Kreis Südliche Weinstraße Tunnellösung bleibt ein Thema

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In den kommenden Wochen gehen die Kröten wieder auf Wanderschaft. Allein im Bad Bergzaberner Stadtteil Blankenborn werden gut 6000 Amphibien erwartet, die von freiwilligen Helfern über die Straße transportiert werden müssen. Die Vorbereitungen für die Rettungsaktion laufen auf Hochtouren.

Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich Johanna und Horst Reinheimer ehrenamtlich im Amphibienschutz. Das Ehepaar lebt in Karlsruhe und in Blankenborn. In diesen Tagen sind sie allerdings hauptsächlich in der Südpfalz anzutreffen, denn das Blankenborner Schutzsystem für Kröten, das vor einigen Jahren entlang der Kreisstraße 12 angelegt worden ist, muss auf Vordermann gebracht werden. Kurz hinter der Einmündung der Bundesstraße 427 – Bad Bergzabern in Richtung Birkenhördt – in die K 12 nach Blankenborn fallen Leitplanken auf, die aus dem Wald kommend bis direkt an den Straßenrand führen. „Das sind alte Leitplanken, die sind vor ein paar Jahren bei Straßenarbeiten übrig geblieben“, erzählt Reinheimer. Franz Grimm, damals zweiter Vorsitzender der Bezirksgruppe Pfalz des Naturschutzbundes, hatte die Idee, die Leitplanken fest in der Erde zu verankern, um so den Kröten den richtigen Weg zu weisen. Der Landesbetrieb Mobilität spielte mit. Deshalb gibt es in Blankenborn dieses außergewöhnliche Schutzsystem. Entlang der Leitplanken beziehungsweise der üblichen Schutzzäune, die es an manchen Stellen auch gibt, wird ein schmaler Pfad frei gehalten, auf dem sich die Kröten bei passendem Wetter in Richtung Straße bewegen. Im Abstand von mehreren Metern sind in den Boden Eimer eingelassen, in die die Kröten bei ihrer Wanderung fallen sollen. Von den freiwilligen Helfern werden die Kröten dann aus den eingegrabenen Eimern geholt und über die Straße getragen. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Teich, in dem die Kröten dann laichen. Zwei, drei Wochen später beginnt das Spektakel erneut, diesmal in umgekehrter Richtung. Eigentlich hatten die Helfer darauf gehofft, dass sie in diesem Jahr keine Kröten mehr über die Straße transportieren müssen. „Es war geplant, dass beim Ausbau der K 12 drei Krötentunnel gebaut werden“, erzählt Blankenborns Ortsvorsteher Michael Nauth, der seit vielen Jahren selbst Kröten über die Straße trägt. Wie berichtet, war die rund 2,3 Kilometer lange Strecke im vergangenen Jahr für rund 800.000 Euro ausgebaut worden. „Es gab die entsprechenden Zusagen, doch als dann die Straße ausgebaut wurde, hieß es, dass kein Geld mehr da sei für die Krötentunnel“, sagt Nauth. Etwa 25.000 Euro hätten die drei schmalen Tunnel gekostet, die mit Sand ausgelegt sein müssen, damit die Amphibien sie auch nutzen. Nauth hat die Hoffnung auf die Blankenborner Krötenunterführung noch nicht aufgegeben. Er setzt jetzt auf Brüssel: „Vielleicht geht da noch was mit EU-Mitteln.“ Über die Förderrichtlinien hat er sich informiert. Durch das Leaderprogramm lassen sich solche Tunnel eventuell finanzieren. Aber ein Eigenanteil bleibe auf jeden Fall, so Nauth. Das ist Zukunftsmusik. Bis es soweit ist, ist Handarbeit angesagt. Das Ehepaar Reinheimer hat in den vergangenen Wochen die eingegrabenen Eimer gesäubert und die „Trampelpfade“ freigelegt. Am Wochenende waren Mitarbeiter des Forstamts damit beschäftigt, Zäune und Leitplanken auszubessern. „Bei den Forstarbeiten wurde einiges beschädigt, das haben sie jetzt wieder instand gesetzt“, erläutert Ortsvorsteher Nauth. Wenn die Nächte im Frühjahr milder werden, begeben sich die Kröten bei Einbruch der Dunkelheit auf Wanderschaft. „Wir sind dann abends so zwei bis drei Stunden im Einsatz“, erzählt Horst Reinheimer. Etwa 14 Tage dauert es, bis die rund 6000 Kröten, die in den vergangenen Jahren im Bereich Blankenborn gezählt wurden, sicher in ihrem Laichgewässer angekommen sind. |jpa

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