Rheinpfalz Aus Angst vor dem Rhein

Die Dammkrone zwischen Stephanienufer und Großkraftwerk muss erhöht werden.
Die Dammkrone zwischen Stephanienufer und Großkraftwerk muss erhöht werden.

«Mannheim.» Baden-Württemberg zieht beim Hochwasserschutz nach. Mit einer Informationsveranstaltung hat das Regierungspräsidium Karlsruhe seine ersten Überlegungen vorgestellt, wie der Mannheimer Rheinhochwasserdamm zwischen dem Großkraftwerk in Neckarau und dem Stephanienufer im Lindenhof aussehen könnte.

„Das ist ein Generationenprojekt“, sagt Ralf Hübner vom zuständigen Landesbetrieb Gewässer. Und damit meint er nicht das Gesamtprojekt, das sich – so die Schätzungen – inklusive Planung, Planoffenlage, Genehmigungsverfahren, Ausschreibung und Bauzeit über die nächsten 20 Jahre ziehen kann. „Wir bauen hier für die nächsten 100 Jahre und mehr“, betont Planungsprojektleiter Heinrich Webler. Dabei haben die rund 3,5 Kilometer in Mannheim, gemeinsam mit zwei Dammabschnitten in Karlsruhe, die höchste Priorität bei der notwendigen Sanierung von 757 Dammkilometern in Baden-Württemberg. Insgesamt gibt es rund 1000 Kilometer landeseigene Dämme. Kleingärtner, Anwohner, Großkraftwerk und Sportvereine – sie alle liegen hinter und teilweise, wie das Kraftwerk, unmittelbar am Hochwasserschutzdamm. Der „Idealdamm“, den Webler dabei skizziert, ist dabei für viele zunächst einmal ein großer Schock: Nicht, weil die bisherige Dammkrone ein wenig zurückversetzt und um wenige Zentimeter erhöht wird. Auch nicht, weil der Damm im Bereich des Neckarauer Waldwegs begradigt wird. Viel mehr sorgte die sogenannte „baumfreie Zone“ auf Rhein- und Landseite für Ernüchterung. Demnach müssten sowohl im Waldpark und auf landwärtiger Seite ebenso eine Menge Bäume fallen wie auf dem Damm selbst zwischen Rheingold- und Speyrer Straße. Auch der landseitig vorgesehene „Dammverteidigungsweg“ sorgte für Unglauben, reichen doch Sportvereine und Privatgrundstücke bis unmittelbar an den sogenannten Filterkörper am Dammfuß. Und der Damm werde mit insgesamt 50 Metern deutlich breiter als sein aktueller Vorgänger. „Wir müssen andere technische Lösungen finden“, sagt Planer Webler. Auch deshalb waren die Betroffenen schon jetzt zum Gespräch eingeladen. „Wir wollen konkrete Probleme kennenlernen, damit wir dafür Lösungen suchen können, denn eine Diskussion ist nur sinnvoll, wenn alle informiert sind“, so Hübner. Die Veranstaltung verlief sachlich und konstruktiv. „Es ist zwar schade um die Bäume, aber wenn es denn der Sicherheit dient…“, formuliert es eine Besucherin, die sich zum Kreis der betroffenen Anwohner zählt. Genau darum gehe es, versichert die zuständige Bürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne). „Vor dem Hintergrund von immer mehr versiegelter Bodenfläche bei häufigeren Starkregenereignnissen ist die Ertüchtigung der Dämme zum Schutz der rückliegenden Grundstücke und Sportanlagen eine unserer zentralen Aufgaben.“ Der sanierte Damm soll dann einem „200-jährigen Hochwasser“, also einer Flutkatastrophe, wie sie nur alle 200 Jahre vorkommt, standhalten, erklären die Bürgermeisterin und Projektleiter Thorsten Daum. Kubala ist außerdem froh darüber, dass die Sanierung des landeseigenen Bauwerks – abgesehen von einem kleinen Abschnitt auf dem Lindenhof, der in Stadtbesitz ist – ausschließlich Landessache sei. Die genauen Kosten stehen dabei noch nicht fest, aber Hübner sagt aus Erfahrung: „Die Durchschnittskosten je Kilometer Damm betragen rund zwei Millionen Euro.“ Mit dem Naturschutz werde das Projekt im Übrigen nicht kollidieren, versichert Andreas Ness vom Institut für Umweltstudien. Und das, obwohl sich im Waldpark und im unmittelbaren Umfeld des Damms eine teilweise seltene Tier- und Pflanzenwelt angesiedelt habe. „In der Umweltplanung gilt, dass der Mensch das wichtigste Schutzgut ist“, betont er. Allerdings sollten die Eingriffe in die Tier- und Pflanzenwelt auf das notwendige Minimum reduziert werden und bei unvermeidlichen Änderungen ein Ausgleich geschaffen werden. Und auch wenn mit dem neuen Damm Bäume und Waldflächen entfallen: „Auch Grünland ist für den Artenschutz bedeutsam“, versichert er. Der Informationsabend sei nur der Auftakt für weitere Veranstaltungen dieser Art gewesen, wie Hübner ankündigt.

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