Kreis Südliche Weinstraße Teurer Anruf

Am Steuer das Handy am Ohr oder gar eine Kurznachricht schreiben - das ist nicht nur verboten, sondern auch gefährlich. Die Polizei will sensibilisieren.

Bad Bergzabern: Ein kurzer Blick aufs Smartphone. „Hallo Liebling, wann kommst du?“ „Bin gleich da“, ist schnell eingetippt. Und das während des Autofahrens. Das ist nicht nur verboten, sondern gefährlich. „Finger vom Handy, Augen auf die Straße“, ist die Botschaft, für die die Polizei mit Kontrollen für das Thema sensibilisieren will.

60 Euro, ein Punkt in Flensburg

Sechs Autofahrer haben ihr Smartphone benutzt, 16 waren nicht angeschnallt. Das ist das Resultat der Schwerpunktkontrollen gestern in Bad Bergzabern. Innerhalb weniger Stunden wurden 27 Fahrer mit dem Handy am Ohr erwischt. Sie müssen 60 Euro bezahlen und bekommen einen Punkt in Flensburg. In Edenkoben waren es fünf und in Germersheim elf Autofahrer, die ihr Telefon benutzt haben. Nicht gering ist auch die Zahl der Verstöße gegen die Anschnallpflicht. Insgesamt wurden bei den Kontrollen in Landau und Edenkoben 61 Fahrer erwischt.

Unfälle wegen Handy sind schwer nachweisbar

„Ich bekomme jetzt freie Fahrt, ich habe nämlich kein Handy“, lächelt eine ältere Dame Polizeikommissar Pascal Göller an, der mit seinen Kollegen an der Sparkasse steht. Damit gehört sie zu den ganz großen Ausnahmen. Rund 15 Beamte, auch von der Bereitschaftspolizei Enkenbach-Alsenborn waren gestern im Einsatz, nicht nur um Bußgelder zu verhängen, sondern in erster Linie, um über die Gefahren, die mit der Nutzung des Smartphones während der Fahrt verbunden sind, aufzuklären. Polizeihauptkommissar Frank Lembach von der Polizeiinspektion (PI) Bad Bergzabern, der die Aktion koordiniert, hat schon auf der Fahrt zum Einsatzort einen telefonierenden Fahrer erwischt und angehalten. Es war ein Arbeiter, dessen Chef angerufen hat. Er bekomme keine Freisprechanlage, habe den Anruf aber entgegennehmen müssen, sei die Erklärung des Fahrers gewesen, erzählt Lembach. Unfälle wegen der Nutzung von Smartphones würden nicht oder noch nicht in der Unfallstatistik erfasst und seien auch schwer nachweisbar, so der Polizeibeamte.

"Vermutlich viele Unfälle aufgrund von Ablenkung"

„Die vermeintlich kurze Ablenkung wird viel zu oft unterschätzt und ist nach Expertenmeinung für eine Vielzahl von Verkehrsunfällen ursächlich, Tendenz steigend“, informiert der Pressesprecher der Polizeidirektion Landau, Sebastian Burkhard. „Wir vermuten, dass viele Unfälle auf Grund von Ablenkung passieren“, sagt der Leiter der PI Bad Bergzabern, Dieter Wolff. Zur Ablenkung gehören nicht nur das Telefon, sondern auch das Navigationsgerät, die Unterhaltungselektronik im Auto, Schönheitspflege, Streitgespräche, die Beschäftigung von Kindern oder das Rauchen, Essen oder Trinken.

Zwei- bis fünffaches Risiko beim Telefonieren

Die Zahl des Bundesministeriums für Verkehr, dessen Informationsbroschüre bei den Kontrollen verteilt wird, spricht für sich. Eine Sekunde Ablenkung bei 50 Stundenkilometern bedeutet 14 Meter Blindflug beim Fahren, beim Telefonieren am Steuer steigt das Unfallrisiko um das zwei- bis fünffache. „Muss denn das sein, ich habe an der roten Ampel nur das Display geputzt“, ärgert sich der nächste Autofahrer, der auf den Parkplatz gewunken wird. Er ist ehrenamtlich unterwegs und hat es eilig. „Allein das Aufnehmen des Smartphones ist eine Ordnungswidrigkeit“, informiert ihn der Polizeibeamte. „Das ist mein erster Punkt in Flensburg seit 50 Jahren“, stellt der Fahrer fest. Zudem kritisiert er, dass sein Verstoß geahndet wird und Rauchen am Steuer nicht. Das Kuriosum: Wäre er mit seinem Privatauto gefahren und dessen Start-Stopp-Automatik hätte gegriffen, das heißt, der Motor wäre an der Ampel aus gewesen, dann wäre es keine Ordnungswidrigkeit gewesen. Denn bestraft wird nur die Handynutzung bei laufendem Motor.

Gurtmuffel und ihre ganz besonderen Ausreden

Nicht wenige bekamen an diesem Tag auch ein Bußgeld, weil sie nicht angeschnallt waren. „Ich bin gerade losgefahren“, erklärt ein Fahrer in der Kapeller Straße, in der zwei Kontrollstellen eingerichtet worden waren. Allein in einer Stunde haben die Beamten acht Gurtverstöße aufgenommen. „Ich habe es vergessen“ oder „Mein Mann hat Krebs“, seien unter anderem Erklärungen, die man bekomme, erzählt der junge Beamte aus Enkenbach-Alsenborn. Eine ganz besondere Erklärung hatte eine Autofahrerin. Sie sei schwanger und habe gedacht, deswegen müsste sie sich nicht anschnallen, so die Fahrerin. Das gelte auch für ihre nicht schwangere Begleiterin. Auch in den kommenden Wochen will die Polizei mit Schwerpunktkontrollen für das Thema „Finger weg vom Handy“ sensibilisieren.

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