Landau Landauer Zoo nicht komplett barrierefrei

Schwere Türen, Steigungen über sechs Prozent oder blickdichte Zäune: Was Fußgängern nicht auffällt, kann für Rollstuhlfahrer ganz schön beschwerlich sein. Auch im Landauer Zoo ist noch nicht alles barrierefrei. Mit Fördergeldern für barrierefreien Tourismus in der Südpfalz soll nachgebessert werden.

Auf der Wunschliste ganz oben steht das Erdmännchen-Gehege. Zoodirektor Jens-Ove Heckel möchte die Anlage erweitern und Kindern und Rollstuhlfahrern mit Glasscheiben eine bessere Sicht auf die flinken Tierchen ermöglichen. Falls die beantragten Fördergelder fließen. „Die Erdmännchen sind nur zu sehen, wenn man einige Stufen hochgeht“, sagt der Zoodirektor. Glasscheiben auf einer tieferen Ebene wären eine entscheidende Aufwertung. Der Umbau kostet laut Heckel 28.000 Euro. Dafür ist der Zoo auf die Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz angewiesen. Zug um Zug erneuert sich der Landauer Zoo. Hinsichtlich der Barrierefreiheit habe sich noch nicht genug getan, kritisiert Leserin Diane Klepsch aus Neustadt. Obwohl beim Umbau schon so viel verbessert worden sei, sei es versäumt worden, den Streichelzoo jederzeit für Rollstuhlfahrer zugänglich zu machen, moniert sie. Zoodirektor Jens-Ove Heckel weist die Kritik zurück. „Bei uns rennt Frau Klepsch offene Türen ein“, betont er.

Zugang zu Ziegen trotz Umbau nicht barrierefrei

Die Neustadterin ist Mutter einer 20-jährigen Rollstuhlfahrerin. „Meine Tochter liebt Tiere. In allen Ferien besuchen wir deshalb den Zoo“, berichtet Klepsch. Vom Umbau des Zoos sei sie begeistert, viele Gehege könnten Rollstuhlfahrer heute leichter einsehen. Auch das Streichelgehege, bei dem die Holzverkleidung entfernt wurde. „Trotzdem verstehe ich nicht, warum beim Umbau kein barrierefreier Zugang zu den Ziegen eingeplant wurde“, sagt Klepsch. Um den Streichelzoo zu besuchen, müssen Rollstuhlfahrer erst einen Zoomitarbeiter mit Schlüssel finden. In anderen Zoos und auch beim Landauer Kängurugehege seien als barrierefreier Zugang Schleusen üblich, die Rollstuhlfahrern den Zugang ermöglichen. „Die Ziegen sind so agil und frech. Die würden uns jeden Tag durch die Schleuse entwischen“, prophezeit Heckel. Die Kängurus seien scheuer und zurückhaltender. „Aus Sicherheitsgründen und auch wegen der Gefahr von Tierseuchen ist das bei uns leider nicht machbar.“

Stadt arbeitet an Inklusionskonzept

Nachwuchskräfte der Stadtverwaltung Landau arbeiten laut Heckel an einem Konzept, um den Zoo inklusiver zu gestalten, wie das bereits schon 2014 geschehen ist. „Das Schöne ist, dass Verbesserungen für eine Besuchergruppe meist auch einen positiven Effekt für die anderen haben“, sagt der Zoodirektor. Er berichtet beispielsweise von einer gemeinsamen Besprechung mit der geschäftsführenden Leiterin der Zooschule, Gudrun Hollstein, und dem Stammtisch „Barrierefreies Landau“. Einige Vorschläge seien kurzfristig umgesetzt worden. Als Beispiele nennt Heckel die Rundwegbeschilderung zur besseren Orientierung für sehbehinderte Besucher mit Leuchtmanschetten und Piktogrammen, Tiermodelle und Fühltafeln mit Pfotenabdrücken aus Beton zum Preis von jeweils 180 Euro und Führungen für gehörlose Erwachsene. Auch einige Wege wurden barrierefrei ausgebaut und Steigungen über sechs Prozent auf dem Zooplan kenntlich gemacht. Laut Heckel gibt es weitere Pläne: Es sollen mehr automatische Türen eingesetzt werden, wie am Affenhaus, die Picknicktische rollstuhlgerecht umgebaut und die Tastobjekte-Sammlung um neue Tierpfoten erweitert werden. Zudem könnten an vielen Stellen Zäune und Gitter durch Sicherheitsglas ersetzt werden, damit die Tiere besser zu sehen sind. Auch der Zooführer in leichter Sprache, der in Zusammenarbeit mit der Universität entwickelt wurde und bereits vergriffen ist, soll neu aufgelegt werden.

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