Kultur Südpfalz Lupenreiner Klang

Ausdrucksstarker Gesang: der Maulbronner Kammerchor in St. Leodegar.
Ausdrucksstarker Gesang: der Maulbronner Kammerchor in St. Leodegar.

Der vielfach preisgekrönte Maulbronner Kammerchor war Gast der Musiktage Südpfalz in Kooperation mit der katholischen Kirche St. Leodegar in Steinfeld und der Stadt Bad Bergzabern und bot unter seinem neuen, jungen Dirigenten Benjamin Hartmann vor einer großen Zuhörerschar Chorgesang vom Feinsten.

Das Konzertprogramm stand in Verbindung mit dem Reformationsjubiläum und trug den Titel „Geld und Gerechtigkeit“. Mit diesen Begriffen, für Luther sehr wichtige Sujets und heute immer noch hochaktuell, wie aus dem sehr ansprechenden, mit viel Liebe gestalteten Programmheft hervorgeht, setzte sich der Chor in klug konzipierter Werkwahl auseinander. Fragt man den Chorleiter Hartmann nach seinen Leitgedanken für die Zusammenstellung eines Konzertprogramms, ist seine Antwort „Kontinuität und Kontrast“. Auch das Konzert in Steinfeld stützte sich auf diese Eckpfeiler. Da rankten sich um das Hauptwerk „Warning to the rich“ (1977) des Schweden Thomas Jennefelt, das mit harten Worten den Untergang der Reichen verkündet, bekannte und selten aufgeführte Werke, stets das übergeordnete Thema in verschiedenen Facetten im Blick behaltend. Da standen sich Kompositionen populärer und unbekannter Tonschöpfer aus dem 18. bis 20. Jahrhundert gegenüber und brachten in den unterschiedlichsten Stilen das Thema zum Ausdruck. Wird das Programm dann in solch brillanter Form dargeboten wie vom Maulbronner Kammerchor, ist das Konzert ein musikalischer Hochgenuss. In allen Darbietungen der anspruchsvollen vier- bis zehnstimmigen A-cappella-Sätze glänzte der mit achtunddreißig gemischten Stimmen besetzte Chor mit lupenreinem Klang, enormer Ausdrucksstärke und differenzierter, spannungsreicher Dynamik. Die an manchen Stellen nicht ganz nadelscharf gelungenen Einsätze waren allenfalls kleine Schönheitsfehler und taten der Gesamtleistung keinen Abbruch. Ihre Spitzenqualitäten präsentierten Sängerinnen und Sänger bereits in dem Kyrie und Gloria aus der Deutschen Liturgie für Doppelchor und Soloquartett von Mendelssohn. Mit sehr viel Feingefühl formten sie die Kontraste in Tempo, Klang und Lautstärke. Schönes Legato und satter Klang prägten das Graduale „Os iusti“ von Bruckner. Das Konzertthema exakt auf den Punkt brachte der Chor mit der Motette „Da es nun Abend ward“ von Gottfried August Homilius, die das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg zum Inhalt hat und vom Chor in klarer Transparenz und leichter Tongebung gesungen wurde. In wohlgeformter Artikulation ertönte die Motette „Was hast du, Mensch“ desselben Komponisten. Sehr eindrucksvoll klang das Hauptwerk des Konzerts „Warning to the rich“. Benjamin Hartmann gab seiner Sängerschar prägnante Anweisungen zu den stimmlichen Effekten wie flüstern, summen, sprechen und zu den musikalischen Gestaltungsmitteln wie wuchtige Crescendi und ausgedehnte „Orgelpunkte“. In spätromantische Gefilde begab sich der Chor dagegen mit den Werken „Justorum Animae“ von Charles Villiers Stanford und „Ach, arme Welt“ von Brahms, die er überaus homogen vortrug. Als feinsinnige rhythmische Gestalter zeigten sich die Sängerinnen und Sänger in „Exultate Deo“ von Francis Poulenc. Dramatik und Spannung bauten sie auf in dem selten aufgeführten „Jesus und die Krämer“ von Zoltán Kodály. Die Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert von Vaclovas Augustinas, Peteris Vasks, Lajos Bárdos und Z. Randall Stroope verbanden moderne und traditionelle Mittel, verlangten wandlungsfähige Stimmen und feines Gespür für dissonante Klangsprache. Der Maulbronner Kammerchor bewältigte diese Anforderungen meisterhaft. Musikalisch „umarmt“ wurden die Zuhörer in der Zugabe, als der Chor im Kirchenraum verteilt sehr stimmungsvoll das Abendlied von Kodály sang.

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