne einsortieren. Ist eine Medaille das Ziel? Eher ein Traum. Wenn ich alles gegeben habe und 20. werde, bin ich zufrieden. Wenn ich nicht alles gegeben habe, bin ich unzufrieden. Aber klar hoffe ich, dass ich vorne mitlaufen und zum Schluss vielleicht noch einen draufsetzen kann. Sie haben Ihr Talent auf den längeren Strecken aufblitzen lassen. Wann folgt der erste Marathon? Erst einmal werde ich im August in Taipeh laufen. Danach setzen sich mein Trainer Christian Stang und ich zusammen und schauen mal. Aber es kann schon sein, dass ich im Herbst in Frankfurt den Marathon laufe. Ich habe auf jeden Fall Lust drauf. Es reizt mich zu erfahren, wie der Körper bei Kilometer 35 reagiert. Und die Stimmung bei großen Stadtmarathons ist einfach gigantisch. Das habe ich in Mainz und in Wien, wo der Halbmarathon jeweils in den Marathon eingebettet war, gemerkt.

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