Karlsruhe Onkel Donald lässt grüßen

«Karlsruhe.» Erik Rastetter hat einen Nebenjob, um den ihn wohl viele beneiden. Der 52-Jährige Karlsruher zählt zum Übersetzerpool für Donald Duck-Comics. Das heißt, er bekommt in periodischen Abständen die englische Vorlage mit den Cartoons und den darüber stehenden Sprechblasen vom Verlag zugeschickt – und er übersetzt sie auf Deutsch oder sagen wir besser auf „Entenhausisch“. Wobei Übersetzen wohl sowieso nicht der richtige Terminus ist. Rastetter interpretiert die Schussligkeiten der beliebtesten Ente der Welt und bringt sie pointiert zu Papier. „Entscheidend ist die Atmosphäre einer jeden Geschichte, die man quasi erspüren muss. Beim Übersetzen ist natürlich zu allererst Phantasie, Humor und Sprachgefühl gefragt. Und natürlich muss man mit dem Donald-Duck-Kosmos vertraut sein. Man muss wissen, wie die Figuren ticken und den gesamten Kontext kennen.“ Kein Problem für Erik Rastetter. Denn der Badener ist überzeugter Donaldist. Soll heißen: „Wir sind eine Gruppe von Leuten, die versuchen den Donaldismus im Alltag auszuleben oder wissenschaftlich zu erforschen.“ Es gibt Kongresse, nach gespielte Geschichten und Codes, die jeder Donaldist versteht. Viel Arbeit gibt es beispielsweise auf dem Forschungsgebiet, wie sich die Enten eigentlich fortpflanzen. „In Entenhausen gibt es ja nur Onkels und Tanten“, meint er grinsend.“ Seit über zwei Jahrzehnten ist Rastetter Mitglied der obskuren Vereinigung zur Verbreitung des Donaldismus, die es in mehreren Ländern gibt. Noch länger sammelt er schon Donald Duck-Hefte. Seit 1999 ist der studierte Literaturwissenschaftler als Übersetzer hauptsächlich für das „Micky Maus Magazin“ sowie „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“ tätig. Das oberste und eherne Gesetz hat Erik Rastetter längst verinnerlicht: „Es heißt schlicht: Du sollst nicht langweilen. Man muss sich trauen mit der Sprache zu spielen, Sprachwitz gehört ebenso dazu wie Anspielungen auf die vielen Verflechtungen in Entenhausen. Man muss sich auf relativ knappen Raum pointiert ausdrücken“, sagt der 52-Jährige, der im wirklichen Leben als Kabarettist, Autor, Regisseur und Schauspieler sein Brot verdient, und von daher schon von Hause aus etwas von Text und Wirkung versteht. Wie er die schusslige Ente, die nicht nur Kinderherzen erobert hat – rund 25 Prozent der aktuellen Alben lesen Erwachsene – beschreiben würde? „Donald ist ein Loser, aber ein sehr sympathischer. Er ist sehr menschlich, stets reizbar, und eigentlich immer pleite. Aber es steckt auch ein echter Kämpfer in ihm.“ Allzu viel textliche Nähe zum Zeitgeist ist in den zeitlosen Abenteuern der Disney-Ente im Übrigen nicht erwünscht. „Jugendjargon, also Worte wie krass oder ähnliches, kommen eigentlich kaum vor. Da muss man sich schon was anderes einfallen lassen“, erklärt der Übersetzer, der den Comics relativ hohes sprachliches Niveau attestiert. Wer denkt, in den Sprechblasen finden sich nur lautmalerische „Aaaarghs“ oder „Ploooiiings“, der irrt. Viele der Zeichner und Autoren für die Comic-Alben kommen im Übrigen aus den Benelux-Ländern und Skandinavien. Die Heftreihe „Die tollsten Geschichten von Donald Duck“ sind das eigentliche Metier des Karlsruhers. Sein Lieblings-Donald ist im Übrigen jener in Form des legendären „Phantomias“. Besonders faszinieren den bekennenden Donaldisten nach wie vor Stories wie „Der Goldene Helm“ oder die „Geschichte im Land der viereckigen Eier“. „Da sind so viele surreale Momente drin, das ist echt hart“, meint der Literaturwissenschaftler. Und eines ist auch offensichtlich: „Ich mache diese Übersetzungen unglaublich gerne. Für mich ist das wie eine Art geistiger Wellness-Kur“, meint er schmunzelnd. Mit seinem Kabarett-Duo „Rastetter & Wacker“ ist er weit über die Grenzen der Fächerstadt bekannt. Sein Kabarett-Kollege Martin Wacker, seines Zeichens KSC-Stadionsprecher und Chef der Karlsruher Event-GmbH, die unter anderem „Das Fest“ veranstaltet, ist natürlich ebenfalls überzeugter Donaldist und hat eine immense Sammlung von Figuren der Ente, die er bereits öffentlich präsentierte.

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