Kultur Südpfalz Zwei Söhne Landaus in der Kunst vereint

Diethard Herles „Appropriation“ zu Thomas Nasts Santa Clause.
Diethard Herles »Appropriation« zu Thomas Nasts Santa Clause.

Das Landauer Rathaus hat jetzt eine „Nast-Herles-Galerie“. Werke des im Herbst 2016 verstorbenen Landauer Künstlers und Kunstprofessors Diethard Herles gestalten ab sofort den Flur zum Büro des Landauer Oberbürgermeisters Thomas Hirsch. Gezeigt werden Bilder aus der Ausstellung „Dialog mit Thomas Nast“, die im Sommer 2016 im Frank-Loebschen-Haus zu sehen war. Die Lebensgefährtin des Künstlers, Gabriele Bächle, hat der Kunststiftung der Stadt Landau dazu zehn Bilder als dauerhafte Leihgabe überlassen.

„Thomas Nast war ein großer Sohn unserer Stadt. Seine Arbeit wollen wir unter den Bürgern noch bekannter machen“, erklärt Hirsch die Idee zu der Galerie. Gleichzeitig solle sie Diethard Herles ein Denkmal setzen. Der Kunstwissenschaftler war seit 1998 an der Universität Koblenz-Landau. „Unser Professor“ hat sich zwei Jahre lang intensiv mit dem Zeichenstil „unseres Nasts“ auseinandergesetzt. Es sei ihm dadurch gelungen, ein neues Licht auf den berühmten Zeichner des 19. Jahrhunderts, der in den USA lebte und wirkte, zu werfen, stellt Hirsch fest. Was ihn dazu bewogen hat, erklärt Gabriele Bächle, die Lebensgefährtin des mit 62 Jahren an Krebs verstorbenen Kunstpädagogen: Herles habe in Thomas Nast nicht nur einen hervorragenden politischen Karikaturisten gesehen, sondern auch einen ganz besonderen Künstler. Gerade deshalb, weil er nicht – wie vielfach behauptet – die Technik des Holzschnittes angewendet hat, sondern seine Zeichnungen auf fototechnischem Wege auf Metallplatten übertragen und zusätzlich mit Säure unterschiedliche Ebenen geschaffen hat. Dadurch erhielten Nasts Bilder eine einzigartige freie Linienführung und komplexe Kreuzschraffuren, bei denen sich dunkle Linien überschneiden – je nach Zeichnung bis zu sechsmal. Diese Technik ging weit über das Können der anderen Zeichner des 19. Jahrhunderts hinaus. Und genau das habe Herles Begeisterung geweckt, erzählt Bächle. In seinen Werken geht er deshalb auf diese spezielle Handschrift Nasts ein. Wie er das umgesetzt hat? Auch das verrät Bächle: Herles habe Details ausgewählt und akribisch aus einem Gesamtbild Nasts herausgelöst, bearbeitet und sie wieder – wie ein Komponist – stark vergrößert auf der Leinwand zusammengeführt. So seien mittels Computertechnik und andere Materialien wie Wein, Kaffee, Tusche oder Kreide neue eigene Werke entstanden. Zur Schau stehen im Rathaus unter anderem Dialoge mit Nasts Santa Clause („Appropriation“) oder Figuren aus amerikanischen Kinderliedern („Nast loves Children“), die Herles kindlich bunt bearbeitet hat. „Herles glühte für dieses Projekt“, ergänzt Hubert Lehmann. Der Vorsitzende des Thomas Nast Vereins Landau lobte außerdem die Idee, das Rathaus als Ort der Ausstellung zu wählen. Beiden Künstlern komme dadurch die Wertschätzung der Stadt zuteil. Und wie Hirsch betont er, dass man mit der Wahl des Ortes Nast und seine Arbeit noch bekannter bei den Landauer Bürgern machen wolle.

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