Landau Ohne Kohle über alle Kontinente

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Gegenüber: Der Landauer Benjamin Nerding reist seit zwei Jahren mit seiner Freundin Marta Sobczak um die Welt. Auf einem Tandem. Das Paar ist zurück von seiner Reise durch Nordwesteuropa und verbringt einige Tage in Nerdings Heimatstadt, die auch seiner polnischen Weggefährtin ans Herz gewachsen ist. Sie planen bereits ihren nächsten Trip.

Die meisten Reisen enden dort, wo sie begonnen haben. Für Benjamin Nerding ist dieser Ort Landau. Doch für den 29-jährigen Weltenbummler ist die Stadt nur eine Durchgangsstation. Vor wenigen Tagen ist er von einer Tour durch den Norden Europas in die Südpfalz zurückgekehrt. Der nächste Trip steht aber schon: Quer durch den amerikanischen Kontinent, von Süden nach Norden. Mit dabei sind natürlich seine Freundin Marta Sobczak – und das Tandem. Vor fünf Jahren, also 2011, brach Nerding nach seiner Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in die Schweiz auf. Eigentlich wollte er nur drei Monate durch die Alpen wandern, doch dann hatte ihn das Reisefieber gepackt. Er pilgerte durch halb Europa und Nordafrika, dann blieb er anderthalb Jahre in Marokko. In Jordanien traf er vor zwei Jahren seine Freundin Marta, die sich ihm – von Liebe und Reiselust angesteckt – anschloss. Im Laufe dieses Jahres kam dann das Tandem dazu, mit dem das Paar die britischen Inseln und Island bereiste (wir berichteten). Die kurze Zeit in seiner Heimatstadt Landau will er intensiv nutzen. Soll heißen: Freunde treffen, Wein trinken und Zeit mit der Familie verbringen. Dazu kommen „viel schlafen und gutes, gesundes Essen, auch mal gut kochen.“ Um Energie zu tanken, die er für die Reisen braucht. „Wir fahren am Tag ungefähr zehn Stunden mit dem Tandem und schaffen 80 bis 120 Kilometer“, sagt Nerding. In den vergangenen vier Monaten seien sie über Luxemburg, Belgien, Frankreich und England nach Schottland gefahren, von dort weiter nach Irland, inklusive Nordirland. Im Anschluss über den Atlantik nach Island. Besonders der Inselstaat im hohen Norden hat es dem Paar angetan. „Das war eines der schönsten Länder, in denen ich bisher war.“ Drei Wochen sind sie über die Ringstraße gefahren, knapp 1500 Kilometer, und haben das Land bewundert. Und das alles ohne Geld. Denn für die Reisen brauchen sie keins. Dafür müssen sie manchmal Umwege in Kauf nehmen, um an Essen zu kommen. „Wir containern sehr oft“, sagt Nerding. Das bedeutet: Man nimmt sich Essen aus den großen Müllcontainern der Supermärkte. Hygienische Probleme sieht er dabei keine: Die meisten Waren, die sie in den Abfallbehältern finden, seien abgepackt und noch essbar. „Und gerade in Island herrschen meist Kühlschranktemperaturen, da ist das sowieso kein Problem.“ Auch die Übernachtungen kosten kein Geld. Die beiden schlafen meist in einem Zelt, wenn niemand sie für eine Nacht bei sich aufnimmt. Manchmal klingelt Nerding auch bei Anwohnern und bittet sie darum, im Garten kampieren zu dürfen. „Es findet sich meistens jemand, für den das in Ordnung ist“, erzählt er. Nur in Bezug auf das Tandem wird der 29-Jährige „paranoid“, denn falls es gestohlen wird, hat das Paar ein großes Problem. Falls die beiden wirklich mal Bargeld brauchen, bleiben sie eine Weile an einem Ort und suchen sich Jobs. Für die Beziehung sind die Reisestrapazen ein großer Test, erzählt Nerding. „Wir sind ja eigentlich immer 24 Stunden zusammen, ohne die Möglichkeit, mal die Tür hinter sich zuzumachen.“ Obwohl die Tage oft sehr unterschiedlich seien, habe sich eine gewisse Routine eingeschlichen, das sei aber kein Problem. „Wenn wir beim Aufstehen und Packen unsere Abläufe haben, sind wir umso schneller wieder unterwegs.“ Beim Strampeln hören die beiden gerne mal ein Hörbuch oder Musik. Im Frühjahr beginnt die nächste Reise. „Wir heuern auf einem Segelschiff an und fahren nach Südamerika.“ Am besten sei es, wenn sie in Feuerland landen würden, denn von dort aus wollen sie durch den Kontinent bis nach Alaska radeln. „Im Zick-Zack, damit wir jedes Land bereisen, inklusive aller Inseln.“ Die Überfahrt auf dem Schiff wollen sie auf ihre eigenen Art und Weise stemmen: ohne Geld. Ihr Ticket wollen sie sich auf dem Schiff erarbeiten, indem sie die Crew unterstützen. Die Rundfahrt soll drei oder vier Jahre dauern. Menschen, deren Reiselust geweckt ist, möchte Nerding ein paar Tipps mitgeben. Das Wichtigste sei: „Mut mitbringen und gleichzeitig auch ein bisschen Naivität behalten. Natürlich darauf achten, mit wem man Zeit verbringt, aber gleichzeitig den Menschen offen entgegentreten.“ Die Welt sei nicht so, wie sie durch die Medien vermittelt werde, man solle seine eigenen Erfahrungen machen. „Und an die Leute zu Hause denken, die machen sich Sorgen. Irgendwie den Kontakt halten.“ INFO Wer Nerdings Reisen verfolgen möchte, kann sich im Internet jederzeit über viele Kanäle – auch auf You Tube – auf dem Laufenden halten: —www.facebook.com/thetandemramblewww.thetandemramble.com

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