Rheinpfalz Die Schlümpfe gegen die Frösche

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MANNHEIM. Rucksack, ein Erkennungsmerkmal in blau oder grün und den Blick konzentriert auf das Smartphone in den Händen gerichtet – so eroberten rund 1200 „Agenten“ am Sonntag Mannheim. Beim Ingress Mission Day, einem Spiel, das von derselben Firma entwickelt wurde wie Pokemon Go, verbanden die Teilnehmer aus dem In- und Ausland bei strahlendem Sonnenschein Stadtführung und Spielvergnügen.

Selbst die Macher um Tobias Ferber taten sich schwer, ihr Spiel zu beschreiben. Schnitzeljagd hörten aber weder sie noch die Gemeinschaft der Spieler gerne. „Das trifft es einfach nicht genau“, meinte Tobias Ferber, auf dessen Initiative hin 1200 Menschen am Sonntag die Stadt zwischen Fernmeldeturm, Planetarium und Popakademie erwanderten. Man bekomme Punkte für jede abgeschlossene Mission, und wenn man zwölf der insgesamt 24 Missionen erfolgreich abgeschlossen habe, dann erhalte man eine Mission Day Medal Point, erklärte Ferber und betonte. „Das ist etwas sehr Seltenes. Dazu gibt es weltweit nur vier oder fünf Gelegenheiten im Monat.“ Kein Wunder, dass auch Spieler aus den Niederlanden, aus Frankreich, Italien und der Schweiz sich nach Mannheim aufgemacht hatten, um entweder für die blaue Fraktion („Schlümpfe“) oder die grüne Fraktion („Frösche“) im weltweiten Duell möglichst viele Portale zu erobern. „Normalerweise bin ich in Mannheim relativ alleine, wenn ich Ingress spiele“, sagte Michael Becker aus Mutterstadt. Er war einer der Spieler mit der kürzesten Anreise. „Ich habe auch schon Spieler aus Zürich, Stuttgart und Frankreich getroffen“, berichtete er bei seiner Runde um den Wasserturm, einer der geforderten Missionen, für die er sich am Ende genügend Punkte erhoffte. Er ist „fast von Anfang an dabei“, also seit 2012, als das Spiel für deutsche Smartphones freigeschaltet wurde. „Der Vorteil ist, dass ich es auch im Urlaub spielen kann. Während ich durch Städte laufe, kann ich gleichzeitig spielen“, erklärte er. Frau und Tochter, die ebenfalls in Mannheim dabei waren, konnte er mit seiner Leidenschaft trotzdem bislang noch nicht begeistern. „Die spielen Pokemon Go“, lachte er. Der Unterschied zwischen beiden Spielen besteht vor allem darin, dass die Ingress-Spieler selbst aktiv unterwegs sind, um Missionen erfolgreich abzuschließen, während die Pokemon-Spieler sich auch auf die Lauer legen und darauf hoffen können, dass sich eines der gefragten Monster in ihre Umgebung verirrt. „Ingress ist taktischer und man muss sich mehr bewegen“, bestätigte Ferber. Entsprechend hatten sich die Spieler ausgerüstet. Einige hatten sich vorsorglich schon einmal ein Leihfahrrad des VRN-Nextbike gesichert, erradelten sich ihre Portalpunkte und zogen so lächelnd und strampelnd am „Fußvolk“ vorbei. „Wir haben im Vorfeld noch versucht, Sonderkonditionen für die Leihfahrräder auszuhandeln, aber das hat leider nicht geklappt“, bedauerte Organisator Ferber. Ansonsten hatte er aber allen Grund zum Strahlen. „Es hat alles geklappt. Und auch das Wetter war optimal.“ Das Mannheimer Stadtmarketing hatte am Erfolg ebenfalls einen Anteil. „Online-Tools werden im Tourismus immer wichtiger“, begründete Geschäftsführerin Karmen Strahonja, warum das Stadtmarketing die Spieler gerne unterstützte. „Immerhin konnten wir so unsere Sehenswürdigkeiten platzieren, wobei digitale und reale Welt miteinander verknüpft wurden“, freute sie sich über eine rundum gelungene Aktion. „Es ist fantastisch. Wir haben 1200 Menschen bei einer Stadtführung“, meinte Karmen Strahonja. Dabei dürfte der Begriff Stadtführung bei den engagierten Spielern auf ihren Eroberungsfeldzügen von gegnerischen Portalen ebenso Schüttelfrost ausgelöst haben wie Schnitzeljagd. Im Netz Nähere Informationen rund um das Spiel gibt es unter www.ingress.com.

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