Ludwigshafen Enttäuschung weicht grenzenlosem Jubel

Haben wieder gut lachen: Tobias Faulhaber, Christian Senk, Christoph Göbel, Jans Babutzka und Christian Biedinger (von links) vo
Haben wieder gut lachen: Tobias Faulhaber, Christian Senk, Christoph Göbel, Jans Babutzka und Christian Biedinger (von links) vom Schachklub Schifferstadt, der aufgestiegen ist.

«Schifferstadt.»Am Ende haben sie es doch noch geschafft: Dank des Rückzugs der TSG Mutterstadt steigt die erste Mannschaft des Schachclubs Schifferstadt in die 1. Pfalzliga auf. Der Verein schaffte damit das Kunststück, mit allen drei Teams in der vergangenen Saison den Sprung in die nächsthöhere Liga geschafft zu haben. Dabei sah es lange so aus, als hätte ein zwischenzeitlich hochgerüsteter Konkurrent den Schifferstadtern den Aufstieg verbaut.

Als einer der Ligafavoriten war der SC Schifferstadt in die Spielzeit der 2. Pfalzliga gestartet und räumte zunächst planmäßig alles aus dem Weg, was sich ihm auf den 64 Feldern entgegenstellte. Nach klaren Siegen gegen Worms, Altrip, Herxheim, Limburgerhof und einem Unentschieden gegen Hagenbach deutete alles auf einen Start-Ziel-Erfolg hin, zumal sich Hauptkonkurrent SG Speyer-Schwegenheim II mehrere unerwartete Patzer leistete. Die zweite Mannschaft des Bundesligisten hatte sich den Aufstieg um jeden Preis als Saisonziel gesetzt und reagierte radikal. Speyer-Schwegenheim tauschte zur Saisonmitte quasi die gesamte Mannschaft aus und verpflichtete eine Reihe von Titelträgern, vorwiegend aus Osteuropa. Diese waren ihren Gegnern haushoch überlegen und fuhren von nun an einen Kantersieg nach dem anderen ein. Auch Schifferstadt geriet im direkten Duell mit 0,5:7,5 unter die Räder. Viele zeigten sich in der Liga irritiert über das Vorgehen der Speyerer, das aber nicht den Regularien widersprach. Am Ende ging die Rechnung des aufgerüsteten Favoriten auf: Speyer-Schwegenheim fing Schifferstadt noch ab, bei gleicher Mannschaftspunktezahl (15:3) gaben am Ende die Brettpunkte den Ausschlag. Vor wenigen Wochen kam dann die unverhoffte Wendung: Dank des freiwilligen Rückzugs von Nachbarverein Mutterstadt wird ein weiterer Platz in der 1. Pfalzliga frei, den Schifferstadt als erster Nachrücker besetzen wird. Beim SCS herrschen seitdem Genugtuung und Vorfreude auf die Saison in der neuen Spielklasse. „Es ist eine absolut ausgeglichene Liga, in der fast jeder jeden schlagen kann“, glaubt Spielleiter und Mannschaftsmitglied Tobias Faulhaber. Großer Favorit ist jedoch wiederum Speyer-Schwegenheim, das mit seiner übermächtigen Aufstellung unmissverständlich den Durchmarsch anpeilt. Ausgerechnet Speyer-Schwegenheim wird am ersten Spieltag beim SCS zu Gast sein, wie die Auslosung Anfang Juli ergab. „Dass wir damit vermutlich erstes Tabellenschlusslicht sein werden, können wir verschmerzen“, sagt Schifferstadts Vereinschef Roland Meinhardt, der mit seiner zweiten Mannschaft ebenfalls aufstieg. Das Schifferstadter Team wird in fast unveränderter Besetzung in die neue Spielzeit gehen. Einzig Daniel Helbig (letzte Saison an Brett drei) wechselte zum Oberligaverein SV Worms und wird ab September durch den erfahrenen Alexander Pelt ersetzt. Der verdiente, wenn auch am grünen Tisch perfekt gemachte Aufstieg fügt sich ein in das Bild eines allgemeinen Aufschwungs in Schifferstadt. Nachdem der Verein in den vergangenen Jahren zahlreiche Spieler durch Weggänge verlor und um mehrere Ligen abgesackt war, hat sich der SCS nun wieder spürbar erholt. „Unser Vereinsabend war zwischenzeitlich zum Debattierklub mutiert“, erinnert sich Roland Meinhardt, seit zwei Jahren Vorsitzender, „seit einiger Zeit steht nun wieder das Schachspiel unbestritten im Mittelpunkt“. Blitz- und Schnellturniere erfreuen sich eines wachsenden Zuspruchs und auch das von Tobias Faulhaber geleitete Jugendtraining am Freitag trägt Früchte. Mit dem neuen Spiellokal im Katholischen Pfarrzentrum Herz Jesu haben sich die Schachspieler mittlerweile angefreundet, nachdem sie Ende 2016 schweren Herzens ihr angestammtes Heim im Haus der Vereine hatten räumen müssen. Der dreifache Aufstieg bringt neben neuen Herausforderungen auch Erleichterungen. „Durch die veränderte Ligazugehörigkeit ist unser Spielkalender nun deutlich entzerrt, sodass unsere Mannschaften nicht mehr so oft zeitgleich an Sonntagen antreten müssen“, erklärt Tobias Faulhaber. Dadurch kann der SCS bei Ausfällen in der ersten Mannschaft leichter Ersatz aus der zweiten rekrutieren, wo beispielsweise mit Michael Baum, Gerhard Mares oder Roland Meinhardt erfahrene Spieler als Nachrücker bereitstehen. Schifferstadts zweites Team kämpft ab Herbst in der 2. Pfalzliga Ost um den Klassenverbleib, die dritte Mannschaft schaffte den unerwarteten Sprung in die Bezirksliga. „Sogar unsere vierte Mannschaft hätte nachträglich aufsteigen dürfen“, ergänzt Meinhardt stolz, „aber wir wollten uns auch nicht übernehmen“.

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