Ludwigshafen Härtetest im Paradies

Fantastische Natur: Giuseppe Morreale hat viel erlebt.
Fantastische Natur: Giuseppe Morreale hat viel erlebt.

Über fünf Monate hat der Ludwigshafener Giuseppe Morreale seit September im Rahmen seines Studiums auf der pazifischen Inselgruppe Hawaii verbracht. Im 50. Bundesstaat der USA absolvierte er das Praxissemester für sein Studium der Biotechnologie an der Hochschule Mannheim. Was zunächst traumhaft klingt, erwies sich in der Realität als regelrechter Härtetest, wie der 28-Jährige im Rückblick erzählt.

Ein Praxissemester im fünften Semester sei Pflicht, sagt Giuseppe Morreale. Für bessere Berufschancen werde inoffiziell ein Auslandsaufenthalt empfohlen, erläutert der junge Mann den Anlass für seine Expedition. Und weil die USA so etwas wie das „gelobte Land“ der Biotechnologie sind und sich in dieser Wissenschaft ohnehin alles auf Englisch abspielt, steht ein Praktikum in Amerika hoch im Kurs. Als sich der junge Ludwigshafener bei Physik- und Mathematik-Professor Gerhard Rufa von der Mannheimer Hochschule um einen Praktikumsplatz bewarb, schlug dieser ihm zwei Möglichkeiten in Kanada oder den USA vor. Morreale entschied sich für die University of Hawaii in Honolulu. „Meine Eltern sind 1970 als Gastarbeiter von Sizilien nach Ludwigshafen eingewandert“, erläutert der Friesenheimer seinen italienischen Namen. Er habe zunächst Chemielaborant gelernt und in diesem Beruf gearbeitet, dann mit der Weiterbildung zum Chemietechniker das Fachabitur und die Berechtigung zum Studium an der Hochschule erworben, schildert er seine bisherige Laufbahn. Dank guter Leistungen konnte er die hohen Hürden für das Studium der Biotechnologie erfüllen. Auf wenige Studienplätze kommt hier ein Vielfaches an Bewerbern. „Am 23. September startete das Flugzeug in die USA“, erzählt Morreale. Zuvor mussten erhebliche bürokratische Schwierigkeiten für das nötige Visum überwunden werden. „Danach kam die Zimmersuche in Honolulu. Es war eine Qual“, berichtet der Student. Auf der Hauptinsel Oahu wie in ganz Hawaii gebe es massive Drogenprobleme. Als alleinstehender junger Mann, gar als Ausländer ein Zimmer zu mieten, sei äußerst schwierig, berichtet er von über 100 vergeblichen Anfragen. Die erste Woche in Honolulu musste er daher in einem einfachen Hotel verbringen. „Als ich endlich für 950 Dollar im Monat ein Zimmer gefunden hatte, musste ich es nach zwei Monaten schon wieder räumen“, schildert Morreale. Von der Uni habe es keine Hilfe gegeben. Er sei völlig auf sich selbst gestellt gewesen, spricht er von einem „Riesenstress“. Als „pures Chaos“ erwies sich auch das verabredete Praktikum an der University bei einem aus Deutschland stammenden Professor. Zu seinem großen Glück habe er dort einen französischen Neurowissenschaftler kennengelernt, der ihm einen Praktikumsplatz in seinem Labor und eine Wohnmöglichkeit verschaffte, erinnert sich der 28-jährige voll Dankbarkeit. Sonst hätte er wohl früh die Heimreise angetreten. Von der Insel Oahu hat er bei Ausflügen einiges gesehen, sagt der Ludwigshafener und schildert gegensätzliche Eindrücke. Zum einen gebe es eine fantastische Natur mit türkisfarbenem Meer, endlosen Stränden, grüner Vegetation und hohen Bergen. Bei durchschnittlich 25 Grad Celsius herrsche auf Hawaii immer Sommer. „Zum anderen ist die Insel ein ,Hotspot’, es kommen immer mehr Besucher, vor allem aus Asien. Rund um die Uhr gibt es hier Stau, für alles bezahlt man sehr hohe Preise.“ Unterschiedliche Erfahrungen hat Morreale auch mit den Menschen gemacht. Die Ureinwohner von Hawaii seien sehr nett, könnten sich aber das Leben in der Stadt kaum noch leisten und lebten meist außerhalb. Mit US-Amerikanern vom Festland sei es ihm schwer gefallen, eine solide Beziehung aufzubauen. „Verabredungen und Termine werden nicht eingehalten, alles geht spontan, Zuverlässigkeit ist ein Fremdwort“, hat er bemerkt. „Alles in allem war dieses Praktikum ein Härtetest, ein Kampf“, bilanziert der 28-Jährige. Das Gute: Er wisse jetzt, dass er überall auf der Welt bestehen könne. Damit gewinnt er seinem Trip auch einen positiven Aspekt ab.

Ein Blick auf Honolulu, die Hauptstadt des US-Bundesstaats Hawaii. 340.000 Menschen leben in der Pazifikmetropole. Und auch die
Ein Blick auf Honolulu, die Hauptstadt des US-Bundesstaats Hawaii. 340.000 Menschen leben in der Pazifikmetropole. Und auch die Universität, an der Morreale studierte, befindet sich dort.
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