Lokalsport Südpfalz Wie Ballett auf Rollen

Jastine Rassenfoss beim Kürlaufen. Ganz links Frederike Pesl, die einzige Landauerin, die in der A-Schiene läuft.
Jastine Rassenfoss beim Kürlaufen. Ganz links Frederike Pesl, die einzige Landauerin, die in der A-Schiene läuft.

«LANDAU.» Pirouetten, Sprünge, Schritte – beim Rollkunstlauf geht nichts ohne perfektes Gleichgewicht. Bei den Landesmeisterschaften am Samstag kamen 66 Läufer auf der Bahn der Eis- und Rollkunstlauf-Abteilung im ASV Landau zusammen. Der Sport boomt.

Den Grund dafür haben die Trainer schnell ausgemacht: eine TV-Serie im Disney Channel namens „Soy Luna“, in der die gleichnamige Hauptfigur eine begnadete Rollschuhfahrerin ist. Mehr als zehn Mädels eiferten dem Hobby ihrer Bildschirmheldin nach und landeten beim ASV Landau. Dort sind mittlerweile 33 Läuferinnen und zwei Läufer am Start. „Als ich damals angefangen habe, waren wir nur zu viert“, erzählt Sandra Hoffmann, Trainerin in Landau. 23 ASV’ler sind am Samstag auf der Freiluftbahn in der Thomas-Nast-Straße aktiv. Morgens gibt es das Pflichtlaufen, nachmittags geht es mit der Kür weiter. „Beim Pflichtlaufen werden verschiedene Figuren auf den Bögen gefahren“, erklärt Hoffmann. Überall auf der Fläche befinden sich verschieden große Kreise in unterschiedlichen Farben. Auf diesen muss gefahren werden, wenn die Läufer der Jury die Pflichtelemente präsentieren. Die Kür ist wie üblich viel freier. Zu Musik wird eine Choreografie gezeigt, die bis zu vier Minuten lang sein kann. „Da gibt es auch bestimmte Vorgaben“, erzählt Hoffmann. Pro Durchgang gibt es eine A-Note für die Technik und eine B-Note für den Ausdruck. Benotet wird bis zur Höchstnote 9,9. Der Bewertungsraum richtet sich dabei nach dem ersten Läufer pro Gruppe. In Landau wird es diesmal bis zu einer 7,5 in der A-Note gehen. „Die Sprünge sind die gleichen wie beim Eiskunstlaufen“, sagt Hoffmann. Früher gab es das noch beim ASV. Die Winter sind nicht mehr kalt genug, um auf einer geeigneten Eisfläche trainieren und fahren zu können. Eine Winterpause gibt es dennoch nicht. In den kalten Monaten wird in der Halle trainiert. Und das bis zu viermal die Woche. Neben Hoffmann sind auch Susanne Pesl, deren Tochter Frederike Pesl, Deutsche Vizemeisterin im Showfahren Solo, und Tabea Wistof im Trainerteam. Dann wird sich gut warm gemacht, ausgiebig gedehnt, werden die verschiedenen Elemente gefahren. Rollkunstlauf ist in Teilen eben auch Ballett. Für jeden Läufer müssen sich die Trainer eine eigene Kür samt Musik und Choreo überlegen. Viel Arbeit für Hoffmann und Wistof, die in Ludwigsburg studieren und sich ihre Zeit gut einteilen müssen. Vier Wettkämpfe gibt es im Sportjahr der Rollkunstläufer, die Landesmeisterschaften am Wochenende sind der Auftakt. Landau ist der einzige Verein in der Umgebung, der die Sportart anbietet. Die anderen Teilnehmer kommen aus Mainz, Diez oder Höhr-Grenzhausen. Weite Strecken für die jungen Sportler, die teilweise mit Zelten und Campingstühlen in Landau aufschlagen „Wir haben schon viele Podestplätze gesammelt“, freut sich Hoffmann. „Viele müssen aber erst mal ein Gefühl für so ein Turnier kriegen“, so die 23-Jährige. Die Leistungssportler laufen in der A-Schiene, die B-Schiene ist für den Breitensport. Nur Frederike Pesl läuft beim ASV in der A-Schiene. Gut gelaufen sind Emma Deck und Alexa Jakob, beide 14 Jahre und aus Landau. Sie gehören in die Altersgruppe der Figurenläufer. Für Emma springt nach ihren beiden Läufen der erste Platz in der Kombination heraus, Freundin Alexa läuft die beste Kür und sichert sich Platz zwei. „Die Pflicht macht mehr Spaß“, sagt Emma, die in dieser Wertung die Nase ganz vorne hat. Entspannter und ruhiger sei das. „Bei der Kür ist man immer so aufgeregt“, meint auch Alexa. Mit dem Training sind die beiden zufrieden. „Wenn einem mal was nicht gefällt, dürfen wir auch was sagen.“ Aber wie kommt man überhaupt zu dieser Sportart? „Durch die Freundin“, sagt Emma, die vor sieben Jahren beim ASV angefangen hat. Alexa ist ebenfalls so lange mit dabei. Sie hat sich bei einem Sporttag im Real dafür interessiert. Damals wurden dort verschiedene Sportarten vorgestellt. Den Hype um „Soy Luna“ kann sie nicht verstehen: „Ich hab’s mir mal angeschaut und finde es nicht so toll.“ Am 23. und 24. September geht es mit dem bundesoffenen Jugend-Besten-Wettbewerb samt Show-Wettbewerben in Landau weiter.

Tabea Wistof (rechts) ist eine der Trainerinnen in Landau. Hier beobachtet sie Kareena Mahey bei deren Kür.
Tabea Wistof (rechts) ist eine der Trainerinnen in Landau. Hier beobachtet sie Kareena Mahey bei deren Kür.
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