Kreis Germersheim Von Hördt zur IAA: Ford Capri nach 25 Jahren heimlich restauriert

Thomas Nährig (links) hat den Ford Capri von Jürgen Hormuth (rechts) auf Vordermann gebracht. Er ist eines von 20 Autos der Sond
Thomas Nährig (links) hat den Ford Capri von Jürgen Hormuth (rechts) auf Vordermann gebracht. Er ist eines von 20 Autos der Sonderausstellung »Die wilden Siebziger« auf der Automobilmesse IAA in Frankfurt.

In den Siebzigern waren die Wände im Jugendzimmer von Jürgen Hormuth mit Ford-Capri-Postern plakatiert. In den Achtzigern motzte er seinen eigenen Schlitten auf. Seit den Neunzigern parkte das Auto in der Garage. Sein Freund Thomas Nährig hat es zu Hormuths Geburtstag heimlich restauriert. Jetzt steht der Capri auf der IAA in Frankfurt.

„Das war ein Schatz, der über Jahre verloren in der Garage stand“, sagt Thomas Nährig. Zusammen mit Jürgen Hormuths Sohn hat der Sondernheimer die Geschichte im vergangenen Herbst eingefädelt. Sie hat Gänsehaut-Faktor und beginnt eigentlich längst vor der Flottmachung – in den 1970er-Jahren, als sich Jochen Mass und Niki Lauda im Capri Duelle mit BMW-Piloten auf den Tourenwagen-Rennstrecken lieferten. Als der „deutsche Mustang“ zum Kultauto wurde. „Der Capri war für mich schon immer das Auto, das ich fahren wollte“, erzählt Jürgen Hormuth. Die lange Schnauze, die sportliche Optik, die Aura des Erfolgs – das hat dem jungen Kerl von damals, Baujahr 1967, gefallen. Sein erstes Auto war „ein normaler“ Ford Capri, tiefergelegt, aber sonst ohne viel Schnickschnack. Für den Anfang gut genug.

4500 Markt für eine "Schrottschüssel"

Über den Germersheimer Capri-Club lernten sich Mitte der 1980er-Jahre Hormuth und Nährig näher kennen, besuchten Capri-Treffen in ganz Europa und knüpften Kontakte in die Fanszene. Eines Tages bot ein Verkäufer aus Bad Kreuznach Hormuth das Auto an, von dem er seit Jahren träumte: ein roter Ford Capri 2600 GT, Baujahr 1972, tiefer gelegt, verbreiterte Kotflügel, Leder-Sportlenkrad, breite Felgen. „Ich war hauptsächlich scharf auf die Eintragungen im Fahrzeugbrief“, sagt Hormuth. Er kaufte den Capri ungesehen. Für 4500 Mark. „Für die Schrottschüssel war das ein stolzer Preis“, meint er heute lachend.

Jede freie Minute in Garage verbracht

„Ich hab’ ihn komplett zerlegt und frisch aufgebaut.“ Jede freie Minute hat der junge Metzger in der Garage der Oma verbracht, gespachtelt, geschraubt und getunt. Sehr zum Leidwesen seines Vaters, der vom zeitraubenden Hobby des Sohnes gar nicht begeistert war. Denn der elterliche Betrieb hatte Vorrang. In seiner Werkstatt hat Jürgen Hormuth die Fußball-WM 1986 verfolgt, sogar die Friseuse hat er zum Haareschneiden hierher bestellt. Zwei Jahre später fuhr ein Ford Capri aus dem Tor, der ein „absolutes Einzelstück“ war. Die erste Runde nach der TÜV-Abnahme drehte der Besitzer aber nicht selbst: Senior Hormuth hatte sich „die Karre“ geschnappt und präsentierte den Klang des V6-Motors – wohl nicht ohne väterlichen Stolz – in seinem Freundeskreis.

Der Motor machte Mucken

Von da an rollte der Capri auf der Straße. 1992 richtete Jürgen Hormuth selbst ein Treffen mit 850 Autos beim Germersheimer Wrede-Stadion aus. „Dann hab’ ich ihn abgestellt.“ Der Motor machte Mucken. Zeit für die Reparatur blieb lange nicht. „Ich bin Vater geworden, hab’ die Meisterschule besucht, gebaut, dazu kam das Geschäft“, erinnert sich Hormuth. Andere Dinge hatten Priorität. Der Capri war fast vergessen, 25 Jahre lang.

Musikkasetten aus den Achtzigern

Im vergangenen Jahr schmiedete Thomas Nährig den Geheimplan, „den Capri wieder auf die Straße zu bringen“. Der Sondernheimer hat selbst eine kleine Autoschrauber-Werkstatt und „schon als Kind zuhause im Bad gern Chrom geputzt“. Als er den Wagen aus der Garage holte, habe er „eine Zeitreise“ mitgemacht: Im Innern fanden sich alte Fotos, ein kleines Parfümfläschen, Klamotten und Musikkassetten aus den Achtzigern. „Es war noch alles wie an dem Tag, als Jürgen das Auto in der Garage der Oma abgestellt hatte.“

Auf einer Party den Schlüssel abgeluchst

Die Karosserie der ersten Restaurierung 1986 war noch gut erhalten und der Lack „erstaunlich gut in Schuss“, berichtet Nährig. Die Technik musste komplett überholt werden: „Bremsen und Kupplung wurden erneuert, die Hinterachse überarbeitet, die Kardanwelle ersetzt, die Wasserpumpe ausgetauscht und die Lichtmaschine instandgesetzt “, zählt der 53-Jährige ein paar Dinge auf. Vier Monate lang hat er den Capri auf Vordermann gebracht – unterstützt von Hormuths Familie und weiteren Freunden. Auf einer Party luchsten sie ihm den Autoschlüssel ab, den der Capri-Besitzer nie vom Schlüsselbund genommen hatte.

"Der Sound ist unverkennbar"

Von da an ahnte Hormuth, dass „irgendwas im Busch ist“. Dass sein alter Ford Capri zu seinem 50. Geburtstag runderneuert vor der Tür stehen würde, hätte er sich aber nicht träumen lassen. „Ich erkannte ihn, bevor ich ihn sah, denn der Sound ist unverkennbar“, erinnert er sich an den Abend im März. Der Anblick seines alten neuen Autos vor 130 klatschenden Gästen war ein unbeschreiblicher Moment: „Da ist mir das Herz ein bissel in die Hose gerutscht“.

Jetzt steht der Capri auf der IAA

Dass der Capri jetzt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt steht, sei der „Wahnsinnsabschluss einer verrückten Geschichte“. Auch das hat Nährig eingefädelt. Der Sondernheimer, selbst Fan von alten Ami-Schlitten und Fahrer eines Chevrolet Pick-up, Baujahr 1949, hat die Bewerbung beim Automobilclub von Deutschland (AvD) abgegeben. Dieser präsentiert eine Sondershow mit 20 Tuning-Fahrzeugen aus „den wilden Siebzigern“. Hormuths Ford Capri steht neben Mercedes und Ferraris, Manta-Boliden aus dem Til-Schweiger-Film und einem Peugeot der Rallyefahrerin Michèle Mouton. Die beiden Freunde waren am Wochenende gemeinsam auf der IAA. Der Anblick seines Traumautos war für den Metzger aus Hördt wieder überwältigend: „Gigantisch. Ich kann das alles fast gar nicht glauben.“

Schlitze an der Karosserie kamen Mitte der 1980er-Jahre beim Testarossa heraus. Capri-Tuner Jürgen Hormuth hat sich damals am Fe
Schlitze an der Karosserie kamen Mitte der 1980er-Jahre beim Testarossa heraus. Capri-Tuner Jürgen Hormuth hat sich damals am Ferrari orientiert.
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