Ludwigshafen Erleuchtung auf dem Highway

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Dirk Darmstaedter ist in Deutschland zuerst mit der Band Jeremy Days bekannt geworden. Jetzt ist er schon 20 Jahre als Solist unterwegs. Im Kulturzentrum Das Haus stellte er sein aktuelles Album „Twenty/Twenty“ vor, das 20 Songs aus diesen 20 Jahren enthält. Ein paar alte Songs von Jeremy Days spielte er ebenfalls in Ludwigshafen.

„Ach, ihr hattet doch mal einen Nummer Eins Hit“, bekomme er immer zu hören, erzählt Darmstaedter. Das sei falsch, aber deshalb habe er den Song „No. One Single“ geschrieben. Den spiele er immer dann, wenn wieder mal die Rede von der alten Band sei. In Ludwigshafen erzählt der in den USA und Deutschland aufgewachsene Künstler, was Musik für ihn bedeutet, wie das früher war und warum er inzwischen so gerne als Solist arbeitet. Vermutlich waren die Ende der 1980er gegründeten Jeremy Days einfach zu früh dran. Mit „Brand New Toy“ schaffte die Band zwar keinen Nummer-eins-Hit, aber doch einen beachtlichen elften Platz in den deutschen Hitlisten von 1989. Sie wurden in die Hitparaden-TV-Show „Formel Eins“ eingeladen, fühlten sich in der Schublade Teenie-Pop aber nicht wohl. Das nächste Album der Hamburger war noch stärker von anspruchsvollen Songs geprägt. Die Kritiker jubelten, doch der kommerzielle Erfolg blieb aus. Die Band löste sich 1996 auf – just bevor Popmusik aus Deutschland so richtig durchstartete. Für Darmstaedter ist kommerzieller Erfolg kein Kriterium. Davon bekam man auch beim Konzert einen guten Eindruck. Er erzählte, dass Musik ihm „das Leben gerettet“ habe. Er ist 1965 in Hamburg geboren. 1970 zog seine Familie in die USA. Als er zwölf war, kehrte die Familie nach Hamburg zurück, er ging mit 16 aber wieder zurück nach New Jersey auf eine Highschool. Unsicher und orientierungslos fuhr er auf einem Highway, als ihn die Erleuchtung traf in Form von „This Charming Man“, einem Song von Johnny Marr und The Smiths, der aus dem Autoradio tönte: „Auf einmal war mir klar, was ich wollte: Gitarre spielen wie Johnny Marr und meine Songs singen.“ Dem epiphanischen Moment hat er den Song „Pop Guitars“ gewidmet. Darmstaedter hat fast zu jedem Song eine Geschichte auf Lager und die ist meist amüsant und sehr persönlich. Man hatte das Gefühl, mit Darmstaedter im Fotoalbum seines Lebens zu blättern, und die Songs bildeten dazu die Tonspur. Am Ende gab es noch eine Geschichte vom Mädchenchor aus Quackenbrück, der engelsgleich gesungen haben soll. Und so bemühte sich auch das Publikum im Haus, den letzten Refrain von „Walking with your Shoes tied together“ ordentlich mitzusingen.

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