Ludwigshafen Fit in der Sauna

Mit Songs aus 30 Jahren auf Tour: Frontman Kai Wingenfelder und Kollegen im heißen Palastzelt auf dem Maimarktgelände.
Mit Songs aus 30 Jahren auf Tour: Frontman Kai Wingenfelder und Kollegen im heißen Palastzelt auf dem Maimarktgelände.

30 Jahre, 30 Songs – so lautete das simple Motto von Fury in the Slaughterhouse, die mit ihrer Jubiläumstour die Herzen ihrer Fans höher schlagen lassen. Zweieinhalb Stunden begeisterten die Rocker aus Hannover beim Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim 2700 Besucher mit einem abwechslungsreichen Ritt durch ihre Bandgeschichte.

Kaum ertönen die ersten Töne, zieht es die Fans, die sich draußen ein schattiges Plätzchen gesucht hatten, in das saunaartig heiße Konzertzelt. Dort empfangen sie Fotos, die 30 Jahre Fury in the Slaughterhouse dokumentieren, passenderweise begleitet von „It’s a Long Way to the Top“. Sich als Band zu etablieren, ist nicht einfach, aber Fury in the Slaughterhouse haben es geschafft. Mit einem frenetischen Jubel wird die Rockband, die zwischen 1986 und 2008 erfolgreich im Musikbusiness mitmischte und mehr als vier Millionen Alben verkaufte, empfangen. Dann dauert es auch nicht lange, bis einer ihrer bekanntesten Hits erklingt: „Es gibt viele Dinge, über die man Lieder schreiben kann. Dieses Lied berichtet von einer alten Dame…“, diese Ansage von Sänger Kai Wingenfelder genügt, um das Publikum zum Jubeln zu bringen. Denn die Fans wissen: Es kann sich nur um „Radio Orchid“ handeln, jene Rock-Hymne, mit der die Hannoveraner 1993 erfolgreich waren und deren Text den Fury-Anhängern natürlich im Gedächtnis haften geblieben ist wie die Zeilen all der anderen Hits dieser vielseitigen Band. Rock gemischt mit Folk, mal derb und knarzig, mal einfühlsam und verspielt, dazu die wandelbare Stimme Wingenfelders, fertig ist der Fury-Sound, der auch nach 30 Jahren nichts von seiner Intensität, Ausdrucksstärke und Dynamik verloren hat. Und das Sextett, das 2008 zwar die Trennung beschlossen hatte, aber auch danach immer mal wieder gemeinsam auf der Bühne stand, hatte richtig Spaß an diesem Konzert. Die Tour zum 30. Jubiläum, für die sie sogar ein neues Lied geschrieben haben („30 – It’s not easy“) und mit der sie sich bei ihren treuen Fans bedanken möchten, soll nach Aussage der Band aber eine Ausnahme bleiben. Eine Reunion sei nicht geplant. Angesichts der Spielfreude, die die Musiker an den Tag legen, ist dies kaum vorstellbar – und die Fans würden weitere Konzerttouren oder neues Songmaterial sicherlich mehr als willkommen heißen. „Für eine Sauna seid ihr noch ganz schön fit“, lobte Wingenfelder die Zuschauer, die den schweißtreibenden Temperaturen im Zelt trotzten. Da ihm das Wohl der Anwesenden durchaus am Herzen lag, kippte er mehrmals Eimer mit kühlem Wasser ins Publikum. Überhaupt war die Hitze das durchgehende Thema, so kündigt der Frontman den Song „Milk & Honey“ mit den Worten an: „Das ist etwas, das man in eurer Situation jetzt nicht gebrauchen kann.“ Angst vor Körperkontakt hat der charismatische Sänger, der die Band 1986 mit seinem Bruder Thorsten, Rainer Schumann, Christof Stein-Schneider und Hannes Schäfer, dessen Nachfolger 1996 Christian Decker wurde, gründete, allerdings auch nicht. Beim Akustik-Part mit „Then She Said“ und „Bring Me Home“ stapfte er ins Publikum, um gemeinsam mit den Fans zu singen. „Bei euch ist es ja fünf Grad kälter als bei uns auf der Bühne, also arschkalt“, sagt er anschließend schmunzelnd, bevor er sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht wischte. Ein Ende des Konzerts war da noch nicht in Sicht. Dafür gab es noch zu viele Hits, die gespielt werden wollten, zum Beispiel „Riding on a Dead Horse“, „When I’m Dead and Gone“, „Cry it out„ oder „Every Generation got ist own Disease“. Damit steigerten die sechs Musiker allmählich das Tempo bis hin zum großen Finale, für das sie sich zwei ihrer größten Hits aufgehoben hatten: „Won’t Forget these Days“ und „Time to Wonder“ brachten das Palastzelt noch einmal ordentlich zum Beben.

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