Kreis Germersheim Vor Gewalttat aufgeputscht

Weil er eine Frau aus dem Landkreis Germersheim in deren Wohnung schwer misshandelt und missbraucht hat, muss sich seit vergangener Woche ein 39-Jähriger vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Landau verantworten. Die junge Frau hatte den Mann über das Internet als freundlich und wortgewandt kennengelernt. Nach einer Höllennacht war es ihr gelungen, sich in ihrer Wohnung aus den Fesseln zu befreien und zu einer nahen Polizeistation zu flüchten.

Auch am zweiten Verhandlungstag will der 39-Jährige, der bei Mannheim wohnt, keine Angaben zum Tathergang in jener Nacht im Dezember 2016 machen. Die Staatsanwältin hatte allein zehn Minuten gesprochen, um alles aufzulisten, was ihm vorgeworfen wird – von gefährlicher Körperverletzung über Vergewaltigung bis zum schlussendlichen Versuch, die Frau in die Prostitution zu zwingen. „Es gibt erhebliche Unterschiede in der Schilderung des Tathergangs, was die Staatsanwältin gar nicht sieht“, sagt Verteidiger Dieter Kornblum aus Mannheim. Deshalb sei die Aussage der jungen Frau vor Gericht „leider nötig“. Der Angeklagte selbst sagt, dass er zum Tatzeitpunkt unter der Wirkung von Steroiden stand. Seit einem Jahr habe er die Substanzen regelmäßig genommen. „Ich habe Antenatal und Sustanon, Trenbolon genommen und HGH in den letzten Wochen vor der Tat täglich genommen“, listet er sachlich auf. „Bekommt man das unter der Theke?“, will die vorsitzende Richterin wissen. „Ich sag mal ja“, sagt der Angeklagte. Generell hätten die Steroide seine Gemütslage beeinflusst, berichtet der Mann. Auf Zeiten der Depression seien Phasen der überbordenden Aggression gefolgt. Wie teuer der Spaß sei, will die Richterin wissen. „Es ist ein teures Hobby – aber nähere Angaben will ich nicht machen.“ Dopingmittel hatten schon einmal in der Karriere des Mannes eine Rolle gespielt, zitiert die Richterin aus vorausgegangenen Urteilen. Mit gerade einmal 20 war er demnach treibende Kraft hinter einem Prostitutionsring in Koblenz. Mit zwei Geschäftspartnern wurden mehrere Frauen in die Prostitution gezwungen, einige Frauen auch einem örtlichen Zuhälter abgekauft, in Osteuropa arglose Frauen über Kontaktanzeigen in die Falle gelockt. Auch im Drogengeschäft mit dem schwunghaften Handel von Amphetaminen, Hasch und Ecstasy sammelte der Mann Erfahrungen – samt eines Schlägers, der ihm beim Geldeintreiben helfen musste. Zu den Steroiden fragt die Richterin nach: „War das im Freundeskreis bekannt, dass sie Anabolika nehmen?“ - „Ja“, sagt der Angeklagte. Ob denn auch seine Online-Bekanntschaft, das spätere Opfer, davon wusste? „Sie hat mir geholfen, die Spritzen zu setzen, das war ihr tausendprozentig bekannt“, sagt der Angeklagte und lächelt gewinnend. Vielleicht ist das eine der Unstimmigkeiten, die sein Verteidiger erwähnt hat. Info Der Prozess am Landgericht Landau wird heute (Freitag) um 9 Uhr fortgesetzt.

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