Rhein-Pfalz Kreis Aus der Wüste in die Pfalz

Schifferstadt. Als junger Mensch weit weg von zu Hause zu sein, ist nicht immer einfach. Erst recht nicht für eine Frau aus einem arabischen Land. Doch Hala Ramadan aus Jordanien genießt ihren Aufenthalt in der Pfalz. Derzeit macht sie ein Praktikum bei der Schifferstadter Baufirma Heberger. Und hat auch schon die Region kennengelernt.

Na klar vermisse sie ihre Heimat, sagt die 25-Jährige. Vor allem wegen des Wetters. Seit fast drei Monaten ist die junge Frau jetzt in der Vorderpfalz. Und hat festgestellt, dass der deutsche Winter doch etwas kälter ist als der in ihrer Heimat. Hala Ramadan kommt aus Jordanien. „Man kann hier in Deutschland alles machen, aber das Wetter ist zu Hause besser.“ Und das sagt sie in schon sehr passablem Deutsch. Trotzdem ist einer der Hauptgründe ihres Aufenthalts hier, dass sie die deutsche Sprache noch besser sprechen und verstehen will. „Und das ist einfach, denn alle hier sprechen ja Deutsch“, sagt sie und lächelt. Nur der pfälzische Dialekt sei doch sehr schwierig. „Das geht mir manchmal zu schnell.“ Vor allem die Wörter, die in der Umgangssprache auf „isch“ enden, bereiten ihr Probleme. Ihre Familie kommt aus Amman, der Hauptstadt des Landes. Ihr Vater ist für Pollensky & Zoellner Abu Dhabi W.L.L., eine Tochtergesellschaft von Heberger, in den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig. So kam der Kontakt nach Schifferstadt zustande. Doch Schifferstadt ist nicht Hala Ramadans erste Station in Deutschland. Seit etwa einem Jahr ist sie schon hier, hat in Düsseldorf studiert und ihren Master in „European Studies“ gemacht. Und nach dieser Zeit ist für die junge Frau mit den langen, pechschwarzen Haaren klar: „Ich mag Deutschland, auch den Lifestyle. Ich würde gerne länger hierbleiben.“ Eine junge Frau aus einem arabischen Land alleine weit weg von zu Hause? „Stimmt“, sagt sie. Das gibt es nicht so oft. Aus meinem Freundeskreis bin ich auch die einzige“, berichtet sie. Ob ihre Freundinnen sie deswegen beneiden, wisse sie nicht. Aber ihre Eltern und Geschwister hätten sie immer unterstützt. „Mein Vater hat eine sehr offene Mentalität.“ Mit der Familie telefoniere sie regelmäßig. „Mein Vater will mich im Mai sogar besuchen.“ Klar, alleine in einer fremden Kultur, das ist nicht einfach. Anja Koch, Koordinatorin für Öffentlichkeitsarbeit bei Heberger, hat Hala Ramadan während ihrer Zeit hier unter ihre Fittiche genommen, macht mit ihr Ausflüge. In Rheingönheim hat die junge Frau aus Jordanien für die Zeit ihres Praktikums ein Zimmer gefunden. Der Vergleich zwischen ihrem Heimatland und Deutschland sei nicht einfach. Dass man hier ohne Auto fast überall hinkomme, sei sehr gut. „Auch, wenn die Bahn oder der Bus mal Verspätung haben“, sagt sie und grinst. Jordanien sei ein schönes Land. „Und die Leute können sehr freundlich sein.“ Aber in Europa sei das Leben generell einfacher und sicherer – egal ob als Mann oder Frau. „Deutsches Essen ist ein bisschen anders als das, was es zu Hause gibt.“ Aber, und das hört der Pfälzer gerne, sie mag Kartoffeln. Ganz auf den Geschmack von arabischem Essen muss sie jedoch nicht verzichten. „Meine Mutter hat mich mit Rezepten aus der Heimat versorgt“, sagt sie und lacht. Und noch ein paar Dinge hat sie hier schätzen gelernt. Vor allem die Natur hat es ihr angetan. „Ich mag die Parks, gehe dort gerne spazieren“, berichtet sie. Im Wüstenstaat Jordanien gibt es hauptsächlich Sand. Mit der S-Bahn erkundet sie die Region – Mannheim, das Historische Museum der Pfalz in Speyer, Heidelberg. Ein bisschen Anschluss hat sie hier auch schon gefunden, trifft sich mit Freunden in Mannheim. Das sei in der Region einfacher gewesen. „In Düsseldorf war es relativ schwer, Anschluss zu finden. Auch, weil die Stadt so groß ist.“ Hier sei sie gleich herzlich empfangen worden. Während ihres Praktikums war sie unter anderem im Einkauf tätig, hat die Strukturen der Firma genau kennengelernt und auch beim Übersetzen geholfen. In der Mitarbeiterzeitschrift hat sie Abu Dhabi vorgestellt. Zudem hat sie schon einige Artikel für die Homepage des Unternehmens verfasst. In die Richtung Öffentlichkeitsarbeit soll’s später dann auch mal gehen für sie. Immerhin war das auch das Thema ihrer Master-Arbeit. Bei Heberger würde sie gerne über die Dauer ihres Praktikums hinaus arbeiten. Und wenn es in Deutschland nicht klappt? „Dann würde ich in Abu Dhabi schauen.“ Hala – ihr Vorname – bedeutet auf Deutsch übrigens „willkommen“. Und so fühlt sich die 25-Jährige hier auch.

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