Rhein-Pfalz Kreis Die guten Seelen verlassen ihre zweite Heimat

Noch bis Ende des Monats sind Schwester Elsa, Schwester Ann und Schwester Gricy (von links) in Schifferstadt. Die indischen Schw
Noch bis Ende des Monats sind Schwester Elsa, Schwester Ann und Schwester Gricy (von links) in Schifferstadt. Die indischen Schwestern haben das Caritas-Altenzentrum St. Matthias mit geprägt.

«Schifferstadt.» Lachfältchen bilden sich um ihre Augen, wenn Schwester Ann über ihre Zeit in Schifferstadt spricht. Ihre weißen Zähne blitzen in ihrem breiten Lächeln. Ihr fröhliches, einnehmendes Wesen erklärt schnell, warum die Schifferstadter sie und die anderen indischen Schwestern des Ordens Mariä Heimsuchung so mögen. Dass gute Seelen gehen, ist von den Stadtbewohnern über sie zu hören. Viele haben ihre ganz persönlichen Erinnerungen an die Schwestern, die seit 1989 hier eine zweite Heimat gefunden haben und im Caritas-Altenzentrums St. Matthias leben und arbeiten. Die Einrichtung wird geschlossen und neu gebaut (wir berichteten). Zum 30. Juni werden die Ordensschwestern endgültig von der Stadt Abschied nehmen und nach Worms wechseln. Ann (47), Elsa (43) und Gricy (40) werden Schifferstadt weiter im Herzen tragen. „Ich bin seit 1993 hier“, erzählt die Oberin Schwester Ann. „Die Mitarbeiter und Bewohner sind wie eine Familie geworden.“ Die Stelle zu wechseln falle ihr nicht leicht, erzählt sie lächelnd. „Aber ich bin dankbar, weil es so schöne Jahre waren.“ Schwester Elsa nickt. Zwar ist sie erst seit einem Jahr in St. Matthias, aber es sei ein Gefühl der Freude, das sie als Erinnerung mitnehmen werde. Freude über die Arbeit, die netten Menschen, die sie kennengelernt hat, und Freude über die gute Zeit hier. „Wir haben uns hier immer gut gefühlt“, sagt Schwester Ann. Sie und die anderen Visitantinnen stammen aus dem Bundesstaat Kerala, der im Südwesten Indiens liegt. „Hier in Schifferstadt war das erste Haus unseres Ordens außerhalb von Indien“, erzählt Schwester Ann. Erst später seien weitere in Italien, den USA und Afrika dazugekommen. In Deutschland sind insgesamt mehr als 20 indische Schwestern ihres Ordens an fünf Standorten untergebracht. Dass Schifferstadt als erster Ort in Deutschland gewählt wurde, ist dem Kontakt eines indischen Bischofs mit dem damaligen Speyerer Caritasdirektor Alfons Henrich zu verdanken. „Unsere Generaloberin hatte eine gute Beziehung zum indischen Bischof“, erzählt Schwester Ann. Er wollte dem Orden etwas Gutes tun und hat den Kontakt nach Deutschland hergestellt. Anfangs, erinnert sich die 47-Jährige, habe sie sich noch etwas fremd gefühlt. Aber da ihr so viel Freundlichkeit entgegengebracht wurde und stets weitere Schwestern im Altenzentrum wohnten, sei der Umzug in die Fremde nicht schwer gefallen. Schifferstadt sei eine „zweite Heimat geworden“. Sechs Schwestern waren in der Regel im Altenzentrum untergebracht. Seit November sind die Ordensfrauen nur noch zu dritt. Im vergangenen Jahr war das nicht die einzige Veränderung. Früher haben sie neben den Pflegeaufgaben im Demenzbereich auch Seelsorge übernommen, Krankensalbung und Krankenkommunion organisiert. „Wir haben die Leute auch in die Kapelle begleitet, zusammen gebetet und Spaziergänge gemacht.“ In letzter Zeit habe sich die Struktur jedoch verändert und die Arbeit habe sich auf die Pflege und das Verteilen der Kommunion an Bettlägerige beschränkt. „Die Arbeit der Schwestern war immer unantastbar, und das ist auch gut so“, sagt Annette Schenk, Einrichtungsleiterin des Caritas-Altenzentrums St. Matthias. Die Schwestern hätten so viel für das Haus, aber auch für Schifferstadt getan. „Es ist sehr schade, dass sie nun gehen werden.“ Im neuen Altenzentrum wird laut Schenk nur noch speziell ausgebildetes Personal mit den dort untergebrachten Menschen mit Demenz arbeiten. Die Inderinnen haben nur eine Ausbildung zur Krankenschwester. Zwar habe man angedacht, die Schwestern, die derzeit in der Demenzpflege arbeiten, im ambulanten Bereich einzusetzen. „Weil es schlimm ist, dass wir die Schwestern verlieren“, betont Schenk. „Aber sie sollen nicht im ambulanten Bereich arbeiten.“ Das habe die Generaloberin in Indien entschieden. „Wir haben gekämpft, aber es war nicht möglich, sie zu halten.“ Dass sich alles gut mit der neuen Stelle in Worms gefügt hat, freut Schenk. „Ich habe Kontakt zum Leiter aufgenommen. Es ist gut, dass es geklappt hat“, sagt sie. An der neuen Stelle im Senioren- und Pflegezentrum Burkhard-Haus in Worms-Abenheim werden die drei Schwester gemeinsam wieder ihre alten Aufgaben übernehmen – wohl auch jene, die sie in den vergangenen Monaten in Schifferstadt vermisst haben. „Da ist auch eine Pfarrei in der Nähe. Das Altenzentrum steht im Schatten der Kirche“, sagt Schwester Ann und lächelt wieder. In Schifferstadt habe sie den guten Kontakt zur Pfarrei immer geschätzt. Und auch an den ehemaligen Heimleiter Werner Braun, zu dem die Schwestern ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, denkt sie gern. „Er hat sehr viel für uns getan. Auch wenn wir anfangs nicht die gleiche Sprache gesprochen haben, haben wir uns immer verstanden.“ Wenn Schwester Ann und ihre Kolleginnen von den vergangenen Jahren berichten, merkt man, dass ihnen der Abschied schwerfällt. „Wir wären gerne hier geblieben“, sagt Schwester Ann. „Aber das neue Konzept ist anders als das jetzige.“ Und obwohl die drei im Gespräch von ihrem baldigen Umzug berichten, sie nach einem, sechs und sogar 24 Jahren ihre zweite Heimat verlassen müssen, wirken sie zufrieden. Es ist eben ihre Sicht auf die Dinge, die das Wesen ausmacht. Die Ordensschwester freuen sich auf das, was kommen wird. Und werden, so sagen sie, immer mit Dankbarkeit und Freude auf die Jahre in Schifferstadt zurückblicken.

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