Ludwigshafen Düstere Atmosphäre im Kunstnebel

Fährt sie gleich die Krallen aus? Laura Carbone in Mannheim.
Fährt sie gleich die Krallen aus? Laura Carbone in Mannheim.

Auf der „Sommerbühne“ vor der Alten Feuerwache hat nun Laura Carbone ein Open-Air-Konzert gegeben. Der Auftritt der Deutsch-Italienerin und ihrer Band, die am ehesten unter Dark-Wave-Pop zu verorten sind, war sehr gut besucht, quer durch alle Altersgruppen.

Ein bisschen sieht Laura Carbone so aus, wie sie singt: wallende schwarze Haare über schwarz verschatteten Augen, blutroter Mund zu cremeweißer Haut, dazu ein schwarzweißes Kleid zu schwarzen Stiefeln – dunkle, aber zurückhaltende Dramatik wie in einem Psycho-Thriller oder einem Vampir-Film für die Jugend. Ihre Stimme ist ungemein ausdrucksstark und geschmeidig. Klar, aber ebenfalls dunkel verschattet, wechselnd zwischen fast gehaucht – soweit das bei der Lautstärke überhaupt möglich ist – und gelegentlichen Ausbrüchen auch mal mit schrillem Gelächter. Meistens singt sie wie eine Schlafwandlerin, als ob „es“ aus ihr heraus singe, willenlos hingegeben. Die aus Sinsheim stammende Deutsch-Italienerin – mittlerweile lebt sie in Berlin – steht seit 2008 auf der Bühne, zunächst mit der in Mannheim gegründeten Neue-Deutsche-Welle-Punk-Band Deine Jugend, seit 2014 als Solokünstlerin mit eigenen Songs in englischer Sprache. Auch ihr Stil lehnt sich eher an britische und amerikanische Indie-Bands und Singer/Songwriter an als an deutsche Vorbilder. Am ehesten gehört sie in die Richtung Dark-Wave-Pop, hat dabei aber einen sehr eigenen Stil gefunden. 2016 war sie zum ersten Mal beim South-by-Southwest-Festival in Austin, Texas, dabei. 2016 trat sie beim Amphi-Festival in Köln auf, das vor allem in der Alternative und „Schwarzen“ Szene eine Rolle spielt. Laura Carbones erste Solo-Single „Stigmatized“ war natürlich in Mannheim zu hören, ebenso die zweite, „Sirens“. Sie sang fast ausschließlich eigene Songs wie „Lullaby“, „Swans“, „Exes“, „Heavy Heavy“, „Blue Hotel“, „Innocent“ und „Cellophane Skin“. Die Titel geben eine Vorstellung von der mehr oder weniger düsteren Atmosphäre, die sie transportieren. Einmal kündigte sie an: „Wir können auch anders, jetzt gibt es einen Schmusesong!“ Was dann kam, klang nach Schmusen mit einer Katze, von der man nie ganz sicher sein kann, ob sie die Krallen ausfährt. Unterstützt wurde Laura Carbone von ihrer Band mit Schlagzeug, E-Bass, Gitarre, wobei sie selber oft zweite Gitarre spielte. Wolken aus künstlichem Nebel in kühlen Farben verstärkten die filmartige Stimmung des Auftritts. Laura Carbone hat offensichtlich eine feste Fan-Basis in Mannheim. Auch die Schlange vor dem Plattenverkaufsstand konnte sich sehen lassen. Dabei geht sie auch bei der Vermarktung neue Wege und will die Kontrolle über ihre Musik behalten. Ihr Solo-Album „Sirens“ wurde im Internet per Crowdfunding finanziert.

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