Landau Landau: GPS-Sender für Meister Adebar

Der Rucksack mit Peilsender wiegt nur drei Prozent des Körpergewichts eines ausgewachsenen Storches.
Der Rucksack mit Peilsender wiegt nur drei Prozent des Körpergewichts eines ausgewachsenen Storches.

Mehr als 270 Störche leben in der Südpfalz. Zwei von ihnen hat der Verein Aktion Pfalz Storch mit GPS-Sendern ausgestattet. Das soll helfen, ihre Flugrouten nach Afrika zu erforschen.

In etwa zehn Metern Höhe thront das Storchenpaar in seinem Nest auf den Wiesen hinter der Golden-Grape-Ranch bei Mörlheim. Bereits seit zehn Jahren gibt es den Nistplatz auf dem Gelände von Marco und Nadine Dexler. Die Storchenmama brütet schon zum zweiten Mal in Mörlheim und stammt ursprünglich aus Rußheim in Baden-Württemberg. „Ihr letztjähriger Partner ist nicht zurückgekehrt, wahrscheinlich ist er gestorben“, mutmaßt Ranchbesitzer Dexler. „Dafür hat sie jetzt einen neuen Partner gefunden, der in Winden geboren wurde.“ Dass man die Herkunft der Störche so genau kennt, ist auch der Aktion Pfalz Storch aus Bornheim zu verdanken. Vereinsmitglied Christian Reis beringt Jungstörche in der Region und verpasst ihnen damit eine Identifikationsnummer. Mit Kollegin Christiane Hilsendegen und Wolfgang Fiedler, Leiter der Vogelwarte Radolfzell, ist Christian Reis gestern zwischen Rülzheim und Neustadt-Duttweiler unterwegs. Auf ihrer Tour beringen sie nicht nur elf Jungstörche, sondern „besendern“ sie auch. Das heißt, die Tiere werden mit einem kleinen Rucksack inklusive Peilsender ausgestattet. Zu diesem besonderen Ereignis – eine „Besenderung“ kostet pro Storch 2472 Euro – kommen nicht nur die Geldgeber, also die Landräte der Südlichen Weinstraße und von Germersheim, Theresia Riedmaier und Fritz Brechtel, sondern auch 19 Schüler der Montessori-Schule Landau. Staunend beobachten sie, wie Reis mit einem Wäschekorb in schwindelerregende Höhen steigt und die Vogelbabys aus dem Nest holt. „In 90 Prozent der Fälle machen sich die Altstörche aus dem Staub, wenn sie mich kommen sehen“, berichtet Reis. „Die Jungstörche stellen sich tot.“ Diesmal lag eines der Vogelbabys aber wirklich tot im Nest. Laut Reis ist das nicht ungewöhnlich: „Zwei Drittel der Störche überstehen das erste Lebensjahr nicht.“ Bei Nestlingen sind dafür oft die wenige Tage vorher geschlüpften Geschwister schuld. Es kommt vor, dass sie den Schwächeren Nahrung wegfressen oder sie aus dem Nest werfen. „SÜW 3“ und „Maxi“, wie die zwei Störche in Mörlheim heißen, haben den Überlebenskampf im Nest offenbar gewonnen und lassen sich ganz ohne Murren von Reis nach unten tragen. Schockstarre nutzt Storchenexperte Fiedler, um die Tiere auszumessen, zu wiegen und vor allem, um ihnen die Sender anzulegen. Wie ein Rucksack werden sie den Störchen auf den Rücken gepackt. Sie schicken täglich Daten per SMS an die Forscher. Darüber, wo sich die Störche aufhalten und was sie gemacht haben. Mit der App „Animal Tracker“ kann jeder, der möchte, den Flug der Störche mitverfolgen. Das wird auch die Klasse 5/6 der Montessori-Schule im kommenden Schuljahr machen. Klassenlehrerin Frauke Grevener verrät, dass die Schüler fächerübergreifend am Storchenprojekt arbeiten werden: zum einen in den Naturwissenschaften, aber auch in Deutsch und Erdkunde. Schließlich fliegen die Störche bis nach Afrika. Sofern sie die Reise überleben. Die Sterblichkeitsrate ist sehr hoch. 2016 sind nur neun von 25 besenderten Störchen zurückgekehrt. Der Rest ist gestorben, an Stromschlägen an ungesicherten Strommasten, aber auch durch Abschüsse und Adler-Attacken. Die Aktion Pfalz Storch und die Vogelwarte Radolfzell wollen die gewonnen Daten auch nutzen, um die Flugrouten der Vögel sicherer zu machen. Germersheim

Drei Kilogramm zeigt die Waage bei Storch „SÜW 3“ an.
Drei Kilogramm zeigt die Waage bei Storch »SÜW 3« an.
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