Ludwigshafen Gewichtige Weisheiten

Macht gern Witze über sich selbst: Faisal Kawusi im Capitol.
Macht gern Witze über sich selbst: Faisal Kawusi im Capitol.

Faisal Kawusi lebt seinen Traum. Der 26-Jährige, der in Frankfurt aufgewachsen ist und mittlerweile in Köln lebt, hat sich in der deutschen Comedyszene etabliert – mit Witzen über seine afghanische Herkunft und seine überflüssigen Pfunde. Mit seinem recht derben, schwarzen Humor hat er in seinem ersten Soloprogramm „Glaub nicht alles, was du denkst“ im Mannheimer Capitol das Publikum bestens unterhalten.

Als „Erlöser“, der sich in „einer Welt ohne Humor“ geschworen hat, nicht zu ruhen, bis jeder „Mensch mit Freude erfüllt ist“, wird das 1,90 Meter große Comedy-Schwergewicht angekündigt. „Typisch. Kaum kommt ein Afghane auf die Bühne, raucht es“, kommentiert der Wahlkölner die Rauchwolken, die seinen Gang auf die Bühne begleitet haben. Generell scheut sich der Comedy-Newcomer, der in diesem Jahr an der Tanzshow „Let’s dance“ teilgenommen hat, nicht davor, auch das Thema Terror satirisch zu verarbeiten. Denn: „Wenn wir darüber lachen, zeigen wir, dass wir uns unsere Lebensfreude nicht nehmen lassen. Wir machen genau das Gegenteil von dem, was die wollen. Die wollen nur Angst verbreiten“, sagt er und erntet für diese Aussage lautstarken Applaus. So kokettiert er munter mit seiner Herkunft, spielt mit den Vorurteilen, die in den Köpfen vieler Menschen vorhanden sind. So schlüpft er im Flugzeug nur zu gerne in die Rolle des Bombenlegers, wenn er erkennt, dass bei seinem Sitznachbarn angesichts seiner Herkunft schon die Schweißperlen auf der Stirn auftreten. „Das Ende naht“, flüstert er diesem mit ernster Miene zu. Seine Mimik setzt er auch sonst gekonnt ein, mal spielt er den Bösen, mal die Unschuld vom Lande. Selbstironie ist Kawusis Erfolgsgeheimnis. So nimmt er nicht nur seine afghanischen Wurzeln als Grundlage für seine teilweise zum Nachdenken anregenden Gags, sondern auch sein Gewicht oder seine bisherigen Lebenserfahrungen. Der gelernte Bankkaufmann berichtet, dass er schon als „Riesenbaby“ geboren wurde. „Für euch war das die Nabelschnur, für mich die längste Praline der Welt.“ Als er im Gespräch mit einer Zuschauerin auf das Thema Wandern kommt, sagt er: „Ihr werdet mich nie wandern sehen, das wäre ja dann „The walking Fat“, witzelt er in Anspielung an eine beliebte Fernsehserie und macht einen Powerwalk quer über die Bühne. Da er von sich viel preis gibt, auch wenn da wohl viel Übertreibung dabei ist, findet Kawusi es anscheinend nur fair, auch sein Publikum etwas besser kennenzulernen. So macht er Bekanntschaft mit Harald und Birgit aus der ersten Reihe, die in Griechenland in Urlaub waren, erfährt von Mehmed, dass er in einer Bäckerei arbeitet, und überrumpelt einen jungen Mann, mit der Frage, wann denn geheiratet wird. Eine Zuschauerin hilft ihm mit einem Taschentuch aus der Patsche, als ihm die Nase läuft. Das Capitol wird so fast zu einem großen Wohnzimmer, in dem sich die Familie versammelt hat, um gemeinsam den Abend zu verbringen. Statt TV gibt es die Weisheiten von Faisal Kawusi. Der Gewinner des Mannheimer Comedy Cups findet die Unterschiede zwischen Afghanen und Deutschen gar nicht so groß und plädiert dafür, sich auf die Gemeinsamkeiten zu konzentrieren. Das ist jetzt keine wirklich neue Erkenntnis, die aber so charmant und ehrlich vorgetragen wird, dass man dem jungen Comedian mit der derben Lache nur zustimmen kann. Ebenso seiner Aufforderung, sich auf seine Träume zu fokussieren. Bei ihm habe es schließlich geklappt. „Ich bin im Auftrag einer Imagekampagne für Afghanen in Deutschland unterwegs“, behauptet er augenzwinkernd.

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