Kreis Germersheim Zuverlässiger Zulieferer für die Industrie

Werkstattfest: Beim Entenangeln können die Mitarbeiter der Südpfalzwerkstatt kleine Preise gewinnen
Werkstattfest: Beim Entenangeln können die Mitarbeiter der Südpfalzwerkstatt kleine Preise gewinnen

„Mit Teilen für Mercedes“ zu arbeiten macht Sandra Schwarz (30) besonders Spaß. Seit 2001 ist sie in der Südpfalzwerkstatt in Wörth beschäftigt, die gestern ihren 30. Geburtstag mit einem Jahrmarkt feierte. Die Mitarbeiter waren dazu von der Arbeit freigestellt.

Sowohl Mitarbeiter als auch Gäste hatten die Möglichkeit an Spielen wie Entenangeln oder Ringewerfen teilzunehmen. An jedem Stand gab es verschiedene Preise, Andreas Appelmann (34) aus Kandel gewann am Glücksrad zum Beispiel einen Ball. Appelmann ist neben seiner Arbeit in einer Verpackungsgruppe auch Vorsitzender des Werkstattrates in Wörth. Als solcher vertritt er die Mitarbeiter mit Behinderung. Am 2. November finden Neuwahlen in Wörth statt, Appelmann plant aber nicht, sich noch einmal aufstellen zu lassen. Er will erst einmal „ein bisschen Pause machen und sich auf die Arbeit konzentrieren“ Seine Stellvertreterin Raina Knaus „muss sich auch noch ein paar Gedanken machen“, kann sich aber vorstellen, noch mal im Werkstattrat tätig zu sein. 35 Urlaubstage haben die Mitarbeiter mit Behinderung in der Südpfalzwerkstatt im Jahr, vier davon will Appelmann nächste Woche nutzen: Montags morgens fährt er mit seinen Eltern nach Rom. Er freut sich sehr auf den Urlaub, wird seine Arbeit, die ihm „viel Spaß macht“, aber auch vermissen. Neben der Arbeit „haben wir hier viele Freizeit- und Sportangebote“, erklärt Appelmann. Er spielt besonders gerne Badminton. Die Mitarbeiter in der Südpfalzwerkstatt arbeiten durchschnittlich fünfeinhalb Stunden am Tag, so Lothar Scheurer, Produktionsleiter in Wörth. Nicht mit einberechnet sind neben Frühstücks-und Mittagspause auch individuelle Pausen, die die Arbeiter je nach Bedarf erhalten. In verschiedenen Gruppen werden die unterschiedlichsten Arbeiten gemacht. Um herauszufinden, welche Arbeit zu wem am besten passt, durchläuft jeder Mitarbeiter eine zweijährige „Berufsbildung“, bevor er einer eigentlichen Arbeitsgruppe zugeteilt wird. Während dieser Zeit können sie durch mehrere Praktika Einblicke in alle Tätigkeiten im Werk erhalten. Bei der Einteilung in eine Arbeitsgruppe wird schließlich nicht nur auf die Fähigkeiten, sondern auch die Interessen eines Mitarbeiters geachtet. Neben Verpackungsaufträgen werden in der Südpfalzwerkstatt auch Einzelteile verarbeitet, die dann zum Beispiel im Daimler Werk Wörth für die Fertigstellung der Lkws benötigt werden. Viele Mitarbeiter haben wie Schwarz, die in Westheim bei Germersheim wohnt, jeden Morgen eine „lange Fahrt“ mit dem Bus vor sich. Nach der Arbeit geht es dann auch wieder mit dem Bus nach Hause. „Das macht uns etwas unflexibler als andere Industriebetriebe.“, erklärt Scheurer. „Wir können nicht einfach mal eine Arbeitsgruppe zwei Stunden länger arbeiten lassen, die Busse kommen nur einmal.“ Deshalb werden in der Südpfalzwerkstatt auch viele Teile vorproduziert und eingelagert. „Dann haben wir ein bisschen Puffer und können besser auf die Aufträge der Firmen reagieren.“, so Scheurer. Neben Mercedes-Benz beauftragen auch Firmen wie Siemens, Hornbach und Thyssen-Krupp die Südpfalzwerkstatt. 2010 wurde wegen eines Großauftrages der Daimler-Werke sogar eine neue Halle auf dem Werksgelände gebaut, um genug Produktionsfläche zur Verfügung zu haben. 1987 wurde die Südpfalzwerkstatt in Wörth gegründet. 216 Menschen mit Behinderung arbeiten mittlerweile dort. Dazu kommen etwa 50 weitere Mitarbeiter und Praktikanten, die sich um die behinderten Mitarbeiter kümmern. Neben der Südpfalzwerkstatt in Wörth gibt es ein Werk in Herxheim und zwei in Offenbach, ein drittes Werk in Offenbach ist in Planung und soll Ende 2017 oder Anfang 2018 fertiggestellt werden.

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