Rhein-Pfalz Kreis Ein emotionaler Morgen

Haben von ihren Erlebnissen mit Claus Jürgen Müller berichtet (von links): Gerhard Kief, Paul Tremmel, Silvia Calles, Edith Brün
Haben von ihren Erlebnissen mit Claus Jürgen Müller berichtet (von links): Gerhard Kief, Paul Tremmel, Silvia Calles, Edith Brünnler und Helga Kerth-Förster.

«Schifferstadt.» Viele Weggefährten, darunter Mundart-Urgestein Paul Tremmel, sind am Sonntagmorgen ins Schifferstadter Schreiwer Hais’l gekommen, um einem Multitalent und Schifferstadter Original zu gedenken: Hais’l-Gründer Claus Jürgen Müller, kurz CJM, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Die Matinee in der Lillengasse dauerte rund 130 Minuten, die die Gäste bewegten.

Mit einer Hommage ist es wie so oft im Leben: Um ans Licht zu gelangen, muss oft ein dunkles Tal durchwandert werden. Vor den freudigen Erinnerungen an einen außergewöhnlichen Menschen lag zunächst die Verarbeitung des Verlusts, den Claus Jürgen Müllers Lebensgefährtin und Hais’l-Mitbetreiberin, Beate Holzwarth, ihren Hommage-Gästen in sehr persönlicher Art und Weise offenlegte. Ein intimer, persönlicher Schleier der emotionalen Ergriffenheit und des nachdenklichen Schweigens senkte sich für eine kurze Zeit über den Hof in der Lillengasse. Doch angesichts der pfälzisch-übersprudelnden Lebensfreude der „Hais’l-Alt-Stars“ Edith Brünnler, Silvia Calles, Paul Tremmel, Helga Kerth-Förster und weiteren Überraschungsgästen verflüchtigte sich diese Stimmung schnell. Das Schreiwer-Hais’l lebt weiter, das kam in der Matinee zum Ausdruck. „Ich bin froh, dass es gefällt, so wie ich es mache“, bedankte sich Holzwart für die Treue der Akteure und des Publikums. „Du bischd a kloori Nudel“, hatte Müller oft zu Helga Kerth-Förster, auch bekannt als die „Rätsch“, gesagt. „Das ist eine Auszeichnung. Ich habe mich immer gefreut“, sagte Kerth-Förster. Müller hatte mit ihr das Buch „Griene Hinkel mit roode Kepp“ geschrieben, aus dem sie vorlas. Das Hais’l müsse ihrer Ansicht nach als „Kleinod“ für kreative Menschen weiter bestehen. Auch Edith Brünnler ist eine „kloore Nudel“ im Müller’schen Sinne. Ihr Maimarkt-Rap über die innovative Seite der Mammut-Verkaufsschau mit laktosefreiem Rinderfilet und Pesto aus Zucchini mit Schoko-Eis führte zu kollektivem Schnippen im Takt. Unter dem Motto „Man kann auch unter vielen Menschen allein sein, aber nedd in de Palz“ rezitierte sie auf Pfälzisch, Badisch und Hochdeutsch heimatliche Liebesbekundungen aus ihren zahlreich erschienen Büchern. Reim-König Paul Tremmel aus Forst legte nach. Er gab drei seiner unzähligen Pälzer-Gedichte „De Mittelstand“, „BSE-Angst“ und „Wasser trinke“ zum Besten und zollte einem Freund Ehre, den er „eigentlich gar nicht leiden konnte“, wie er spitzbübisch verriet. Eine Männerfreundschaft zweier Platzhirsche, resümierte Holzwart. Ähnlich facettenreich wie Müllers Leben selbst als früherer Redakteur, Kabarettist, Buchautor oder Verleger, offenbarten sich die Programmpunkte wie die verschiedenen Schichten einer Zwiebel – auch hier (Lach-)Tränen inklusive. Ob die französich-pfälzische Wortjongliererei der Hobby-Schauspielerin Silvia Calles oder die herrlich verstiegenen Eigenversionen bekannter Chansons und Volksweisen der Musiker Gerhard Kief und Heinz Illner, das Publikum ging stets mit. Textsicher bewiesen sie sich auch beim Kurt-Dehn-Klassiker „Wenn in dem große Himmel blooß a klänie Wertschaft wär“. Wenn man den Anekdoten seiner Weggefährten Glauben schenkt, mag man Müller dort zur Ideenfindung antreffen, denn der gesellige Pfälzer testete zu Lebzeiten seine Kabarettprogramme gerne am lebenden Objekt. Und dann waren da noch die Überraschungsgäste: Rezitationskünstlerin Gerlinde Drees, der Ludwigshafener Bayer Dieter Presoli und Erich Hoffmann vom Hoffmann/Hammer-Trio, die mit gelungenen Darbietungen an die Vorlieben des Hais’l-Begründers erinnerten, stets pfälzisch korrekt und getreu Müllers Motto: „Pfälzisch ist die sozialste Sprache der Welt.“

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x