Kreis Südliche Weinstraße Mehr Anerkennung für Pfleger und Erzieher

Katarina Barley, Alexander Schweitzer und Thomas Hitschler lassen sich von Gabi Bastian, Maximilian Vielhauer, Jessica Hoffelder
Katarina Barley, Alexander Schweitzer und Thomas Hitschler lassen sich von Gabi Bastian, Maximilian Vielhauer, Jessica Hoffelder und Gabriele Haß (von links) einige Pflegehandgriffe zeigen.

«Annweiler.» Wenn man den Begriff Zukunftsberufe hört, denkt man automatisch an Computer. „So ist das aber nicht“, betont Katarina Barley (SPD), „soziale Beruf sind die Zukunftsberufe.“ Deshalb machte die Bundesfamilienministerin bei ihrer Sommerreise gestern Station am Standort Annweiler der Berufsbildenden Schule (BBS) SÜW, schließlich werden dort Altenpfleger, Altenpflegehelfer und Sozialpädagogen ausgebildet.

Von der Ausstattung der BBS und dem Bildungsangebot zeigte sich die Ministerin begeistert. Sie bedauerte es zum Abschluss ihres Besuches, dass ihr enger Terminkalender nur eine Stunde Zeit für Schüler und Lehrer in Annweiler zuließ. „Ich würde mir gerne noch mehr hier anschauen“, sagte Barley, als ihre Begleiter bereits unmissverständlich auf die Uhr deuteten. „Kommen Sie doch einfach wieder. Sie sind bei uns jederzeit herzlich willkommen“, sprach Schulleiterin Petra Reuter eine erneute Einladung aus. Katarina Barley nahm die Einladung an. Sie hoffe, dass sie auch nach der Bundestagswahl im September noch Familienministerin sei. „Wenn aber nicht, dann werde ich dieses Feld auf jeden Fall weiter beackern“, kündigte die 48-Jährige an. Schüler und Lehrer der BBS nahmen ihr das gerne ab. Merkten sie doch, mit wie viel Leidenschaft sie sich den Themen Altenpflege und Erziehung widmet. „Es ist einfach nicht fair, dass ich jemandem, dem ich mein Auto oder meine Waschmaschine anvertraue, so viel Geld mehr bezahle, als den Menschen, die sich um meine Kinder oder meine pflegebedürftigen Angehörigen kümmern“, sagte Barley. Sie forderte für Erzieher und Altenpfleger eine angemessene Bezahlung. Sie habe schon von vielen Altenpflegern die Aussage gehört, dass sie sich zwar über mehr Lohn freuen würden, aber durchaus bereit wären, auf Geld zu verzichten, wenn es dafür mehr Personal gebe und sie mehr Zeit für die Pflegebedürftigen hätten. „Das beweist zwar die Liebe dieser Menschen zu ihrem Beruf “, sagte Barley, „das kann es aber nicht sein. Diese Leute haben eine bessere Bezahlung verdient.“ Sie empfahl den angehenden Pflegern und Erziehern eine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Denn ohne starke Gewerkschaften werde es keine vernünftigen Tarifverträge geben. „Wir haben zwar schon einiges verbessert, aber sobald es ums Geld geht, wird es schwierig“, sagte Barley, die seit Anfang Juni das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend führt. Barley warb für die Generalisierung bei der Ausbildung in den Pflegeberufen. Das vor wenigen Monaten verabschiedete Pflegeberufsreformgesetz ermöglicht einen leichteren Wechsel innerhalb der verschiedenen Pflegeberufe. Bisher mussten sich Auszubildende in den Pflegeberufen zu Beginn ihrer Ausbildung entscheiden, ob sie in die Krankenpflege, die Kinderkrankenpflege oder doch in die Altenpflege wollten. Diese frühe Festlegung fällt nun weg. Nur fünf bis sieben Jahre arbeiten Altenpfleger im Schnitt in ihrem Beruf, bevor sie wechseln. „Das ist ein Problem. So viele Altenpfleger können wir gar nicht ausbilden, wenn die Verweildauer im Beruf dann nur so kurz ist“, gab Barley zu bedenken. „Es gibt natürlich auch Altenpfleger, die 25 oder 30 Jahre im Beruf sind“, ergänzte Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef im Mainzer Landtag, „ganz entscheidend dafür sind aber die Arbeitsbedingungen und die jeweiligen Arbeitgeber.“ Barley, Schweitzer, der SPD-Bundestagsabgeordnete Thomas Hitschler und Landrätin Theresia Riedmaier (SPD) schauten sich in einem der modernen Unterrichtsräume für Alten- und Krankenpfleger um. Jessica Hoffelder, Gabi Bastian und Maximilian Vielhauer, alle im dritten Ausbildungsjahr, demonstrierten dabei an Übungspuppen ihr bereits erworbenes Können. Lob gab es dafür nicht nur von den Politikern, sondern auch von Fachlehrerin Gabriele Haß. Es sei noch ein ganz langer Weg, bis Altenpflegern, Krankenpflegern oder Erziehern die Anerkennung zukomme, die ihnen gebühre, so Barley. „Aber lassen Sie sich nicht entmutigen, wir brauchen Sie“, sagte sie zu den gut 30 Schülern, die die Ministerin befragen durften.

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