Kreis Germersheim Zweifel und Angst vor Geothermiekraftwerk

So sieht ein Bohrturm aus, mit dem in tiefe Gesteinsschichten gebohrt wird.
So sieht ein Bohrturm aus, mit dem in tiefe Gesteinsschichten gebohrt wird.

Große Bedenken äußern die Teilnehmer des Bürgergesprächs gegen das Geothermie-Projekt, das zwischen Bellheim und Lustadt geplant ist. Am Donnerstagabend lud der Ortsgemeinderat seine Bürger zum Austausch über das Thema „Tiefe Geothermie“ ein. Bürger und Ratsmitglieder nutzen die Gelegenheit rege.

Hermann Bethke schaute sich nach gut einer halben Stunde Bürgerdiskussion im Bürgerhaus um und bemerkte „unter uns sind nicht viele für das Geothermiekraftwerk“. Damit hatte er Recht. Alle Bürger, die sich während des einstündigen Gespräches, das von Moderator Matthias Sinn geleitet wurde, zu Worten meldeten, bekundeten ihre Bedenken an den geplanten Bohrungen. Petra Müller-Westermann empfindet die Geothermie-Forschung als noch zu jung und befürchtet deshalb nicht abzuschätzende Risiken. „Außerdem leben wir ganz in der Nähe des Atomkraftwerks in Philippsburg. Zwar gilt es als erdbebensicher, aber wer weiß, was in Philippsburg tatsächlich passiert, wenn in Lustadt die Erde bebt?“ Lobend erwähnt sie die Einigkeit in den Reihen des Gemeinderates, alle fünf Parteien stimmen für einen Bürgerentscheid. Warum der Gemeinderat für den Bürgerentscheid gestimmt hat, erklärte Bürgermeister Volker Hardart schon zuvor. Mit dem Bürgerentscheid werde ein Grundrecht der Demokratie genutzt, das von höheren Instanzen schwerer zu kippen sei. Irene Bethke wollte vom Gemeinderat wissen, wie es denn erreicht werden soll, dass viele Lustadter Bürger abstimmen werden. Carla Held (SPD) erklärte, dass es genau mit der Absicht die Lustadter Bürger mündig zu machen, Veranstaltungen wie das Bürgergespräch stattfinden. Außerdem findet der Bürgerentscheid am gleichen Tag wie die Bundestagswahlen, am 24. September statt, sodass eine hohe Wahlbeteiligung zu erhoffen ist. Thorsten Schafberg zufolge will der Gemeinderat noch ordentlich die Werbetrommel schwingen. Dies ist wohl auch nötig, wenn man betrachtet, dass zum Bürgergespräch gerade einmal 15 Bürger kamen und von den Unter-40-Jährigen niemand anwesend war. Rolf Hellmann versteht die Politiker des Bundes und Landes nicht: „Unser Hab und Gut ist mit dem Bau eines Geothermiekraftwerks nicht mehr sichergestellt! Wie kann man denn so etwas veranlassen?“ Hinter der Entscheidung des Lustadter Gemeinderats für den Bürgerentscheid stehe er voll und ganz und sehe dies als politisches Zeichen. „Die Gemeinden um uns herum schlafen nur und tun nichts, obwohl sie teilweise noch näher am Werk liegen.“ Seinen Namensvetter Rolf Hellmann, der ebenfalls in Lustadt wohnt, stört es, dass von den Betreiben niemand vor Ort lebt. „Sie bohren hier bei uns und verdienen damit ihr Geld, aber hier beim Kraftwerk leben, nein, das wollen sie nicht.“ Michael Waldinger besuchte mehrere Veranstaltungen, auch die der Deutschen Erdwärme GmbH, und bemängelte, dass seine Frage, wieso kein Energieversorger das Projekt unterstützt, immer unbeantwortet blieb. Angesichts der Kosten für die Verlegung der Fernwärmeleitungen fragt er sich, wer in dieses Projekt investieren wird und ob man die Fernwärme überhaupt zum Endkunden bringen kann.

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