Kultur Südpfalz Spätlese mit Spitzen

Gewohnt scharfzüngig: Thomas C. Breuer in Landau.
Gewohnt scharfzüngig: Thomas C. Breuer in Landau.

Der Kabarettist Thomas C. Breuer ist gut doppelt so alt wie die Kleine Montagsreihe, kennt deren Macher aber schon seit 40 Jahren und war nun, zum Abschluss der 27. Auflage der beliebten Sommerreihe, bereits zum fünften Mal Gast im Innenhof des Frank-Loebschen-Hauses in Landau. Da weiß doch jeder, was er hat, zumal auch das Publikum in Ehren mit ergraut ist. Serviert wurde ein süffiger „Kabarett Sauvignon“.

Der Titel „Wortakrobat“ eilt Thomas C. Breuer voraus. Aber der in Eisenach geborene, in der Pfalz groß gewordene und heute in Rottweil lebende Kabarettist und Buchautor hat ja lange Beine, einen schier unerschöpflichen Atem und eine recht kernige Konstitution, um dem Lob hinterherzuflitzen und es in gewohnt spitzfindiger, scharfzüngiger, diesmal gar besonders süffisanter Weise einzuholen. Auch bei seinem Auftritt in Landau wurde er den weit gestreuten Vorschusslorbeeren gerecht und gab sie als besondere Veredlungskomponente in jenen Wein, den er seinen Fans als „Kabarett Sauvignon“ kredenzte. Im knallroten Anzug – pardon, die Farbwahl nennt sich „Spätburgunder mit einem Schuss Dornfelder“ – präsentierte er sich als „intakte Flasche“, die sich bereitwillig entkorken ließ, um ihren gehaltvollen Inhalt als „Ersatzflüssigkeit bei beharrlich nachlassender Virilität“ unters Volk zu mischen. Die Weinprobe, die sich nicht als Alkoholtest verstand, begann ein bisschen tröpfelnd mit lokalen Gewächsen aus Landau und der „Süßlichen Weinstraße, Lage Pfälzerwald“, in die sich namentlich viele Dörfer der Region einreihen ließen, was eher einer fleißigen Kellerarbeit als kabarettistischem Esprit gleichkam. Aber je weiter der auch gerne in der Schweiz und in Nordamerika agierende Sommelier seine Kreise zog, um so süffiger wurde die „spirituose Suche“ nach gehaltvollem Stoff, um so signifikanter die Sinnlichkeit, um so spritziger die Wortklaubereien. So ließ man sich gerne von „unfassbar formidablen“ Praktiken „neureicher Weingüter mit tiefentwurzelten Traditionen“ erzählen, mal echte, mal verballhornte – oft kaum in die jeweilige Kategorie trennbare Fachausdrücke um die Ohren hauen und den Mund von den blumigen Verkostungen manchen Edelgewächses wässrig machen. Als Sohn einer Gastronomenfamilie wusste Thomas C. B Breuer die passenden Speisen zu servieren, mit Anekdoten vom nimmersatt-zufriedenen Altbundeskanzler Helmut Kohl und anderen Politgrößen zu garnieren und die Wirkweise des Weines von den Römern übers Mittelalter bis ins heutige Vegan-Veggie-Zeitalter zu transportieren. Lebensmittelunverträglichkeiten wurden bei so viel Hochprozentigem einfach wegdesinfiziert oder – wie die Zöliakie zur „Priesterlosigkeit bei Frauen“ umfunktioniert. Nach dieser abendfüllenden Spätlese mit rauschhafter Schöngeistigkeit entließ das fachkundige Publikum den geistreichen Unterhalter freilich nur mit Bestnoten.

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