Karlsruhe Kommentar: Nebelkerze

Autonom fahrende Autos gibt es schon. Das wahre Thema

für Autofahrer ist die Alternative zum Verbrennungsmotor.

„Testfeld autonomes Fahren“ heißt das Zauberwort. Und wenn man zuhört, könnte man meinen, es gehe um das große Ganze des Automobilbaus. Die Zukunft. Die Technik. Die Grundlagenforschung. Da kann man schon mal knapp sieben Millionen Euro Steuergeld allein in das „Testfeld“ Karlsruhe versenken. Für sieben Millionen Euro hätte man 140 Tesla „Model 3“ bestellen können mitsamt einem „Autopilot“ genannten System, das vollkommen korrekt die Spur auch auf vernachlässigten Straßen hält. Und auf Autobahnen muss man nur den Blinker antippen und das Auto „schaut“, ob die Bahn frei ist und wechselt die Spur. Zwei Sachen kann das System nicht: Unfälle verhindern, die auch ein Fahrer nicht verhindern kann, und ganz allein von A nach B fahren. Ersteres wird kein System jemals können, das Zweite kann dafür eine Eigenentwicklung von Google, die seit 2014 funktioniert, seit 2016 auf öffentlichen Straßen herumfährt. Worum es wirklich beim „autonomen Fahren“ geht? Um Geld und Ablenkung, darf man sagen. Geld, weil das „Testfeld“ und die damit verbundene Forschung an mehreren Instituten der Steuerzahler bezahlen darf. Nicht die Autokonzerne, deren Interesse es doch eigentlich sein müsste. Tesla und Google haben selbst für die Forschung für ihre Systeme bezahlt. Aber auch an anderer Stelle soll Geld locker gemacht werden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht beispielsweise davon, dass flächendeckend der Mobilfunkstandard 5G verfügbar gemacht werden müsse, um autonomes Fahren „überhaupt möglich“ zu machen. Nur: „Autonom“ heißt nicht „ferngesteuert“! Nebenbei: Googles Autos wurden zuerst in Nevada auf die Straßen gelassen, nicht gerade ein US-Bundesstaat der Hochtechnologie mit 5G-Masten an jeder Ecke. Das Argument zieht also nur, wenn man auch noch über das „autonome Fahren“ den Mobilfunksektor subventionieren will. Bleibt noch das Ablenken von den eigentlichen Problemen der Autobranche: das Stinkerimage. Dass sich heute jeder Autofahrer fragt, ob er sich noch mal ein Auto mit Verbrennungsmotor kauft oder lieber wartet, bis der Seine irgendwann den Euro-6-Geist aushustet (der eh nur an milden Tagen auf dem Rollenprüfstand erscheint) – das kann man bei der Debatte ums „autonome Fahren“ fast vergessen. Aber nur fast! Denn: Wer heute schon ein Auto will, das nicht stinkt, kann sich einfach bei Herstellern umsehen, die das können. Autonomie bekommt er dann obendrauf. Nur ein Emblem eines deutschen Autoherstellers gibt’s nicht dazu.

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