Ludwigshafen Die Titelsammlerin

«Ludwigshafen.» Bei ihrem ersten 800-Meter-Lauf, im Alter von acht Jahren bei einem Sportfest in Neustadt, hatte Katrin Leonhardt den schlechtesten Start aller Teilnehmerinnen. Sie hat sich daher erst einmal ganz am Ende des Läuferfeldes einsortiert. Sie ist zu Beginn, wie sie heute erzählt, „erstmal gemütlich hinterhergelaufen“. Nach einer Runde hat sie sich dann gedacht, dass es wohl möglich sein müsste, ein bisschen schneller zu laufen. Also hat Leonhardt das Tempo gesteigert. Am Ende der zweiten (und letzten) Runde war sie nicht mehr Letzte. Am Ende der zweiten Runde war sie Erste. Katrin Leonhardt hatte bis zu jenem Tag den typischen „Lebenslauf“ eines Nachwuchs-Leichtathleten: Training und Teilnahme an Sportfesten, immer im Dreikampf. Weil sie zu jenen jungen Leichtathleten gehörte, die weder im Sprint, noch im Sprung und vor allem nicht im Wurf richtig großes Talent hatten, hat ihr das Spaß gemacht. Aber eher mäßig Spaß. Zum ersten Mal richtig Spaß an einem Wettkampf hatte sie bei jenem 800-Meter-Rennen in Neustadt. „Danach hatte ich auf jeden Fall einen neue Lieblingsdisziplin“, erzählt die heute 15-Jährige. Leonhardt ist zu jenem Rennen über die zwei Stadionrunden angetreten, ohne dafür zuvor einmal zu trainieren. Das ist nicht ungewöhnlich in diesem Alter. Und auch in der Folgezeit stand für sie weiterhin vor allem das Training für den Dreikampf im Vordergrund. So wird das nun mal in diesem Alter gemacht. Das änderte sich erst 2015, als das Mädchen aus Limburgerhof zum ABC Ludwigshafen wechselte – und in ihrem ersten Wettkampf für den ABC bei den Bezirksmeisterschaften der Vorderpfalz mit einem Vorsprung von rund 15 Sekunden die 800 Meter gewann. Das Rennen war so etwas wie die Geburtsstunde ihrer Karriere als Mittelstreckenläuferin. Auch dank des vermehrten Trainings für diese Distanzen gelang ihr 2015 ein zweiter Platz bei den Pfalzmeisterschaften und eine Verbesserung auf 2:37 Minuten. Was auffällt: Leonhardt, die früher auch mal Fußball gespielt und Kickboxen ausprobiert hat, kann sich an nahezu jeden Wettkampf in den vergangenen Jahren erinnern. Und sie kann sich nicht nur an den Wettkampf erinnern, sondern sie hat auch jede Platzierung und jede gelaufene Zeit im Kopf. Auf die Frage, ob sie ein Talent für Zahlen und Mathematik habe, grinst sie vielsagend. Die Schülerin des Ludwigshafener Theodor-Heuss-Gymnasiums hat Laufen längst als Leidenschaft entdeckt. Seit Sommer 2017 trainiert sie mit der Laufgruppe des Ludwigshafener Trainer-Urgesteins Fritz Seilnacht. Mittlerweile stehen vier bis fünf Einheiten in der Woche an. Für Leonhardt kein Problem. „Ich mag es, wenn ich nach dem Training das Gefühl habe, alles gegeben, alles aus mir rausgeholt zu haben“, sagt sie. Und dieser Spaß am Sport könnte ihr helfen, ihre Ziele zu erreichen. Im kommenden Jahr möchte sie sich erstmals für deutsche Meisterschaften qualifizieren, und zwar in der Altersklasse U18. Ob über 800 Meter, 1500 Meter oder 3000 Meter ist ihr egal, ihr Spektrum hat sich mittlerweile erweitert. Denn nicht nur über 800 Meter hat sie in den vergangenen beiden Jahren den einen oder anderen Erfolg gefeiert, auch über 2000 Meter. Über die fünf Stadionrunden (im kommenden Jahr kommen für sie altersbedingt 1000 Meter hinzu) ist sie 2016 und 2017 jeweils Pfalzmeisterin geworden, in diesem Jahr zudem Erste der Rheinland-Pfalz-Meisterschaften und Sechste der Süddeutschen Titelkämpfe. Über die 800 Meter gelang ihr bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften in der Halle der Titelgewinn. Es ist eine imposante Ansammlung an Erfolgen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich Leonhardt ja erst seit dem Sommer dieses Jahres voll auf die Mittelstrecken konzentriert, vorher noch sehr breitgefächert trainiert hat. Im nächsten Jahr dürfte ihr also noch einmal eine deutliche Steigerung gelingen, so dass die Qualifikation für die deutschen U18-Meisterschaften auf jeden Fall möglich ist.