Ludwigshafen Augen wie Sterne

Stilistisch vielseitig: Jutta Brandl und Daniel Prandl.
Stilistisch vielseitig: Jutta Brandl und Daniel Prandl.

Bis auf die Laterne war alles da: „Sonne, Mond und Sterne“ hieß das Programm, das die Sängerin Jutta Brandl zusammen mit dem Pianisten Daniel Prandl vorstellte. Der musikalische Themenabend im Salischen Hof fand passend unter einem noch fast vollen Mond statt.

„East of the Sun and West of the Moon“, dort will der Verfasser dieses Jazzstandards, Brooks Bowman, ein Traumhaus der Liebe bauen. Schön swingend sang Jutta Brandl diese Träumerei, die Daniel Prandl sparsam, stellenweise nur mit einem Walking Bass begleitete. Auf Prandls solidem Fundament baute die Sängerin mit improvisierendem Scat-Gesang ein hübsches Häuschen aus schön geschwungenen Linien. Manchmal hat es ja gar keinen Mond, und auch dafür gibt es das passende Jazz-Stück: „No Moon at All“ wurde schon von Ella Fitzgerald, Julie London und Doris Day gesungen. Prandl am Piano fing die Neumondnacht mit romantischen Akkorden ein. Eine große Stärke dieses Pianisten ist seine reiche harmonische Phantasie. Er gestaltet die Jazz-Kadenzen immer wieder neu und mit farbigen Klängen. Bei diesem Stück wechselte er später in einen Stride-Piano-Stil, einen „alten“ Klavierstil, der Wechselbässe und Akkorde in der linken Hand erfordert. Für die stilistische Vielseitigkeit der beiden spricht ihre Version von „Star Eyes“ im Bossa-Rhythmus. Augen wie Sterne, das kam 1943 beim Publikum so gut an, dass das Stück aus dem Musical „I Dood it“ („Der Tolpatsch und die Schöne“) sich 16 Wochen in den Hitlisten hielt, damals natürlich noch nicht als Bossa. Bei den Zuhörern im Salischen Hof kam die neue Interpretation sehr gut an. Augen wie Sterne, dafür war auch Audrey Hepburn bekannt. Sie sang 1961 im Film „Frühstück bei Tiffany“ das Stück „Moon River“. Während die Schauspielerin es hinhaucht, hat Jutta Brandl doch einiges mehr an Stimme, um mit Gefühl, aber gleichermaßen auch Ton das Stück zu interpretieren. Nicht nur gehaucht hat Audrey Hepburn angeblich, als nach einer Testvorführung die Produzenten des Films das Stück herausstreichen wollten. Es heißt, sie sei laut geworden und habe „farbige Ausdrücke“ verwendet. Das Stück blieb drin und wurde berühmt. Mit Daniel Prandl hat sich Jutta Brandl einen Musiker an die Seite geholt, der über die Region hinaus sehr gefragt ist. In vielen Ensembles ist sein farbiges und phantasievolles Klavierspiel geschätzt. Auch seine eigenen Projekte sind eine Entdeckung wert. Der 1970 in Burghausen geborene Künstler ist ein musikalischer Geschichtenerzähler. Auf seinem 2012 erschienenen Album „Fables & Fiction“ befasst er sich mit literarischen und mythischen Figuren. Zwei Jahre später erschien das Album „The Hero`s Journey“. Hier befasst sich Prandl mit Joseph Campbells literatur- und religionswissenschaftlicher Analyse der Heldenreise („Der Heros in tausend Gestalten“). Die Stücke zeichnen die Stationen der Reise nach. Prandl ist ein Grenzgänger zwischen Jazz, Klassik und Neuer Musik und wirkt auch bei dem Projekt „No Borders – The Scriabin Code“ mit, das sich mit den Synästhesie-Projekten des russischen Komponisten befasst.

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