Rheinpfalz Bösartiger Krankheit ein Gesicht geben

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Heidelberg/Schriesheim. Vanessa Weil aus Schriesheim leidet an Krebs. Unheilbar. „Ich habe vielleicht noch ein Jahr oder zwei“, kommentiert sie ihre medizinische Prognose. Aber sie will nicht klagen, sie will helfen, der bösartigen Krankheit ein Gesicht zu geben und anderen Erkrankten Mut zu machen. Und das mit einem ungewöhnlichen Projekt: einem Fotokalender, einer Homepage und einem Blog bei Facebook.

Die 39-Jährige beschreibt ihre neue Lebensaufgabe auf www.krebs-hat-ein-gesicht.de. Renommierte Fotografen haben die junge Frau in ganz unterschiedlichen Umgebungen abgelichtet. Die ersten vier Fotos kann man bereits im Internet anschauen. Jeden Monat kommt ein neues Bild dazu und daraus entsteht im Laufe des Jahres ein Kalender für 2018. Der 23 mal 33 Zentimeter große Fotoband kann bereits vorbestellt werden. Der gesamte Erlös der ungewöhnlichen Aktion fließt in ein Projekt am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) am Universitätsklinikum Heidelberg. Vanessa Weil ist dort inzwischen gewissermaßen „zu Hause“ und fühlt sich bestens aufgehoben. Mit ihrem Engagement möchte sie Patenschaften für neue Krebspatienten im NCT auf den Weg bringen und Menschen unterstützen, die mit der Krankheit und der Ungewissheit nicht so umgehen können wie sie selbst. Die kämpferische Schriesheimerin hat sogenannten Dottersackkrebs, der eigentlich als heilbar gilt. Doch die langjährige Beschäftigte der Firma MLP gehört zu jenen fünf Prozent Menschen, bei denen die Medizin nicht mehr weiter weiß. Ihre Diagnose, dass sich an der Nebenniere ein Tumor gebildet habe, erhielt sie am Rande einer Routineuntersuchung vor rund zwei Jahren. Das sei der Tag gewesen, an dem sich ihr Leben schlagartig verändert habe. Bis dahin war sie völlig gesund. Das Krankheitsgefühl sei erst mit der Chemotherapie aufgetreten. Die nächsten Monate waren ein dauerndes Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen. Nun aber hat sie letzte Gewissheit. Aber sie will nicht resignieren, sondern anderen Mut machen, nicht aufzugeben. „Ich war schon immer ein offener Mensch und habe meine Krankheit nie verschwiegen, ich dachte mein Ziel wäre, gesund zu werden. Aber von Anfang an lief alles anders. Ich bin nicht nur selten, sondern einzigartig im Verlauf, leider im negativen Sinne. Heute weiß ich, dass der Weg mein Ziel ist und es von Anfang an war. Ich habe bewusst meinen Blog bei Facebook gestartet, um andere Menschen an diesem Weg teilhaben zu lassen“, schreibt sie auf ihrer Homepage. Sie spürt heute, dass sie noch eine Aufgabe im Leben hat: dem Krebs ein Gesicht zu geben für all diejenigen, die sich das nicht trauen, die ohne Hoffnung oder einfach nur traurig sind. „Ich hatte das große Glück, dass mich liebe Menschen begleitet haben von Anfang an. Das war auch der Grund, warum ich die Idee eines Patenprogramms beim NCT in Heidelberg ins Leben gerufen habe“, blickt sie zurück. Fast 500 Likes hat die Pionierin bereits auf ihrem Facebook-Account. Wenn bis August 1500 Kalender vorbestellt wären, wäre das ein riesiger Erfolg, meint Weil. Der Kalender und das Patenprogramm seien ihr Vermächtnis, denn sie habe die Krankheit als Teil ihres Wegs akzeptiert. „Wir müssen alle sterben. Der Unterschied zu den meisten Menschen ist: Ich weiß, woran ich sterben werde“, sagt sie fast trotzig.

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