Kultur Südpfalz Wind und Wasser zum Trotz

Höhepunkt des ersten Festivaltages: die Band Echoes.
Höhepunkt des ersten Festivaltages: die Band Echoes.

Darüber, wer beim Jubiläum des Rock-am-Friedensdenkmal-Festivals am Wochenende die musikalisch beste Show abgeliefert hat, lässt sich sicher streiten. Gäbe es aber einen Preis für die spektakulärste Vorstellung, würden zweifelsfrei Völkerball mit ihrer tollen Licht- und Pyroshow als Gewinner vom Platz gehen.

Die Rammstein-Tributeband aus dem Norden von Rheinland-Pfalz peppte den gewaltigen Eindruck, den ihre brachiale Performance hinterließ, mit dem Einsatz von viel Feuer, noch mehr Knallkörpern und jeder Menge visuellen Effekten so gekonnt auf, dass wohl jeder, der das Vergnügen hatte dabei zu sein, dieses Konzert nicht mehr vergessen wird. Die Organisatoren vom Verein „Rock am Friedensdenkmal“ taten, unter anderem mit einem Feuerwerk während des Völkerball-Auftritts, ein Übriges, um die sich diesmal über zwei Tage erstreckende, und jeweils mit 1800 Zuschauern ausverkaufte Veranstaltung, die heuer zum zehnten Mal ausgetragen wurde, zu einem Ereignis zu machen, das dem Rahmen würdig war und nur noch schwerlich zu übertreffen sein dürfte. Dabei hätte das Wetter an Tag eins der Sache beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als die Roxx Busters, eine Coverband um den Haßlocher Ausnahmesänger Hagen Grohe, das Festival mit der Deep-Purple-Nummer „Perfect strangers“ gekonnt eröffneten, regnete es bereits in Strömen. So sollte es den ganzen Abend über weitergehen. Da kam die Party-Musik des Quintetts gerade recht, um die von Anfang an vorhandene gute Laune des Publikums aufrechtzuerhalten und sogar noch zu steigern. Die Roxx Busters hatten ihre Spielliste so zusammengestellt, dass aus ihrem Konzert eine regelrechte Uhu (Unter Hundert)-Party wurde, bei dem alle im Publikum irgendwann ihr persönliches Lieblingsstück entdeckten. Von Journey bis Queen und von den Scorpions bis Led Zeppelin bediente sich die Band bei der Auswahl ihrer Songs. Und die Zuhörer dankten es ihnen, indem sie lauthals mitsangen, während sie ihre Gläser, die meist mit Regenwasser verdünntem Weinschorle gefüllt waren, in den grauen Himmel über dem Werderberg hielten. Nach anderthalb Stunden war es Zeit für den Headliner der ersten Festivalnacht, die Pink-Floyd-Tributeband Echoes, die mit einer B-Elf – sowohl der singende Gitarrist als auch der ebenfalls gesanglich tätige Bassist waren für den Gig am Denkmal ausgetauscht worden – antrat, ihre Sache aber doch recht gut machte. Leichte stimmliche Defizite wurden dank solider Instrumentalarbeit und des Einsatzes eines 17-köpfigen Kinder- und Jugendchores aus Haßloch zum Hit „Another brick in the wall“ wettgemacht. Eine halbe Stunde nach Mitternacht und nach Titeln wie „Money“, „Wish you were here“ oder „Shine on you crazy diamond“ verließen zufriedene Konzertgäste mit kostenlos zur Verfügung gestellten und laufend verkehrenden Shuttlebussen das Festivalgelände. Am Samstag ging es dann mit Metakilla weiter. Die vier Saarländer hinterließen gemischte Gefühle. Zwar hatte Frontmann Chris Beck tatsächlich optisch vieles mit seinem großen Vorbild James Hetfield von Metallica gemeinsam, stimmlich trennen die beiden allerdings Welten. Wie auch immer, der Wiedererkennungswert von Metakilla zu Metallica war vorhanden, „Enter sandman“ und „Nothing else matters“ wurden ganz gut gespielt. Der Rest der Vorstellung glich der Witterung an diesem Samstag: Es gab mal dunkle, mal ein paar helle Momente. Nach Metakilla war es Zeit für Völkerball. Petrus, oder wer auch immer an diesem Tag für das Wetter zuständig war, entpuppte sich als Rammstein-Fan, denn von einem Moment zum anderen schloss der Himmel seine Schleusen, so dass einem ungestörten Konzertgenuss nichts mehr im Weg stand. Nach längerer Umbaupause legten Völkerball mit einem gewaltigen Knall und dem programmatischen „Feuer frei!“ los. „Stein um Stein“, „Weißes Fleisch“, „Spring“, „Willkommen in der Dunkelheit“, „Haifisch“, „Du riechst so gut“, „Du hast“, „Amerika“, „Asche zu Asche“ – ein Rammstein-Klassiker nach dem anderen dröhnte aus den Lautsprechern und wurde von den Völkerbällen optisch und musikalisch in Szene gesetzt. Nach Ende der Vorstellung und der Zugabe „Engel“ standen die Münder der Besucher noch lange vor Erstaunen offen. Die Veranstalter des Festivals „Rock am Friedensdenkmal“ unter Führung des Vorsitzenden Jürgen Roth hatten bei der Auswahl der Bühnenakteure wieder einmal ein glückliches Händchen bewiesen und auch sonst alles richtig gemacht. Mehr als 150 ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz, vom Erlös der Veranstaltung profitiert, wie immer, die Jugendabteilung der „Spielvereinigung Edenkoben 1920“, die auch schon in der Vergangenheit mit Sachspenden wie Trikots oder Tornetzen unterstützt wurde. Auch die Bandliste des Festivals im kommenden Jahr ist bereits im Entstehen: So wird dann die ungarische Tributeband „Iron Maidnem“ den Besuchern des Friedensdenkmals einheizen. Ob es erneut einen zweiten Konzerttag gibt, entscheiden die Organisatoren in den nächsten Wochen.

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