Ludwigshafen Energiegeladener Multiinstrumentalist

„Du heilst mich“: Jonathan Kluth in der Alten Feuerwache.
»Du heilst mich«: Jonathan Kluth in der Alten Feuerwache.

Jonathan Kluth ist ganz allein auf der „Sommerbühne“ der Alten Feuerwache gestanden. Aber sein Auftritt hat eine Wucht entwickelt, um den ihn manche komplette Band beneiden dürfte. Die Intensität und Präsenz des Singers/Songwriters hat denn auch aus dem Stand das Publikum begeistert.

Mit schnellem Strumming schlägt Kluth die ersten Akkorde an, und der fetzige Groove und der volle Klang gewinnen sofort die Aufmerksamkeit der Menge. In der nach außen geöffneten Halle der Alten Feuerwache herrschte Minuten zuvor noch eine lebhafte laute Biergarten-Atmosphäre. Draußen saßen Leute, die die Abendsonne genießen wollten. Eine Menge von ihnen kam dann recht bald herein und vor die Bühne, um zu sehen und zu hören, wer da so kraftvoll sein Konzert beginnt. „You Heal Me“ (Du heilst mich) heißt ein Song, den Kluth seiner Lieblingsgitarre gewidmet hat. Dass der Musiker ein besonderes Verhältnis zu Gitarren hat, glaubt man gerne. Volle Akkorde in verschiedenen Saitenstimmungen kommen in seinem Spiel oft vor. Der Klang ist groß, warm, „holzig“ und akustisch. Und Kluth hat viele Spielweisen parat, die eine breite Palette von Grooves und Sounds ergeben. Seine englischen Texte schildern Erlebnisse und Emotionen. Es geht in ihnen um Menschen und Freundschaften. Selbst wer nicht jede Zeile versteht, bekommt durch den Gesamtklang doch die intensiven Gefühle des Musikers mit. Ein paar elektronische Helferlein verwendet Kluth zur Unterstützung, und das macht er sehr geschmackvoll. Mit Hilfe eines Loopers nimmt er Klänge und Passagen auf, die er manchmal zu Klangflächen übereinanderschichtet. Dann sind mehrere Gesangsstimmen oder Gitarren zu hören. Auch mit einem Echogerät weiß Kluth geschickt umzugehen, indem er dessen Timing nutzt, um Rhythmen zu erzeugen. Und auch seine alte Geige kommt als besondere Klangfarbe mal zum Einsatz. Die Geige war das erste Instrument, mit dem Kluth im Alter von vier Jahren begann, Musik zu machen. Nach zehn Jahren klassischen Unterrichts wurde die Gitarre sein Hauptinstrument, und er schrieb die ersten Songs. Auch Klavier, Bass, Schlagzeug und Mandoline lernte der Musiker zu spielen. Vom hessischen Alsfeld zog er nach Mannheim, um an der Popakademie zu studieren. Der Quadratestadt hat er den Song „Squares“ gewidmet, der in der Feuerwache zu hören war. Offenbar hat ihn die Zeit in Mannheim weitergebracht. In einem Interview erzählte er von inspirierenden Kontakten, die hier entstanden seien. Mit einer eigenen Band ging er dann auf Tour und war weltweit unterwegs, unter anderem als Support für Tina Dico und Matt Corby. Seit 2012 lebt Kluth in Berlin. Sein erstes Album „Ophelia“ erschien 2014. Im April 2017 veröffentlichte Kluth das Album „Spaces in Between“. Das hat er komplett mit allen Instrumenten selbst eingespielt und produziert. Spannend zu erleben ist es, dass Kluth keiner aufwändigen Studioproduktion bedarf, um die Zuhörer zu packen. Er schafft es ganz alleine, einen gleichermaßen raffinierten wie energiegeladenen Sound zu entwickeln. Seine enorme Präsenz tut ein Übriges, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.

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