Landau Kommunen bekommen weniger

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Südliche Weinstraße, Bernd Jung, ist sauer. Dann spricht er nicht mehr südlich (so der Werbeslogan der Bank), sondern Tacheles: Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank rüttele an den Grundfesten der Wirtschaft und gefährde die wichtige private Altersvorsorge. „Die Politik der EZB muss ein Ende finden“, sagte Jung im Bilanzpressegespräch.

Alles in allem habe die Bank 2016 trotz schwieriger Rahmenbedingungen und Niedrigzinsen das vergangene Jahr „solide gemeistert“. Sie habe im Kreditgeschäft und bei den Einlagen zugelegt, das Bilanzvolumen sei um 28 Millionen Euro auf 2,851 Milliarden Euro leicht gewachsen. Mit den Rahmenbedingungen meint Jung Verunsicherung über den Brexit, über die US-Wahl, Angst vor Anschlägen und vor der italienischen Bankenkrise. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden betrug der Jahresüberschuss wie im Vorjahr rund neun Millionen Euro. Die Sparkasse musste dafür aber auch mehr Aufwand treiben: Die Aufwand-Ertrags-Relation lag mit 62,2 geringfügig über dem Vorjahreswert von 61,9. Das heißt, dass die Sparkasse 62,2 Cent ausgeben musste, um einen Euro zu generieren. Dieser Wert liegt laut Jung noch immer deutlich unter dem Durchschnittswert der rheinland-pfälzischen Sparkassen (66,5), der zudem viel deutlicher angestiegen ist (65,6 im Vorjahr). 2016 hat die Sparkasse 25 Menschen weniger beschäftigt als im Vorjahr. Dies sei nur der natürlichen Fluktuation geschuldet, sei es durch Arbeitgeberwechsel oder Eintritte in den Ruhestand. Dadurch sank der Personalaufwand um eine Million Euro. Trotz niedriger Zinsen wechseln die Privatkunden nicht verstärkt zu Geldanlageformen mit höherer Rendite. Die Summe der Spareinlagen ist seit Jahresbeginn um 50 Millionen Euro gestiegen. Bei den Firmenkunden gab es einen Zuwachs um 52 Millionen Euro. Insgesamt beläuft sich das Einlagengeschäft auf ein Volumen von 2,3 Milliarden Euro (2,2 Milliarden im Vorjahr). Auch bei Krediten berichtet Jung über Zuwächse um 40 Millionen Euro, davon plus 21 Millionen Euro bei Privatkunden und plus 19 Millionen Euro bei Firmenkunden auf jetzt 1,88 Milliarden Euro. Traditionell verzeichnet die Sparkasse mehr Einlagen als Kredite. Die Lebensversicherung hat trotz gesunkenen Garantiezinses keineswegs ausgedient, weil sie nicht nur Alters-, sondern auch Risikovorsorge ist. Die Gesamtversicherungssumme von fast 38 Millionen Euro im Neugeschäft liegt leicht (plus 200.000 Euro) über dem Vorjahresergebnis. Lebensversicherungen seien gerade für Menschen mit kleinen und mittleren Vermögen eine Chance, von den Entwicklungen auf dem Kapitalmarkt zu profitieren, so Jung. „Sie sind ein ganz wesentlicher Baustein der privaten Altersvorsorge.“ Trotzdem legen 36 Prozent der Bevölkerung kein Geld fürs Alter zurück, sagt Jung unter Berufung auf das Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Gerade in der Null- oder Niedrigzinsphase müsse man früh mit dem Sparen beginnen. Große Zuwächse gab es beim Bausparen: Die Gesamtsumme bei Neuabschlüssen stieg von 84,3 auf rund 87 Millionen Euro. Jung verweist auf einen Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wonach Landau und Speyer auf dem Immobilienmarkt zu den kreisfreien Städten mit besonderem Potenzial gehören. Eine sehr positive Grundstimmung erfahre er aber auch aus Handwerk und Industrie. Jung: „Wir leben in einer rundum gesunden Region.“ Dieses Jahr wird die Sparkasse nur eine Million Euro an die Gebietskörperschaften als Gewährträger (die für eventuelle Schulden geradestehen müssten) abführen, eine Million Euro weniger als vor einem Jahr. 64 Prozent davon gehen an den Kreis, 28 Prozent an die Stadt Landau und 8 Prozent an Edenkoben. Neue Online-Angebote sind „Paydirekt“ für Online-Käufe und die Zahlungsfunktion Kwitt in der Sparkassen-App zum Verschicken von Geld von einem Handy zum nächsten. Bei bis zu 30 Euro geht das ohne Transaktionsnummer (Tan).

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