Ludwigshafen Die Liedermacherin mit ihrer Räuberbande

Schlicht, nicht meerkatzenblau: Mori in Mannheim.
Schlicht, nicht meerkatzenblau: Mori in Mannheim.

„Ich bin Mori, das ist meine Räuberbande“ stellte sich die Frontfrau vor. Hinter Mori steckt die Künstlerin Marie-Christin Sommer. Sie hat Anfang Juni den Lieder-Slam in der Alten Feuerwache gewonnen. Jetzt hat sie mit ihrer Band dort auf der „Sommerbühne“ gestanden.

Die kleine Umfrage von der Bühne herunter war aufschlussreich: „Wer ist heute zufällig hier?“ fragte die Musikerin. Zwei, drei Hände gingen hoch, von Leuten, die offenbar nur mal gucken wollten, was denn hinter der offenen Tür der Alten Feuerwache passiert. Die eigentliche Sommerbühne draußen blieb nämlich wegen des schlechten Wetters ungenutzt. In der Halle ließ es sich aushalten. „Wer ist wegen mir hier?“ war die zweite Frage, und da meldeten sich viele und begrüßten die Künstlerin mit „Juhu“. Diese lebt in Mannheim und hat hier schon auf verschiedene Weise ein Publikum für sich gewinnen können. Unterstützt von einer Rhythmusgruppe, trug sie ihre Songs vor, die größtenteils im Singer/Songwriter-Stil zu verorten sind. Will sagen: Texte und Gesang stehen im Mittelpunkt. Keyboards, Bass und Schlagzeug runden das Ganze ab, geben Volumen und Drive. Die Sängerin begleitet sich selbst auf einer akustischen Gitarre. Die Texte sind poetisch und sprachlich anspruchsvoll, manchmal auch geheimnisvoll und verschlüsselt. Auch wenn immer wieder Melancholie und die Sehnsucht nach Nähe anklingen, sind die Stücke doch auf intelligente Art vielschichtig. „Auf dem sinkenden Schiff, aber wenigstens im selben Boot“, mag ein Beispiel sein, wie auch mal eine Prise Sarkasmus den Text würzt. Marie-Christin Sommer ist nicht einfach bloß Liedermacherin. Malerei, darstellendes Spiel, Poesie, Inszenierung – all das sind Ausdrucksformen der 29-jährigen Künstlerin. Kürzlich hat sie ihr Studium an der Popakademie Mannheim beendet. Die Abschlussperformance fand im Schauspielhaus des Nationaltheaters statt. „Meerkatzenblau“ nannte Sommer die bunte Truppe, die sie für eine spektakuläre szenische Aufführung um sich geschart hatte. Schauspieler und Statisten, opulente Kostüme und aufwändiges Bühnenbild gehörten ebenso dazu wie eingespielte Videoclips und natürlich Musik, die die singende und rappende Künstlerin geschrieben und arrangiert hat. Im Vergleich dazu war ihr Auftritt jetzt geradezu schlicht. Timo Zell am Bass, Felix Gayed am Schlagzeug und Bastian Völkel an den Keyboards nannte sie liebevoll „meine Räuberbande“ und konnte sich auf ihre Begleiter verlassen. Deshalb wurde auch nicht nur der Kopf angesprochen. So manches Stück lädt zum Mitmachen ein. Einige erfahrene Fans konnten auch gemeinsam ein Solo pfeifen. Die Stimmung war gelöst, das Publikum hatte gute Laune, was nicht zuletzt an der spürbaren Zuwendung der Künstlerin zu ihren Zuhörern lag. Das war spannend zu erleben, denn die Situation war ganz anders als bei der Meerkatzenblau-Inszenierung, wo das Publikum ein Stück weg von der großen Bühne saß und eine straffe Inszenierung herrschte. In der Feuerwache zeigte Marie-Christin Sommer, dass sie sich auch in direkter Interaktion und Nähe zu den Zuhörern wohlfühlt.

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