Ludwigshafen Die eigene Band immer dabei

Das Keyboard kann wie ein Klavier klingen – oder auch wie eine Flöte, sagt Alexander Baumann.
Das Keyboard kann wie ein Klavier klingen – oder auch wie eine Flöte, sagt Alexander Baumann.

Alexander Baumann setzt in der Ludwigshafener Innenstadt eine Tradition fort. Seine Musikschule befindet sich in jenem Gebäude in der Bahnhofstraße, in dem „Musik Müller“ viele Jahre sein Geschäft hatte. Hier können Kinder, Jugendliche und Erwachsene ein Instrument erlernen. Unterrichtet werden Keyboard, Klavier, Gitarre und Violine.

„Es ist nicht jeder ein Mozart“, sagt Alexander Baumann. Und es komme auch nicht nur darauf an, im Bekanntenkreis etwas „vorklimpern zu können, sondern Spaß zu haben“. Auch deshalb reiche die Bandbreite seiner Schüler „vom BASF-Doktor bis zur Hausfrau nebenan“. Wobei „nebenan“ nicht wörtlich zu nehmen sei. Denn in die Bahnhofstraße verirre sich so schnell niemand. „In diesem Abschnitt ist eher tote Hose“, sagt der 48-Jährige. Die Schüler werden „durch Mundpropaganda auf uns aufmerksam“. Auch Baumanns Ehefrau Maria Mattern gibt hier im zweiten Obergeschoss Musikunterricht. Sie hat im Unterschied zu ihrem Mann Musik studiert, ist ausgebildete Kirchenmusikerin und unterrichtet auch an der Musikschule der Stadt. Baumann ist ein lebhafter, freundlicher Mensch, der gerne redet und gestikuliert. Die Begeisterung sieht man ihm an, wenn er von seiner ältesten Schülerin spricht, die „mit fast achtzig“ noch Klavierunterricht genommen habe. „Als Mädchen der Kriegsgeneration hatte sie keine Chance, ein Instrument zu lernen. Das war nur was für Jungen.“ Den Traum von handgemachter Musik habe sie sich erfüllt, als sie „bei uns mit Mitte 70 angefangen hat“. Stolz klingt durch, wenn Baumann von einem Sechsjährigen berichtet, der gleichzeitig mit seinem Vater Unterricht genommen habe. „Der Vater hat nach einem halben Jahr aufgegeben, doch der Junge hat tapfer weitergemacht“, erinnert sich der Musiklehrer. „Noch heute schaut er ab und zu vorbei, um Guten Tag zu sagen.“ Baumanns Musikschule – das ist Unterricht in Klavier/Keyboard, Gitarre und Geige. In einem Raum einer ehemaligen Wohnung stehen vier, fünf Keyboards, aber nirgendwo ist ein Klavier zu sehen. Baumann argumentiert, dass er keine Konzertpianisten ausbilde, keinen klassischen Klavierunterricht erteile. Außerdem sei das Keyboard ein Instrument, das vielseitig eingesetzt werde, das wie ein Klavier klingen kann – „aber auch wie eine Flöte, Trompete oder Orgel“. Und mit dem der Schüler schnelle Erfolge haben könne. „Junge Menschen sind begeistert von der Technik, mit der man fast alles machen kann.“ Das Keyboard könne zudem wie eine ganze Musikgruppe klingen. „Man hat die eigene Band immer dabei.“ Die eigene Band zu haben, das war auch für den jungen Baumann der Grund, sich dem elektronischen Tasteninstrument zu verschreiben. Zwar stand im Elternhaus in Oggersheim ein Klavier. „Darauf hatte ich spielen gelernt, also Unterricht genommen“, sagt Baumann. Als er „so um die Fünfzehn“ war, kaufte der Vater eine „große elektronische Orgel“. Die hatte damals, in den 80er-Jahren, schon verschiedene Rhythmen eingebaut, „man musste aber auch mit den Füßen an Pedalen arbeiten“. Dann sei der Orgel- beziehungsweise Keyboardunterricht bei „Musik Müller“ dazugekommen; es folgten Abitur, Zivildienst und ein Berufspraktikum – auch dieses in Peter Müllers Geschäft in der Bahnhofstraße. Als Baumann dann die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann im Bereich Musikalien beendet hatte, konnte er für Müller arbeiten, nach und nach auch unterrichten. Musiklehrer Peter Müller, inzwischen 79, erinnert sich heute noch gerne an die Zeit. Alexander habe über viele Jahre Unterricht „in unregelmäßiger Form und bei Bedarf“ genommen, scherzt der ehemalige Lehrer und Arbeitgeber Baumanns. Auch sei, unterstreicht Müller, der junge Lehrer ein loyaler Mitarbeiter seines Geschäfts gewesen. „Wir konnten ausgiebig musikalisch fachsimpeln und uns auch über politische und religiöse Themen unterhalten,“ sagt Müller, der seinen Musikladen zu Beginn des vergangenen Jahres geschlossen hat und sich neben der Musik derzeit mit Philosophie beschäftigt. Alexander Baumann hat viel geredet. Zum Abschied „jazzt“ er noch auf einem Keyboard mit buntem Monitor und beeindruckend vielen Knöpfen. Dann erwähnt er beiläufig – nach einem Ausgleich für den möglicherweise doch anstrengenden Unterricht befragt – noch eine Leidenschaft: die fürs Tauchen. „Da muss ich nicht reden, da ist Stille.“ Auch in deutschen Seen tauche er, etwa „im Marx’schen Weiher in Altrip“; sogar nachts, im Winter auch unter Eis. Auch schaffe er 25 Meter Tiefe ohne Atemgerät. Das sei „recht gut“, sagt er bescheiden – aber eine andere Geschichte. Kontakt Musikschule 1-2-3, Bahnhofstraße 33, Telefon 0171/5372211, E-Mail an musikschule123@t-online.de.

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