Ludwigshafen Herbstblätter und Lichtspiele

Wandobjekt von Manfred Holtfrerich bei Zimmermann.
Wandobjekt von Manfred Holtfrerich bei Zimmermann.

Ja, es gibt eine Kunst jenseits der Documenta. Die Künstler, die gerade in drei Mannheimer Galerien zu sehen sind, werden wohl nie nach Kassel eingeladen. Altmeister Max Uhlig stellt bei Döbele aus, Zimmermann zeigt Arbeiten von Holtfrerich, und in der März Galerie setzen Gisela Hofmann, Barbara Hindahl und Elisabeth Sonneck in Erstaunen.

Das mit cube 4x4x4 umschriebene kleine Experimentalstudio, das sich Blanka Heinecke in ihrer März Galerie leistet, gehört zu den interessantesten Ausstellungsorten der Stadt, eine Spielwiese, auf der die eingeladenen Künstler machen können, was sie wollen. Auch Gisela Hoffmann macht was sie will. 20 Meter transparentes orangefarbenes Polyesterband hat sie im Raum verspannt, zwischen Boden zur Decke. Was ist das? Eine Zeichnung im Raum, eine virtuelle Skulptur, ein „Bild“, das man sich machen kann. Und durchgehen wie durch einen Garten en miniature. Fragil und fix zugleich ist dieses für Deutungen weit offene Gebilde. Auch still und poetisch, wie Elisabeth Sonnecks aus gerollten Papierbahnen gefügte Farb-Installationen es sind: Farbe erscheint in der dritten Dimension und besetzt den Raum. Die locker und in Schwarzweiß von der Wand hängenden Arbeiten, von Barbara Hindahl nehmen sich die Freiheit, dort fündig zu werden, wo im normalen Leben Schaufel und Besen zum Einsatz kommen. Was aussieht wie eine Landkarte, ein Stadtplan oder ein Blick in den Sternenhimmel ist nichts weiter als eine Ansammlung von akribisch gezeichneten Haaren, Fusseln und Staubkörnern: Konzeptkunst vom Feinsten. Die robustere Variante findet sich in der Galerie Zimmermann, wo der Hamburger Manfred Holtfrerich Bilder, Wandobjekte und Blätter ausstellt. Die Wandobjekte in Gestalt von bemalten Vasenformen verbinden Plastik und Farbfeldmalerei, die Bilder beerdigen ihre Motive in schwarz-weißen Laserkopien, interessant sind die mit porentiefer Genauigkeit aquarellierten (Herbst-)Blätter, die als vorgefundene Bildformen (Ready Mades) der Präzisierung durch den Künstler ausgesetzt sind, heißt, am Ende einen Zustand erreichen, den Holtfrerich so beschreibt: „Wenn es fertig ist, dann ist es einfach nur da. Dann ist es ein Blatt.“ Von der Galerie Zimmermann bis zu den Landschaften von Max Uhlig bei Döbele Kunst Mannheim sind es nur ein paar Schritte, aber eine ganz andere, längst klassisch gewordene Welt. Uhlig, der zur Zeit auch bei Döbele Dresden zu sehen ist, feiert am 23. Juni seinen 80. Geburtstag, die Ausstellung des gerne als „letzter plein air-Maler“ apostrophierten Grafikers, Porträtisten und Landschaftsmalers kommt also gerade recht. Landschaften aus dem Süden Frankreichs, aus der Nähe des von Cézanne mit Hartnäckigkeit umkreisten Mont Ventoux sind Motive seiner gestisch wuchernden, mit Wind, Wetter und den Sensationen des wechselnden Lichts spielenden Malerei. Öffnungszeiten —März Galerie in Mannheim, Augartenstraße 68. Bis 18. Juni, Mittwoch bis Freitag 14-18 Uhr, Samstag 13-16 Uhr. —Galerie Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20. Bis 8. Juli, Dienstag bis Freitag 12.30-18 Uhr, Samstag 11-14 Uhr. —Döbele Kunst in Mannheim, Leibnizstraße 26. Bis 1. Juli, Donnerstag und Freitag 14-19 Uhr;, Samstag 12-16 Uhr.

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