Kultur Südpfalz Talent und Leidenschaft

Das 13. Internationale Musikfestival in Weißenburg hat am Sonntagabend begonnen, das neben erfahrenen, renommierten Ensembles auch jungen Musikern ein Forum bietet. So konnte man am Montag im Relais Culturel Arthur Hinnewinkel kennenlernen.

Der vor 17 Jahren in den USA geborene Pianist studiert noch am Pariser Konservatorium, hat aber schon erste Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben gewonnen und präsentiert sich diesen Sommer auf französischen Musikfestivals. Im Programm ein Ausschnitt dessen, was man als Pianist im Repertoire haben muss, angefangen mit einer Klaviersonate von Joseph Haydn. Die Sonate Nr. 7 in D-Dur ist ein munteres Stück, was Arthur Hinnewinkel in seiner spielfreudigen, quirligen Wiedergabe der Ecksätze einfing. Dank der stilgerechten trockenen Artikulation kamen die Akzente im Bass hervorragend zur Geltung. Für den Largo-Mittelsatz wählte Hinnewinkel einen runden Anschlag und ein weiches Klangbild, was einen gelungenen Kontrast ergab. Im Habitus erinnerte seine Interpretation des Largo an die langsamen Sätze von Johann Sebastian Bachs Solopartiten. Hinnewinkel ließ sich zwischen den Werken verschiedener Komponisten Zeit zum Nachdenken, zur Konzentration auf die nächste, andere Klangwelt. Claude Debussys berühmte Suite Bergamasque mit ihrem schillernden, schwebenden Charakter verlangt vom Pianisten ein raffiniertes Spiel mit Klangfarben. Arthur Hinnewinkel hielt seine Interpretation wunderbar transparent, so dass feine Nuancen hörbar wurden. Spritzig und pointiert gab der Pianist die Rhythmik der Tanzsätze Menuet und Passepied. Zart und klangschön spielte er den bekanntesten Satz der Suite, Clair de lune. Die Barcarolle in F-Dur von Frédéric Chopin ist zwar nach der italienischen Barcarole benannt, ließ aber in Hinnewinkels Deutung nicht unbedingt an romantische Gondelfahrten in Venedig denken. Hinnewinkel ging Chopins Werk konsequent ohne jeden Weichzeichner an und leuchtete in seinem präzisen Spiel jede Note aus. Kraftvoll legte er die vollgriffigen Steigerungen an. Das Ergebnis war spannend, hätte aber ein Mehr an Poesie durchaus vertragen. Junge Musiker, die ihren ganz eigenen Zugang zu bekannten Stücken suchen, entdecken oft Dinge, die routinierte Kollegen „überspielen“. So wirkte Franz Schuberts „Wanderer-Fantasie“ in C-Dur in Hinnewinkels Interpretation stellenweise überraschend modern. Durch temporeich musizierte Läufe unterstrich der Pianist sein virtuoses Können, aber das war für Hinnewinkel eher ein Nebeneffekt. Er suchte, sehr energisch, nach dem Ausdruck hinter den Noten. Und fand diesen Ausdruck immer dann, wenn er sich Zeit nahm, die Akkorde weich abzufedern, ruhig und überlegt den Klang zu entfalten wie im Adagio. Auch in der fulminant gespielten Zugabe von Franz Liszt kamen das ungeheure Talent und die Leidenschaft für die Musik Hinnewinkels klar zum Ausdruck. Man darf gespannt sein, welchen Weg der junge Pianist in den nächsten Jahren einschlagen wird. Im Musikfestival von Wissembourg geht es kammermusikalisch weiter, morgen um 11 Uhr geben der Geiger Xiao Wang, der Cellist Christoph Croisé, der Klarinettist Damien Bachmann und der Pianist Albert Cano Smit eine kostenlose Matinee. Abends spielen das Novus Quartett und der Pianist Nikita Mndoyants ein russisches Programm mit Werken von Tschaikowsky und Schostakowitsch.

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